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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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angedeutetes Nicken des Security-Unternehmers musste als knappe Antwort reichen.
    »Gab es vielleicht auch einen solchen Vorfall, der die Herren Kempf und Stark oder einen der beiden betroffen hätte?«
    Wehmeyer tat, als würde er ein paar Augenblicke lang nachdenken.
    »Nicht, dass ich wüsste«, antwortete er. »Vielleicht habe ich es auch vergessen, aber ich kann mich an keinen solchen Vorfall erinnern.«
    »Gab es irgendwelche Probleme auf der Baustelle in Thüringen? Mit Kollegen oder Mitarbeitern anderer Firmen?«
    »Auch da ist mir nichts bekannt. Die beiden sind hingefahren, haben ihre Schichten gemacht, und sind nach Kassel zurückgekehrt. Sonst gab es keine besonderen Vorkommnisse.«
    »Eine Frage hätte ich auch noch, Herr Wehmeyer«, meldete Hain sich wieder zu Wort. »Gibt es in Ihrem Unternehmen Mitarbeiter, die auch Mitglied bei den Black Crows sind?«
    »Der Rockergruppe?«
    »Wenn Sie es so nennen wollen, von mir aus.«
    »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich kenne zwar nicht alle unsere Mitarbeiter so gut, dass ich meine Hand für sie ins Feuer legen würde, aber ich weiß von keinem, der außerhalb der Arbeit eine Kutte trägt.«
    Nun schien er wirklich nachzudenken.
    »Natürlich fahren viele in ihrer Freizeit Motorrad, aber das an sich heißt noch nichts. Ich werde mich gern umhören, aber große Hoffnungen kann ich Ihnen nicht machen.«
    Wieder ein paar Sekunden des Innehaltens.
    »Im Übrigen weiß ich wirklich nicht, wie ich mit solch einem Verhalten umgehen würde. Immerhin stehen viele dieser Clubs im Verdacht, sich in der organisierten Kriminalität zu betätigen, und das ließe sich nun ganz und gar nicht mit unserer Firmenphilosophie und den in meinem Unternehmen gelebten Werten vereinbaren.«
    »Gibt es bei Ihnen einen Mitarbeiter mit Namen Adolfo Vasquez, Herr Wehmeyer?«, wollte Lenz wissen.
    »Den gab es mal bei uns, aber das ist schon eine ganze Weile her. Warum fragen Sie?«
    »Wir sind im Rahmen unserer Ermittlungen auf seinen Namen gestoßen.«
    »Dann wissen Sie ja vermutlich bereits, um was für einen Zeitgenossen es sich bei ihm handelt?«
    »Nein, leider nicht. Aber Sie können uns vermutlich weiterhelfen, nicht wahr?«
    »Das kann ich, ja. Herr Vasquez hat etwa vier Jahre für uns gearbeitet und es sogar bis zum Teamleiter gebracht, bis wir feststellen mussten, dass er es mit der Ehrlichkeit leider nicht so genau genommen hat. Also haben wir ihm so etwas wie eine Falle gestellt, in die er auch prompt hineingetappt ist. Damit war er natürlich raus bei uns.«
    »Wann war das?«
    Der Blick des Mannes hinter dem Schreibtisch fixierte einen Punkt an der Decke, während er nachdachte.
    »Die Geschichte ist im Sommer fünf Jahre her.«
    »War«, mischte Hain sich wieder ein, »Herr Vasquez der Teamleiter von Stark und Kempf?«
    Wieder der angestrengte Blick an die Decke.
    »Puh, da fragen Sie mich was. Wir könnten es anhand von alten Unterlagen bestimmt noch herausfinden, aber so ad hoc kann ich Ihnen das nicht beantworten.«
    »Wenn Sie das machen könnten, wären wir Ihnen sehr dankbar«, erwiderte Hain zuckersüß. »Und wenn die beiden Toten hier einen Spind oder einen Schrank hatten, den sie benutzten, würden wir uns den auch gern mal ansehen.«
    »Nein, Stark und Kempf hatten hier im Betrieb keinen Spind. Auf der Baustelle sicher, aber hier in Kassel nicht.«
    »Waren die beiden bewaffnet?«, fragte Lenz.
    »Nein, Bewaffnung ist bei dieser Art von Wachschutz nicht vorgesehen. Bei den wenigsten unserer Aufträge ist das übrigens der Fall, höchstens bei Personenschutz und Ähnlichem.«
    »Nun, damit wären fürs Erste alle unsere Fragen beantwortet«, fasste der Hauptkommissar das Gespräch zusammen und reichte eine Visitenkarte über die Holzplatte. »Sie lassen uns bitte wissen, ob Vasquez der Teamleiter der beiden war, und wenn Ihnen sonst noch etwas einfällt, können Sie mich ebenfalls anrufen.«
    »Selbstverständlich, Herr Kommissar.«

5

    Thomas Blatter warf noch einen Blick auf den vor ihm liegenden Zettel, bevor er aufstand und um den Schreibtisch herum zur Bürotür ging. Der 55-jährige Kasseler Rechtsanwalt zog die schwere gläserne Abtrennung zum Flur nach innen und hatte kurz darauf das an der linken Seite liegende Wartezimmer erreicht. Der dort mit einer Illustrierten in den Händen wartende Mann grinste ihn an, sprang auf, griff mit seiner kräftigen Rechten nach dem zarten manikürten Gegenstück des Strafverteidigers und drückte es

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