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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Olin
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ein paar Mal tief durchatmen und so. Also ließ ich Craig vorgehen.
    Der ganze Tisch drehte sich um, als er reinkam. Das konnte ich durchs Fenster sehen. Als er sah, dass alle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war, reckte er noch mal die Faust in die Luft und tänzelte auf den Tisch zu. Als wäre nichts passiert. Craig, der Clown, wie ihn alle kannten.
    Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was die anderen dachten. Aber dagegen konnte ich nichts machen. Sie würden denken, was sie denken wollten, egal, was ich ihnen über die Szene hinterm Haus erzählen würde. Es war so peinlich! Ich wusste, dass ich ihre Blicke nicht ertragen würde, wenn ich wieder reinkäme. Nicht heute! Schließlich sollte dies der Tag sein, an dem sich für mich alles zum Besseren wendete.
    Es war einfach zu viel für mich.
    Ich floh.
    Ich lief zu meinem Wagen und fuhr nach Hause. Es war schrecklich. Rückblickend würde ich zu gern wissen, wie alles gekommen wäre, wenn ich genug Mut aufgebracht hätte, um dazubleiben und mich der Situation zu stellen. Vielleicht hätte ich mit Craig ganz vernünftig darüber reden können … wer weiß … Jedenfalls wäre dann bestimmt alles anders gekommen.

Will
    Das Einzige, was uns von der Zeit mit Dad geblieben ist, ist das Haus. Alles andere geht nach und nach kaputt, bricht zusammen, ist billiges Zeug oder wird gepfändet, weil Mom für nichts sorgt. Nur die laufenden Kosten für das Haus können wir bezahlen, weil Dad uns dafür jeden Monat einen Scheck schickt.
    Es ist ein tolles Haus. Dad ist Architekt oder jedenfalls war er das mal. Keine Ahnung, was er jetzt macht. Er hat es selbst entworfen. Es ist modern und gleichzeitig rustikal. Dunkles Holz, freitragende Balken, große Zimmer mit Oberlichtern und breiten Fenstern. Es ist so konstruiert, dass jedes Zimmer auf einer anderen Ebene liegt. Die Zimmer sind durch breite Treppenstufen miteinander verbunden, die rund um ein riesiges Wohnzimmer laufen. Das Haus als solches liegt versteckt hinterm Wald und es hat einen großen Garten. Das heißt, eigentlich ist es kein richtiger Garten, sondern einfach nur ein Stück des natürlichen Berghangs. Dahinter geht der Wald weiter. Redwoodbäume und Zedern. Der Waldboden ist mit spitzen Nadeln bedeckt, einen fünf Zentimeter dicken Teppich. Und dann gibt’s da noch die Klippen. Vom Haus aus sind sie schwer zu erreichen, aber wenn man ein paar Hundert Meter südlich einem schmalen Pfad folgt, kommt man an einer Stelle raus, wo man sich auf die Klippen setzen und über die Bucht sehen kann.
    Da bin ich hingegangen, als ich den Golfclub verlassen hatte. Ich bin gar nicht erst nach Haus gefahren, sondern hab den Wagen am Straßenrand abgestellt, wo der Paradise Drive bis an die Bucht reicht, und die Abkürzung durch den Wald genommen.
    Diese Stelle auf den Klippen ist mein Lieblingsplatz. Es ist ein Felsen, der wie ein Kaninchen aussieht. Im Ernst! Da kletter ich gern rauf, drück mich in eine Nische unter den Ohren und schau einfach in die Gegend. Man kommt sich vor wie am Ende der Welt, Tausende Kilometer von allem entfernt. Manchmal kann man Adler sehen. Oder Falken. Wenn man sie lange genug beobachtet, sieht man, wie sie im Sturzflug Fische fangen.
    Ich weiß auch nicht, warum, aber ich fühl mich einfach besser, wenn ich da oben sitze. Egal, was gerade passiert ist – auf der Klippe krieg ich wieder ein Gefühl für mich selber. Da oben kann ich einfach klarer denken.
    An dem Tag ging die Sonne gerade unter, als ich ankam. Das ist von da oben ein fantastischer Anblick: Die Schatten werden länger, und die wahnsinnigsten Farben legen sich in Streifen aufs Meer – Dunkellila, Gelb und verschiedene Rottöne.
    Mir schwirrte noch der Kopf von allem, was ich gerade erlebt hatte. Wie die anderen mich behandelt hatten. Aber auf den Klippen fiel das alles von mir ab. Nur noch ich und die Welt – und mein Pokal. Ich sah ihn mir genau an. Zentimeter für Zentimeter. Ich stellte ihn an verschiedenen Stellen auf den Klippen auf und sah, dass er jedes Mal anders wirkte, je nach Hintergrund. Dann stand ich auf, drehte mich zum Meer, hielt den Pokal mit beiden Händen hoch, wie auf dem Podest, und schrie: »Ich hab’s geschafft! Ich hab’s dir gezeigt. Bist du jetzt zufrieden?«
    Keine Ahnung, wem ich das zurief. Den Vögeln. Den Felsen. Den Bergen. Dem Meer. Einen Moment lang dachte ich sogar, mein Vater könnte mich hören, aber das war natürlich Blödsinn. Er wohnte ja irgendwo hier unten in Mexiko.
    Als ich in der

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