Bruchlandung
paar einfachen Worten beschreiben, was genau die beiden gemacht haben?«
»Natürlich. Da draußen wird ein Teilstück einer neuen Schnellbahntrasse gebaut. Eine ICE-Strecke«, fügte der Boss von Secupol hinzu, nachdem er die fragenden Blicke der Kommissare richtig gedeutet hatte.
»Das ist eine riesige Baustelle mit Tunneln und allem Pipapo. So etwas muss rund um die Uhr bewacht werden, damit dort alles mit rechten Dingen zugeht. Speziell nachts braucht es immer wieder Streifenfahrten, damit nicht das Kupfer und die anderen wertvollen Dinge auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Stark und Kempf haben seit Eröffnung der Baustelle dort Dienst getan, im Wechsel mit zwei anderen Mitarbeitern.«
»Also die einen tagsüber, die anderen in der Nacht?«
»Nein, das nicht. Den Auftrag für die Tagesüberwachung hatte sich ein anderes Unternehmen geangelt, wir waren leider nur für die Sicherung der Baustelle in der Nacht zuständig. Demzufolge haben Kempf und Stark zwölf Nächte am Stück dort Dienst geschoben, danach die beiden anderen Kollegen zwölf Nächte. Immer im Wechsel.«
»Also zwölf Tage Nachtschicht, danach zwölf Tage frei, verstehe ich das richtig?«
»So ungefähr muss man sich das vorstellen, ja.«
»Was meinen Sie mit so ungefähr muss man sich das vorstellen ?«, hakte der Hauptkommissar nach.
»Nun, wenn man nur rund 15 Tage im Monat Dienst schiebt, kommt man nicht auf seine notwendigen Stunden. Also macht jeder, der in diesem Rhythmus arbeitet, noch ein paar Tage oder Nächte innerhalb der Freischicht. Ist aber eigentlich alles ganz normal und vor allem legal so.«
»Aha«, zeigte Lenz sich zufrieden mit der Erklärung. »Und die Bahn ist demnach Ihr Auftraggeber?«
»Aber nein, wo denken Sie hin. Die Bahn vergibt Aufträge an Bauunternehmungen, und die beauftragen wiederum Firmen wie uns. Die Bahn selbst würde das im Übrigen mit eigenem Personal bedienen.«
»Wie lang besteht die Baustelle schon, und wie lang wird sie noch laufen?«
»Eingerichtet wurde sie vor etwa eineinhalb Jahren, und wie es mit dem Ende aussieht, darüber kann ich derzeit eigentlich gar keine Aussage treffen. Sie wissen ja, wie es auf deutschen Baustellen gern mal zugeht, und wie sicher Termine in dem Zusammenhang sind.«
»Und Herr Stark und Herr Kempf«, wollte Hain wissen, »haben schon länger für Sie gearbeitet?«
»Ja klar, die beiden gehörten praktisch zum Inventar. Männer der ersten Stunde, sozusagen.«
»Dann kannten Sie die beiden auch schon ziemlich lang?«
»Aber ja.«
Der Oberkommissar wartete ein paar Sekunden, bevor er weitersprach.
»Wenn dem tatsächlich so ist, Herr Wehmeyer, und daran zweifle ich natürlich nicht, dann wirkt es auf mich, verzeihen Sie mir den Ausdruck, als ob Ihnen der Tod Ihrer beiden Mitarbeiter ganz mächtig am Arsch vorbei ginge. So richtig traurig wirken Sie nicht auf mich, ganz im Gegenteil.«
Der Mann hinter dem Schreibtisch blinzelte unschlüssig, wackelte dabei leicht mit dem Kopf, schluckte sichtbar und lief dann puterrot an.
»Was erlauben Sie sich?«, echauffierte er sich schließlich polternd. »Was maßen Sie sich an, über meine Art der Trauer zu richten? Ich habe zwei meiner Mitarbeiter verloren, noch dazu durch ein Gewaltverbrechen, das ist richtig, aber wie ich das verarbeite, müssen Sie schon mir überlassen. Und im Übrigen bin ich weder mit Theo Stark noch mit Walter Kempf verheiratet gewesen. Sie waren in meinem Unternehmen angestellt, das ist alles.«
Lenz hob beschwichtigend den Arm und setzte dabei sein charmantestes Guter-Bulle- Gesicht auf.
»Mein Kollege wollte Sie keinesfalls angreifen, Herr Wehmeyer. Sie haben natürlich absolut recht damit, dass Sie trauern können, wie es Ihnen beliebt.«
»Das will ich aber auch meinen«, gab der Sicherheitsmann mit der großen Geste des zutiefst Gekränkten zurück. »Das will ich meinen.«
»Wie viele Mitarbeiter insgesamt hat Ihr Unternehmen?«, lenkte der Hauptkommissar das Gespräch wieder in eine andere Richtung.
»Inklusive aller Teilzeitkräfte beschäftigen wir roundabout 180 Leute. Da sind aber auch die Bürokräfte und so weiter dabei.«
»Nicht zu vergessen die Rechtsabteilung«, ätzte Hain.
»Die ist da natürlich auch dabei«, brummte Wehmeyer.
»Ich kann mir vorstellen«, hakte Lenz nach, »dass ein Unternehmen wie das Ihre ganz schön im Fokus steht. Und dass es hin und wieder auch mal Ärger gibt, so wie es wohl gestern Abend in dieser Diskothek der Fall gewesen ist.«
Ein
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