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Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Titel: Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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    Der Oberst war vollauf damit beschäftigt, seinen Gegenstoß zu planen, und merkte nicht, dass der Befehlswagen genau auf ihn zuhielt. Als ihm klar wurde, dass hier etwas nicht stimmte, war es schon zu spät. Das gepanzerte Fahrzeug überrollte den Oberst mit dreißig Stundenkilometern.
    Sein dick wattierter Winterkampfanzug und sein Helm retteten Kasakow das Leben, aber er wurde bei dem Aufprall fast bewusstlos. In seiner Benommenheit nahm er nur aufgeregte, dann jubelnd klingende albanische Stimmen und den Lichtstrahl einer Stablampe wahr, die ihm ins Gesicht leuchtete.
    » Dobrij wjetscher , Oberst Kasakow«, sagte einer der Albaner in tadellosem Russisch. »Wie gut, dass wir Ihnen gleich hier begegnen. Wir wollten Sie gerade besuchen, als Ihre Männer uns gesagt haben, dass Sie die Wachposten inspizieren.«
    » S kjem wy? Wer sind Sie?«, murmelte Kasakow. »Zu welcher Einheit gehören Sie?«
    »Sie wissen, wer wir sind, Oberst«, antwortete der Mann. »Wir sind Ihre Todfeinde. Wir haben geschworen, alles in unseren Kräften Stehende zu tun, um Sie dazu zu zwingen, unsere Heimat zu verlassen. Ihr Russen seid Invasoren, Besatzer und Mörder. Auf Mord steht im Kosovo die Todesstrafe. Das Urteil gegen Sie wird sofort vollstreckt werden.«
    »Ihr habt schon viele russische Soldaten ermordet«, sagte Kasakow. »Verstärkung ist unterwegs. Lasst mich liegen und rettet euch, sonst werdet ihr alle erschossen.«
    »Mir wär’s lieber gewesen, Sie hätten einfach um Ihr Leben gebettelt, Oberst«, sagte der Mann. »Aber Ihr Vorschlag ist vernünftig. Wir sollten uns sofort zurückziehen. Do swidanija , Oberst Kasakow. Spassibo za wjetscher. Danke für den schönen Abend.«
    »Idi k tschortu, pisda« , fluchte Kasakow.
    Die Stablampe leuchtete direkt in Kasakows Augen, und das Gesicht des Mannes kam seinem so nahe, dass er Alkohol, Kordit und Blut an der Uniform des anderen riechen konnte. »Sie wollen Ihre Wachposten inspizieren, Oberst Schandmaul? Charascho. Gestatten Sie mir, dass ich Sie hinbringe.«
    Kasakows Beine wurden mit einer Kette am Heck des Panzerwagens befestigt, und die Rebellen schleiften ihn so durch die Straßen von Prizren, wobei sie Freudenschüsse in die Luft abgaben. Der Oberst blieb einige Dutzend Meter weit bei Bewusstsein, bis sein Kopf an das Wrack eines ausgebrannten Lastwagens schlug und er in eine barmherzige Ohnmacht versank. Sein letzter Gedanke galt seiner Frau und seinen drei Söhnen. Er hatte sie seit vielen Monaten nicht mehr gesehen und wusste nun, dass sie ihn nie Wiedersehen würden: Das Oberkommando würde der Familie auf keinen Fall gestatten, eine Leiche zu sehen, die so schlimm aussah, wie seine aussehen würde.
    Am Haupttor der russischen Sicherheitszone wurde Oberst Kasakow an den Beinen am Torbogen aufgehängt, nackt ausgezogen und mit MG-Feuer durchsiebt, bis sein Körper nicht mehr als menschlich zu erkennen war. Die Rebellen waren längst fort, als alarmierte KFOR-Truppen eintrafen.
1
Flugforschungszentrum N.J. Shukowski, Bykowo bei Moskau, Russische Föderation (am nächsten Abend)
    Trotz der vielen Lichtmasten, die das Vorfeld des Flugplatzes umgaben, war die große Transportmaschine in dem nächtlichen Schneesturm kaum zu erkennen, als sie zu ihrer Parkposition rollte. Ihre dem Ankunftsgebäude, der Ehrenformation, der Militärkapelle und der kleinen Gruppe von Wartenden zugekehrten linken Turboproptriebwerke waren bereits abgestellt, und sobald der Einweiser mit den Leuchtstäben den Transporter stoppte, wurden auch die beiden rechten Triebwerke abgestellt. Auf dem Vorfeld herrschte plötzlich unheimliche Stille, in der nur das Knirschen der Reifen einer langen Reihe von Leichenwagen im Schnee zu hören war. Auf einer Seite des Flugzeughecks warteten 17 Leichenwagen; auf der anderen standen 17 Limousinen für die Angehörigen und mehrere schwarze Dienstwagen. Aus den Dienstwagen stiegen zwei Männer, die von Leibwächtern umringt zur Ehrenformation hinübergingen.
    Die Heckrampe unter dem Leitwerk des Transporters wurde herabgelassen, und während sechs Soldaten der Ehrenformation in den Laderaum hinaufmarschierten, fuhr der erste Leichenwagen an und parkte rückwärts ein, um seine Fracht in Empfang zu nehmen. Die Kapelle begann einen feierlichen Trauermarsch zu spielen. Kurze Zeit später rollten die sechs Soldaten langsam den mit der Flagge der Russischen Föderation bedeckten ersten Sarg aus dem Laderaum. Während die Ehrenformation ihre Fahne senkte und die

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