Bronwyn Jameson
dein Bruder noch am Leben ist, aber dein Vater weigerte sich, die Hoffnung aufzugeben. Das war seine größte Schwäche. Er konnte einfach nicht loslassen.“
„Ja.“ Sie nickte heftig. „Seine Unfähigkeit loszulassen oder auch mal nachzugeben war immer seine größte Schwäche.“
Das stimmte. Und wenn er mit dem Flugzeug unterwegs gewesen war, weil er stur war und an seiner Rache festhielt, dann hatte ihn diese Schwäche das Leben gekostet.
„Und wie ist es mit dir?“ Ric strich Kimberley eine lose Strähne hinter das Ohr und küsste sie dann auf das Ohrläppchen. „Kannst du loslassen und dich von der Vergangenheit lösen? Um genau hier und jetzt wieder neu anzufangen? Wirst du bleiben?“
10. KAPITEL
Ric hatte Kimberley nicht überreden können, Sonntagnacht bei ihm zu bleiben. Aber bevor er sich von ihr mit einem langen Kuss verabschiedete, hatte er sie davon überzeugen können, dass sie unbedingt am Montagnachmittag mit ihm nach Janderra fliegen musste. Wegen der wichtigen Vorstandssitzung am Donnerstag, der allgemeinen Unruhe in der Firma und wegen des noch immer fallenden Aktienkurses hätte er wohl lieber in Sydney bleiben sollen. Doch er wollte auf keinen Fall, dass Kimberley im Haus war, wenn man die Toten an Land brachte. Und ausnahmsweise stimmte Ryan ihm diesmal zu.
Sie starteten am späten Nachmittag mit dem kleinen Firmenjet. Und dieses Mal saß Kim neben Ric und erlaubte ihm, beim Start ihre Hand zu halten. Allerdings musste sie unbedingt betonen, dass sie eigentlich nicht ängstlich war.
„Nur als wir von Neuseeland herüberkamen, musste ich daran denken, dass wir die Stelle überflogen, über der das Flugzeug abgestürzt war. Das war vielleicht ein bisschen albern, denn so genau konnte ich es ja nicht wissen, aber …“
„Das ist überhaupt nicht albern.“ Ric nahm ihre Hand und küsste sie auf die Fingerspitzen. „So habe ich wenigstens eine Entschuldigung dafür, deine Hand zu halten. Tu mir doch den Gefallen.“
„Das gehört nicht zu meiner Arbeitsplatzbeschreibung.“
„Dann werden wir es noch ergänzen.“
Lächelnd schüttelte sie den Kopf.
„Und? Womit hast du deinen ersten Tag verbracht?“, fragte er.
„Ich habe die Leute meiner Abteilung kennengelernt, Jahresberichte gelesen und versucht, mich ein bisschen zu orientieren. Es hat sich viel verändert, und ich habe eine Menge nachzuholen.“
Allerdings. Und was das Unternehmen betraf, hatte er auch nichts dagegen, dass sie sich um das kümmerte, was gewesen war. Ansonsten hielt er an dem fest, was er ihr in seinem Schlafzimmer gesagt hatte. Sie sollten die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen. Sie sollten neu anfangen. „Hat Max dir helfen können?“
„Oh, ja, Max ist ein Lichtblick bei all den trockenen Bilanzen.“ Sie schmunzelte.
Ric musterte sie misstrauisch. Max Carlton war als Charmeur bekannt. Jeder in Sydney und Umgebung wusste das, aber wenn er mit Kim …
Kimberley lachte laut los, als sie seinen grimmigen Gesichtsausdruck sah. „Beruhige dich, Ric. Er hat weder meine Hand halten noch sonst etwas mit mir tun wollen. Wir haben uns nur zum Kaffee getroffen und alles Mögliche durchgesprochen. Er war sehr hilfsbereit und hat mir viel von der Personalpolitik des Unternehmens erzählt . Übrigens hat er mir Holly McLeod als Assistentin empfohlen.“
„Gute Wahl.“
„Ja, finde ich auch. Ich habe mich auch schon kurz mit ihr unterhalten. Vorläufig brauche ich allerdings keine persönliche Assistentin.“
„Es steht dir aber eine zu. Als Managerin und als Mitglied des Vorstands.“
„Was nicht bedeutet, dass ich mich auch daran halten muss“, gab sie sofort zurück. „Ich werde Holly einsetzen, wenn ich sie wirklich brauche. Aber sie ist sehr gut. Das habe ich gleich festgestellt, als sie mir auf meinen Wunsch hin eine Infomappe über die Juwelenshow zusammenstellte.“
„Hast du schon reinsehen können?“
„Nur sehr oberflächlich.“
Ric musste daran denken, wie sehr Kim sich verändert hatte. Zehn Jahre zuvor hätte sie auf ihrem Vorrecht als Mitglied der Familie Blackstone bestanden. Das schien jetzt nicht mehr der Fall zu sein, und das gefiel ihm. Doch dann fiel ihm auf, dass sie den Blick gesenkt hielt und die Brauen leicht zusammenzog. Irgendetwas störte sie. „Siehst du Schwierigkeiten?“, fragte er.
„Ja, was Briana Davenport betrifft. Als ‚Miss Blackstone Diamonds‘ kommt sie in allen Prospekten, auf allen Plakaten und in allen Fernsehspots vor, die die Show
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