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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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kraftvoll.
    »Mensch, Thomas, was tut das gut, dich wieder hier besuchen zu können«, strahlte er.
    Blatter nickte stumm, löste seine Hand aus der Umklammerung und fing ebenfalls an zu lächeln.
    »Ja, das finde ich auch. Wobei die Freude bei dir allerdings deutlich höher sein dürfte als bei mir.«
    Er deutete mit dem Kopf an, dass sein Gast ihm folgen solle.
    »Knapp acht Monate«, begann der Jurist, nachdem beide in der Sitzecke des Büros Platz genommen hatten. »Wie war es?«
    »Ein Mädchenpensionat ist es nicht gerade, wie du dir bestimmt denken kannst. Aber wenn man von dort kommt, wo ich herkomme, hat man es nicht sonderlich schwer. Es hat sich wohl gleich rumgesprochen, dass mit mir nicht zu spaßen ist, und die meisten haben sich das auch zu Herzen genommen. Die anderen haben eine kleine Lektion gekriegt, dann hat alles gepasst.«
    »Also gab es schon Schwierigkeiten?«
    Andreas Blatter, der Besucher, fing laut an zu lachen, breitete zufrieden die Arme aus und wies damit auf seinen beeindruckenden Körper.
    »Ein Russe wollte unbedingt Stress machen, aber wie du siehst und dir vermutlich ausmalen kannst, hat es ihm mehr geschadet als mir.«
    Seine Züge verhärteten sich.
    »Was mir aber ganz und gar nicht gefallen hat, ist, dass mein Herr Bruder sich nicht ein einziges Mal bei mir hat blicken lassen.«
    Er verengte die Augen zu engen, bedrohlich wirkenden Schlitzen.
    »Es hat mir, um es mal ganz deutlich zu sagen, so was von überhaupt nicht gefallen, dass mein glorreicher Herr Bruder immer nur seine Vasallen geschickt hat, sein Fußvolk sozusagen, wo doch eine Premiumfürsorge so sehr von Nöten gewesen wäre.«
    Thomas Blatter schluckte.
    »Du musst das verstehen, Andreas. Ich betreibe diese Kanzlei nicht allein, und schon in den vergangenen Jahren bin ich immer wieder schief angesehen und auch angefeindet worden dafür, dass ich dir und deinen Leuten geholfen und dich und sie vertreten habe. Diesmal wäre es zum Äußersten gekommen, wenn ich es selbst gemacht hätte.«
    Der Jurist wischte sich die Handinnenflächen an den teuren Designerjeans ab.
    »Deshalb musste ich den Fall an diesen befreundeten Kollegen abgeben.«
    Er zögerte.
    »Hier in der Kanzlei kann ich es nicht mehr durchsetzen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Nö«, grinste Andreas Blatter, »ich verstehe gar nichts. Nicht die Bohne, sozusagen.«
    »Ich habe mit meinen Sozien die Übereinkunft treffen müssen, dass ich dich und deine Freunde nicht mehr vertrete. Es … schadet einfach dem Ruf der Kanzlei zu sehr.«
    »Klar, verstehe. Der Umgang mit mir und meinen Leuten ist nicht mehr so richtig en vogue.«
    »Mensch, Andreas, du musst das doch verstehen. Ich habe in manchen Jahren das meiste meiner Arbeit in der Kanzlei für euch gemacht und nie einen Pfennig dafür gesehen. Und da wir hier nun mal die Einnahmen pro Kopf verteilen, sind meine Kollegen einfach auf die Barrikaden gegangen.«
    Auf dem blütenweißen Hemd des Juristen zeigte sich ein kleiner, dunkler Fleck. Offenbar transpirierte er stark.
    »Ganz abgesehen davon, dass ihr es in der letzten Zeit wirklich ziemlich arg getrieben habt. Zu arg, wenn du mich fragst.«
    »Was für ein Glück, dass ich dich nicht frage, Bruderherz«, erwiderte Andreas Blatter herablassend. »Und was für ein Glück auch, speziell für dich, dass ich deinen ach so hoch geschätzten Sozien nicht erkläre, aus was genau meine und unsere Gegenleistung in diesen Jahren eigentlich bestand.«
    Ein erneutes, deutlich zu erkennendes Schlucken auf der anderen Seite.
    »Ich weiß, dass du immer für mich da warst, Andreas, aber es geht einfach nicht mehr, und ich bitte dich, das zu akzeptieren. Ich bitte dich wirklich inständig, weil ich sonst mit den Kollegen riesengroßen Ärger bekomme.«
    Er winkte ab.
    »Wobei ich den schon mehr als genug habe. Und von meinem Renommee als Jurist will ich dabei noch gar nicht mal sprechen.«
    »Mensch, Thomas«, verfiel der jüngere der beiden Blatter-Brüder wieder in den Plauderton, »scheiß doch auf das Renommee, dafür kann man sich nichts kaufen. Du solltest dir mal überlegen, auf welcher Stufe dein Renommee angekommen ist, wenn deine Kollegen und mit ihnen die gesamte Stadt erfahren, was sich hinter dem erfolgreichen, alerten und geölten Starjuristen Thomas Blatter in Wirklichkeit für ein Mensch verbirgt.«
    Seine Mimik gefror zu einem Haifischgrinsen.
    »Wenn diese Leute erfahren, was für eine fiese, kleine Drecksau du in Wirklichkeit bist. Wenn

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