Bruchlandung
22 Jahren verheiratet und waren immer sehr glücklich miteinander. Natürlich haben wir alle zusammen hier gewohnt.«
»Aber Ihr Mann war viel unterwegs, oder?«
Sie schluckte.
»Ja, Walter ist viel unterwegs gewesen. Das war nicht immer einfach, aber wir haben es eigentlich ganz gut hinbekommen.«
Ihre Augen wurden feucht.
»Und jetzt ist er ermordet worden. Ich kann es einfach nicht fassen, dass er nie mehr nach Hause kommen wird.«
»Hatte Ihr Mann Feinde, von denen Sie wissen?«, fragte Hain, der wieder seinen aufgeklappten Notizblock in der Hand hielt.
»Feinde? Nein, Walter hatte keine Feinde. Natürlich kann man nicht mit jedem gut auskommen, aber richtige Feinde hatte er nicht.«
Sie zögerte.
»Und ich weigere mich auch zu glauben«, schluchzte die Frau mit den dunklen Haaren, »dass der Mord etwas mit ihm persönlich zu tun hat. Wenn Sie mich fragen, ist er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, und das ist ihm zum Verhängnis geworden.«
»Wie meinen Sie das?«, fragten die beiden Polizisten wie aus einer Kehle.
Es dauerte eine Weile, bis Elisabeth Kempf sich wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass sie sprechen konnte.
»Walter hat ein Händchen dafür gehabt, sich mit den falschen Leuten einzulassen. Und einer von diesen falschen Leuten war sein Kollege Theo Stark, der andere Tote.«
Sie sah die Polizisten an, als fragte sie sich ernsthaft, ob die wüssten, dass es außer ihrem Walter noch einen weiteren Toten gab.
»Ja«, beendete Lenz schließlich die Pause in der Konversation, »Theo Stark. Wir wissen, dass er der andere Tote ist.«
»Und dieser Theo Stark hat Walter Zeit seines Lebens nur Probleme gemacht. Die beiden haben seit mehr als 14 Jahren zusammengearbeitet, aber von Theo ist nie etwas Gutes gekommen. Niemals.«
»Und wieso«, hakte Hain nach, »meinen Sie, dass Ihr Mann zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sein könnte?«
Frau Kempf hob den Kopf und presste die Augenlider dabei zusammen.
»Nicht könnte , junger Mann. Ich habe nichts von könnte gesagt, weil ich das nicht meinte. Ich bin, noch einmal, der festen Überzeugung, dass Walter einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war.«
»Was genau wollen Sie damit zum Ausdruck bringen, Frau Kempf? Ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht ganz, was Sie meinen.«
»Das ist gar nicht so schwer, wie Sie denken. Ich glaube, dass der Mörder es auf Theo abgesehen hatte, und dass Walter ihn vielleicht gesehen hat, ich weiß es nicht. Jedenfalls weiß ich ganz genau, dass Walter mit niemand so über Kreuz lag, dass der ihn umgebracht hätte. Und dass irgendwelche Einbrecher oder Metalldiebe, die auf dieser Baustelle immer wieder ihr Unwesen getrieben haben, plötzlich zu Mördern werden, das kann mir wirklich niemand erzählen.«
Wieder schluchzte sie laut auf.
»Nein, ich weiß genau, dass es dabei um etwas ging, das den Theo, also Theo Stark, betroffen hat. Der war nämlich immer und zu jeder Zeit in irgendwelche kleinen, schmutzigen Dinge verstrickt.«
»Fällt Ihnen da etwas Konkretes ein, Frau Kempf?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, das müssen Sie schon selbst herausfinden, meine Herren. Ich sage nur Rockerklub , mehr kann und will ich dazu nicht sagen.«
»Dass Theo Stark Mitglied in einem Motorradklub war, beweist natürlich noch nicht, dass er in irgendwelche illegalen Handlungen verstrickt oder an ihnen beteiligt gewesen ist«, gab Lenz zu bedenken. »Natürlich hat man als Außenstehender gern und schnell mal den Eindruck, dass bei Gruppen wie den Black Crows nicht alles ganz legal abläuft, aber bevor nicht das Gegenteil bewiesen ist, gelten auch diese Männer als unschuldig.«
Sie sah Lenz an, als hätte er einen schmutzigen, zumindest aber unpassenden Witz gemacht.
»Das kann jetzt wirklich nicht Ihr Ernst sein, Herr Kommissar. Oder Sie hatten noch nie mit diesen Menschen zu tun.«
Erneut bewegte sich die Hand mit dem Taschentuch darin nach oben.
»Ich hatte nur ein einziges Mal mit ihnen zu tun, aber das hat gereicht, um mir ein endgültiges Urteil zu bilden.«
»Wann und warum war das?«
Sie schüttelte energisch den Kopf.
»Glauben Sie mir einfach, dass die Mitglieder dieses Rockerklubs Walter und Theo umgebracht haben. Glauben Sie es mir einfach.«
»Das würden wir gern, aber dazu müssten Sie schon etwas konkreter werden, Frau Kempf.«
»Etwas konkreter. Sie wollen es etwas konkreter? Also gut, dann etwas konkreter.«
Es war offensichtlich, dass Frau Kempf mit einem
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