Brown, Dale - Feuerflug
wegen des Öls hier. Habe ich Recht, mein Freund?«
Patrick gab keine Antwort; er brauchte auch keine zu geben. Idris II. der wahre König von Libyen, nickte wissend. »Sie wollen für Susan Bailey Salaam kämpfen? Nun, das kann ich Ihnen nicht verübeln. Sie ist ganz entschieden eine heiße Nummer, auch wenn ihr Gesicht bei dem Anschlag in Kairo einiges abbekommen hat.« Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Sie hat verdammt Glück gehabt, dass sie das Attentat überlebt hat, nicht wahr?« Patrick äußerte sich nicht dazu – das konnte er nicht, weil er zu wenig über sie und den Anschlag in der Moschee wusste. »Wissen Sie bestimmt, dass Sie weiterkämpfen wollen?«
»Ganz bestimmt.«
»Okay. Aber ich frage Sie trotzdem: Was haben Sie in Kairo verloren? Dort geht’s bestimmt bald rund. Zuwayy wird die Stadt mit seinen Raketen in Trümmer legen, oder sie bricht unter dem Druck ihres eigenen Identitätsverlusts zusammen. Wozu wollen Sie als Amerikaner sich dem aussetzen?«
»Ich muss für irgendetwas kämpfen.«
»Klar müssen Sie das. Heimat, Familie, Gott. Ich ziehe hier mit meinen Männern durch die Sahara, statt am Lake Tahoe im Hotel The Resort oder in einer Dreizimmersuite im Hotel Bei Air zu wohnen, die meinem Kumpel Mohammed al-Fayed gehört, weil Gaddhafi meine Familie aus unserer Heimat vertrieben hat, die jetzt von Zuwayy geplündert wird.« Er machte eine Pause, in der er Patrick musterte. »Aber wenn man alles verloren hat, dann kämpft man für etwas, das Herz und Seele mit Beschlag belegt. Ist Ihnen das mit Susan Bailey Salaam passiert, Mr. McLanahan?« Aber darauf wollte – konnte – Patrick nicht antworten. Muhammad Senussi betrachtete ihn erneut, schien in seinem Blick etwas zu lesen und blinzelte ihm lächelnd zu. »Mann, Sie sind hier echt fehl am Platz«, sagte er. »Ich weiß nicht genau, wo Sie hingehören, aber jedenfalls nicht hierher in die Wüste, nicht mit einem Metallpyjama am Leib und einer Buck-Rogers-Kanone in der Hand.«
Auch darauf wusste Patrick keine Antwort. »Lassen wir das. Trotzdem glaube ich, dass es Selbstmord wäre, wenn Sie und Ihre Männer nach Kairo oder sonstwohin in Ägypten zurückkehren würden. Aber ich habe den idealen Stützpunkt für Sie. Wenn Sie damit einverstanden sind, mit mir und meinen Soldaten zusammenzuarbeiten, nehme ich Sie mit, und Sie können von dort aus operieren.«
»Wo liegt dieser Stützpunkt?«
»Nicht weit von hier. Ungefähr eine halbe Tagesfahrt, wenn wir keinen Patrouillen begegnen.« Er sah zu Chris Wohl und Hal Briggs hinüber, die beide noch ihren Ganzkörperpanzer trugen, lächelte wieder sein jungenhaftes Lächeln und fügte hinzu: »Aber ich denke, mit denen würden wir leicht fertig. Also los!«
»Sie haben einen Stützpunkt im Grenzgebiet zwischen Libyen und Ägypten, der vor Zuwayys Streitkräften sicher ist?«
»Richtig, allerdings erst seit heute«, bestätigte Senussi lachend. »Min fadlak. Also los!«
Sie waren noch nicht lange unterwegs, als in ihren Zinnsoldaten-Anzügen Warnsignale ertönten. »Strahlungsalarm, Muck«, meldete Hal Briggs.
»Schutzanzüge mit eingebautem Strahlenmessgerät – sehr praktisch«, sagte Senussi zu Briggs. »Dieses System müssen Sie mir bei Gelegenheit genau erklären. Meine Männer und ich könnten ein paar Dutzend solcher Anzüge brauchen.« Er wandte sich an Patrick. »Die Libyer verbreiten, die Zionisten hätten in Jaghbũb einen amerikanischen Atomsprengkopf gezündet, um Zuwayy zu ermorden«, sagte er. »Haben Sie einen gehabt?«
»Sie wissen, dass wir keinen hatten«, antwortete Patrick.
Senussi lächelte nur. »Aber ganz Libyen und der größte Teil der Welt glauben diese Behauptung«, stellte er fest. »So lässt sich der nächste Schritt Libyens leichter rechtfertigen.«
»Der Einmarsch in Ägypten?«
»Nun, das dürfte ziemlich klar sein«, sagte Senussi. »Die Frage ist nur: Mit welchem Ziel?«
»Die Antwort haben Sie selbst gegeben: Öl.«
»Libyen hat selbst Öl. Sogar reichlich.«
»Dann will Libyen noch mehr, will kontrollieren, was es nicht selbst besitzt, oder will es zerstören.«
Senussi lächelte zufrieden. »Jetzt weiß ich, wo Sie einzuordnen sind, Mr. McLanahan – oder sollte ich General McLanahan sagen? Aber trotzdem gehören Sie nicht hierher in die Wüste.«
Die Folgen des elektromagnetischen Impulses der Kernwaffendetonation in Marsá Matrũh klangen ab, sodass ihre GPS-Empfänger wieder funktionierten. »Wir sind nur noch
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