Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
Vom Netzwerk:
unglaublich dicker, höchstens 1,58 Meter kleiner Mann von gut 50 Jahren drängte sich stöhnend und schwitzend in den Raum. Unter seinem rechten Arm hielt er eine dünne braune Collegetasche eingeklemmt.
    »Guten Morgen, meine Herren«, hechelte er. »Mein Name ist Dr. Volker Brumm, ich hatte angerufen.«
    »Morgen auch«, erwiderte Hain mit einem vielsagenden Seitenblick auf Lenz. »Kommen Sie doch rein, Herr Dr. Brumm.«
    Der Oberkommissar stellte sich und seinen Kollegen vor und bot dem Rechtsanwalt einen Stuhl an, den anderen vor dem Schreibtisch besetzte sein Chef ungefragt und ohne Aufforderung.
    »Sie hatten es am Telefon ja ein wenig spannend gemacht, Herr Dr. Brumm«, übernahm Hain die Gesprächsführung. »Aber es geht, wenn ich Sie recht verstanden habe, um Ihren leider tödlich verunglückten Kollegen Thomas Blatter.«
    »Das ist richtig, ja. Und ich kann Ihnen gleich sagen, dass ich die detaillierten Hintergründe meines Hierseins gar nicht genau benennen kann, aber das soll uns jetzt nicht weiter stören.«
    Er öffnete die Tasche und zog eine Kladde daraus hervor, die er jedoch zunächst nicht an die Beamten weiter gab.
    »Was ich hier in Händen halte, ist nach Aussage meines leider verstorbenen Kollegen Blatter überaus brisantes Material, mit dem er sein Leben absichern wollte. Es ging dabei, aber das ist nur eine Vermutung von mir, um die Machenschaften seines Bruders Andreas, der, was kein Geheimnis sein dürfte, nicht immer ganz gesetzeskonform gelebt hat. Thomas, den ich schon seit unseren gemeinsamen Studientagen kenne, hatte Angst, dass dieser Bruder ihm etwas antun könnte, und hat aus diesem Grund eine Sammlung an Papieren bei mir hinterlegt, die im Fall seines Todes sofort und ohne Verzögerung an die Kriminalpolizei, also an Sie, weitergeleitet werden sollten. Soweit ich ihn verstanden habe, handelt es sich in der Hauptsache um handschriftliche Notizen, die sich mit den Machenschaften seines Bruders beschäftigen.«
    Lenz, dessen Ohren bei den Erläuterungen des Anwalts immer größer geworden waren, sah den Besucher perplex an.
    »Das heißt, Sie kennen den Inhalt der Papiere gar nicht, Herr Dr. Brumm?«
    »Nein, das sagte ich doch. Thomas kam vorgestern Abend in meiner Kanzlei vorbei und bat mich um das, was ich Ihnen gerade geschildert habe. Er erzählte, dass er im Streit mit seinem Bruder Andreas liege und dass er die beschriebenen Sorgen hege. Dann hat er mir die Unterlagen zusammen mit dem expliziten Hinweis, was im Fall seines Todes zu tun ist, übergeben, und sich wieder verabschiedet. Einen von mir ins Gespräch gebrachten Personenschutz oder Derartiges hat er rundweg abgelehnt und erklärt, dass er sich sehr sicher fühlen würde und diesen Weg nur gewählt hat, um für wirklich alle denkbaren Fälle vorbereitet zu sein. Aber er zeigte sich überaus sicher, dass dieser Fall nie eintreten würde.«
    Der Jurist zog ein Stofftaschentuch aus dem Mantel und wischte sich über die Stirn.
    »Nun ist der Fall doch eingetreten, und zwar leider viel schneller, als er es erwartet hat.«
    Wieder ein Abtupfen der Stirn.
    »Und weil ich nach diesem Gespräch mit ihm den begründeten Verdacht habe, dass sein Tod nicht auf einer natürlichen Ursache beruht, habe ich gerade eben bei der Staatsanwaltschaft Kassel Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.«
    »Das klingt ja alles sehr ungewöhnlich«, erklärte Hain dem Rechtsanwalt.«
    »Da muss ich Ihnen recht geben, Herr Kommissar.«
    Er zog einen verschlossenen Umschlag aus der Kladde und reichte sie dem Polizisten hinter dem Schreibtisch.
    »Aber vielleicht wird alles etwas klarer, wenn Sie gelesen haben, was Thomas aufgeschrieben hat.«
    Brumm stand unbeholfen auf und nickte den Kommissaren zu.
    »Das war alles, was ich tun konnte und sollte, und jetzt bitte ich Sie, mich zu entschuldigen. Ich würde mich freuen, wenn meine Ausführungen Ihnen helfen konnten, doch ich vermute, dass die eigentliche Hilfe in dem zu finden ist, was Sie in der Hand halten.«
    »Wir danken Ihnen, Herr Dr. Brumm«, wandte Lenz sich an den dicken Mann, der besser seinen Mantel ausgezogen hätte, denn die Schweißflecken unter seinen Achseln waren mittlerweile auf Handtellergröße angewachsen, und reichte ihm eine Visitenkarte. »Falls noch etwas sein sollte, können Sie entweder meinen Kollegen oder mich gern anrufen.«
    Er streckte die Hand nach vorn.
    »Und vermutlich wird es Sie freuen zu hören, dass wir schon gestern die Obduzierung von Herrn Blatters Leiche

Weitere Kostenlose Bücher