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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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konnte vieles über ihn sagen, aber man konnte ihm nicht vorwerfen, dass es ihm im Leben jemals an Konsequenz und Willensstärke gemangelt hatte.
    Dir quillt die Schiss ja schon aus deinen vermöbelten Ohren, du feige Sau. Vertrau uns oder lass es, aber fang nicht immer wieder an, so einen Scheiß zu erzählen.
    Blatter wusste, dass ihm die Zeit davonlief, also machte er einen weiteren Versuch.
    Jetzt, jetzt den Körper anspannen und die Hand …
    Wieder brach er ab, weil er sich sicher war, dass ihm die Kraft schon auf dem Weg zur SIG ausgehen würde. Er würde vielleicht ein wenig zucken können, aber noch bevor er auch nur mit der Hand in die Nähe seiner Waffe gekommen sein würde, wäre Hassemer über ihm und würde ihm einen weiteren brutalen Schlag versetzen.
    Vielleicht ist das aber auch meine Chance, mir auf dem Weg in die Ewigkeit ein paar Schmerzen zu ersparen. Wenn er mir jetzt den Rest gibt, habe ich es hinter mir und brauche mir keine Sorgen über den Ausgang der Geschichte zu machen.
    Wieder durchzuckte ihn ein stechender Schmerz aus der Wirbelsäule, und in diesem Moment keimte so etwas wie eine grimmige, kalte Wut in ihm auf. Eine Wut, die ihm einen Rest an Kraft suggerierte, der vielleicht wirklich vorhanden war, möglicherweise aber auch nicht.
    Herrje, ist ja schon gut, ich hab es verstanden. Nehmt ihn mit, macht ihn kalt und lasst mich mit dem Rest in Ruhe.
    Wieder der Schmerz, der jetzt in kurzen Wellen kam und der dem Rocker fast den Verstand raubte. Dann jedoch spannte er seinen Körper, holte tief Luft, und explodierte auf eine Weise, die er in diesem Augenblick niemals für möglich gehalten hätte.
    Es dauerte eine gefühlte Zehntelsekunde, bis seine rechte Hand an der richtigen Stelle am unteren Ende des Hosenbeins angekommen war, es kurz nach oben schob, und die SIG mit einer schnellen Bewegung aus der Sicherung heraus riss. Während dieser Aktion hatte er simultan den Oberkörper aufgerichtet und mit einer raschen Kopfbewegung die Lage im Raum sondiert.
    Wehmeyer sitzt hinter seinem Schreibtisch, Hassemer steht in der Tür und grinst. Nein, warte, er grinst nicht nur, sein rechter Arm ist auch auf dem Weg zum Rücken, wo er vermutlich seine Knarre im Hosenbund stecken hat. Da hat er sie doch immer gehabt, der Björn.
    Während all diese Gedanken durch Blatters Kopf schossen, hatte er seine Pistole hochgenommen und mehr instinktiv als wirklich gezielt den ersten Schuss abgefeuert. Björn Hassemer wurde von den Beinen gehoben, nach hinten geschleudert und landete röchelnd an der gegenüberliegenden Flurseite. Seine rechte Hand umklammerte eine kleine mattschwarz schimmernde Pistole, aber es war nicht anzunehmen, dass er einen Schuss damit würde abfeuern können.
    Heiner Wehmeyer hatte, schon als Andreas Blatter angefangen hatte, sich zu bewegen, versucht, sich möglichst schnell aus seinem mit Kunstleder bezogenen Bürostuhl zu erheben, doch sein mittelmäßiger Trainingszustand verbunden mit den Verletzungen vom Vortag machten einen der Situation angemessen schnellen Rückzug völlig unmöglich. Der Schuss, den Blatter abfeuerte, klang im Hirn des Geschäftsführers wie eine verheerende Explosion, und in gewisser Weise war das, was ihm danach bevorstand, auch verheerend.
    Blatter, der langsam auf die Beine kam, hatte nach dem Schuss auf seinen alten Kumpel Hassemer die Waffe sofort um 90 Grad nach links gedreht und damit Heiner Wehmeyer ins Visier genommen.
    »Andy, mach jetzt bloß keinen Scheiß«, schrie der Sicherheitsmann hysterisch. »Wir können doch über alles reden, was? Bitte!«
    Er bewegte sich einen halben Schritt nach hinten, wo er offenbar nicht mit seinem Stuhl gerechnet hatte, über den er nun der Länge nach rückwärts hinschlug. Vom Eingang her waren aufgeregte Stimmen zu hören, doch bislang waren weder einer der Begleiter Hassemers noch ein Mitarbeiter des Secupol-Teams zu sehen.
    »Bitte, Andy, das kannst du doch nicht machen! Wir sind doch immer irgendwie … Bitte mach es nicht! Bitte!«
    »Du dreckige Ratte«, zischte der Rockerboss ihn an. »Du verpisste, dreckige Ratte.«
    Während er sprach, hatte er das Gefühl, sich sofort übergeben zu müssen, und das, was er sagte, klang merkwürdig hohl und blechern in seinem Kopf wider.
    »Ich flehe dich an, Andy, lass mich am Leben«, brüllte der noch immer auf dem Rücken liegende Wehmeyer, wobei sein Blick starr auf die Waffe in Blatters Hand gerichtet war. Aus seinem rechten Auge quoll dabei eine dicke Träne,

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