Brother Sister - Hoert uns einfach zu
das auch in Ordnung. Wir hatten Spaß und warfen ab und zu noch ein paar Eiswürfel durch die Gegend.
Einer von Craigs Freunden, Pauly, hatte die anderen aus Wills Golfteam an der Exxon-Tankstelle getroffen, wo sie sich immer ihr Bier holten, weil da keine Ausweiskontrollen gemacht wurden. Da hatte er erfahren, dass Will gewonnen hatte. Ich war unheimlich froh, das zu hören.
»War er auch da?«, fragte ich. »Hat er mit den anderen gefeiert?«
»Nee, ihn hab ich nicht gesehen«, sagte Pauly. »Aber diese Typen sind doch alle Pussys. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Will Bock hat, mit denen abzuhängen.«
Ich fragte mich, warum er sich nicht bei mir gemeldet hatte, um mir mitzuteilen, dass er gewonnen hatte. Ging es ihm nicht gut? Aber das waren nur flüchtige Gedanken. Ich hätte die Sache ernster nehmen sollen.
»Hey«, sagte Naomi. »Ruf ihn an und gratulier ihm!«
Ich muss wohl geahnt haben, dass mit ihm was nicht in Ordnung war, denn sonst hätte ich mich nicht geweigert. »Ich schreib ihm lieber ne SMS «, sagte ich und holte mein Handy raus.
»Gratulier ihm auch von mir«, sagte Naomi.
Während ich in mein Handy tippte, steckte Craig eine Hand unter den Tisch, streichelte meine Knie und fuhr mit dem Finger an der Innenseite meines Schenkels hoch. Ich rückte näher an ihn ran und drückte mein Knie an seins, um ihm zu zeigen, wie sehr ich mich freute, dass er gekommen war.
Als ich fertig war, griff ich unter den Tisch und nahm seine Hand. Er befreite seine Finger dann aber und fuhr mit den Fingerspitzen über die Innenfläche meiner Hand, immer wieder, obwohl ich die ganze Zeit versuchte, seine Hand wieder ganz normal zu nehmen. Es war eine Mischung aus Anmache und Ringkampf. Irgendwie war es aufregend, dass Craig mir vor all den anderen zeigte, wie scharf er auf mich war, aber in erster Linie hat es mich genervt.
»Hör damit auf!«, flüsterte ich.
»Womit?«, fragte er laut und machte ein Gesicht, als könnte er nicht bis drei zählen. Gleichzeitig ließ er meine Hand los und schob sie wieder an der Innenseite meines Schenkels hoch. Es hatte nichts Aggressives, oder wenigstens meinte er es nicht so, aber er war betrunken, und das Ganze spielte sich vor all den anderen ab. Deswegen fühlte es sich für mich nicht so gut an, wie er wohl dachte. Ich griff nach seiner Hand und legte sie auf mein Knie.
»Damit!«, flüsterte ich. »Und sei bitte leise! Die können uns doch alle hören!«
»Ash. Asheley, Ash«, sagte er. »Ich kann mir nicht helfen. In dem Spielerdress siehst du total scharf aus.«
»Stimmt doch gar nicht. Und wenn schon …« Ich sah in die Runde. Ein paar Mädels hatten schon mitgekriegt, was da zwischen uns abging. Sie versuchten, sich nichts anmerken zu lassen, aber ich konnte sehen, wie sie uns aus den Augenwinkeln beobachteten.
»Doch, ehrlich, Ash! Gestreiftes Polyester, das macht mich total an.«
Unsere Trikots sind vorne geknöpft. Und mitten am Tisch, vor den Augen des kompletten Teams und seiner Surferfreunde, fing Craig plötzlich an, mir den obersten Knopf aufzufummeln.
»Hör auf, Craig! Sofort! Nicht hier!«
»Dann lass uns woanders hingehen. Tracers Tahoe steht hinten auf dem Parkplatz. Lass uns durch die Heckklappe einsteigen und ne Nummer schieben, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Allerdings.« Ich war nur noch genervt. Er wusste genau, was ich wollte beziehungsweise nicht wollte, aber er ignorierte es.
So hatte ich ihn noch nie erlebt. Klar, mit Sex war er immer schon schnell bei der Hand gewesen, aber normalerweise achtete er darauf, ob ich in der gleichen Stimmung war wie er.
»Sag mal, geht’s noch, Craig?«, zischte ich. »Was habt ihr alles getrunken, bevor ihr hier aufgetaucht seid? Das hier ist eine Mannschaftsfeier. Ich will mit den Mädels Spaß haben. Kannst du das nicht verstehen? Du weißt ganz genau, dass ich so was zum ersten Mal mache.«
Naomi war schon von mir abgerückt und tat so, als ob sie mit Colleen und Amy in ein Gespräch vertieft war, aber sie sagte nichts, und ihr Kopf war so angewinkelt, dass sie jedes Wort hören konnte, das Craig und ich sagten.
»Keif mich nicht an!«, sagte Craig und ließ mich los. Er faltete die Hände im Schoß und saß mit gesenktem Kopf da, als ob er die Namen studierte, die in die Tischplatte geritzt waren.
Ein paar Minuten lang saßen wir so da und schwiegen. Ich sah Naomi an, aber die hatte nur Augen für Colleen und Amy. Ich überlegte, wie ich mit ihr wieder ins Gespräch kommen könnte,
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