Bruchlandung
völlig umsonst das ganz große Rad.«
»Gut«, nickte Lenz. »Klingeln wir und sehen, was passiert.«
Damit stieg er aus, ließ den Blick einmal kurz kreisen und ging dann vor Hain her auf das Haus zu. Als die beiden Polizisten an der Eingangstür angekommen waren, hörten sie aus dem Innern gedämpfte, jedoch deutlich zu vernehmende spitze, hysterische Frauenschreie.
Hain riss seine Dienstpistole aus dem Holster, sprang auf die Klingel zu, drückte mit der Waffe in der Hand auf den Taster, und hämmerte gleichzeitig mit der linken Faust gegen die Milchglasscheibe der Tür.
»Hallo, Frau Stark. Machen Sie auf, hier ist die Polizei.«
Das Schreien brach ab, und es entstand eine beklemmende Stille, die nur durch die Kakofonie der nahen Autobahnen ein wenig untermalt wurde.
»Hallo, aufmachen«, hämmerte Hain erneut gegen die Tür.
Kurz darauf wurde es ein wenig heller hinter der undurchsichtigen Glasscheibe, und es waren Bewegungen erkennbar.
»Was gibt’s«, wollte eine Männerstimme wissen.
»Wir sind von der Polizei«, rief Lenz. »Bitte öffnen Sie die Tür.«
»Haben Sie etwas, das mich dazu veranlassen könnte? Einen Durchsuchungsbeschluss vielleicht?«
»Den brauchen wir nicht, und jetzt öffnen Sie die Tür!«
»Hier ist alles in bester Ordnung, wir brauchen ganz sicher keine … Polizei.«
»Wenn Sie uns nicht augenblicklich ins Haus lassen, werden wir die Tür aufbrechen.«
In diesem Augenblick erschien ein weiterer Schemen hinter der Glastür, und eine müde, matte Frauenstimme erklang.
»Hier ist Frau Stark. Wir brauchen wirklich keine Polizei; bitte kommen Sie doch wann anders wieder.«
»Wenn Sie nur kurz die Tür öffnen würden«, gab der Hauptkommissar mit möglichst beruhigendem Tonfall zurück, »sodass wir uns einen Überblick verschaffen können, Frau Stark.«
»Ihr hört doch, dass es hier nichts zu überblicken gibt. Und jetzt macht ‘nen Abflug.«
»Wir werden nicht von der Tür weggehen, bis wir mit Frau Stark persönlich gesprochen haben. Also öffnen Sie die Tür und lassen uns rein.«
Auf der anderen Seite wurde leise getuschelt.
»Gut, ich öffne Ihnen kurz die Tür«, ging Ramona Stark leise auf die Forderung der Polizisten ein. »Aber dann müssen Sie wirklich gehen, ja?«
»Ja, das machen wir.«
Hinter der Scheibe wurden wieder Bewegungen erkennbar, dann öffnete sich die Tür einen Spalt, und das furchtbar zugerichtete Gesicht der Frau wurde sichtbar.
»Mein Gott, Sie sehen ja …«, wollte Hain ihren bemitleidenswerten Zustand und das mit Blut beschmierte hellblaue Kleid kommentieren, wozu es jedoch nicht mehr kam, denn im gleichen Augenblick zog Ramona Stark die Tür ganz auf, riss sich von dem Mann hinter ihr, der sie offenbar an der Kleidung festhielt, los, und hechtete mit einem beherzten Satz aus dem Haus. Nach zwei unsicheren Schritten mit nackten Füßen auf dem festgetretenen Schnee allerdings rutschte sie aus und schlug mit einem lauten Schrei direkt vor den Polizisten der Länge nach hin.
»Bitte helfen Sie mir«, rief sie, während hinter ihr die Tür ins Schloss geworfen wurde. »Meine Mutter ist noch drin, die werden sie bestimmt umbringen.«
Lenz, der mit der Waffe in der einen Hand und dem Telefon in der anderen dastand, warf ihr einen kurzen Blick zu. Dann hatte er eine Verbindung zur Leitstelle, schilderte kurz die Situation und forderte Verstärkung an.
»Und macht schnell, Jungs, es ist wirklich dringend!«
Ohne das Gespräch zu beenden, schob er das Mobiltelefon in die Jacke, bewegte sich vorsichtig zur Hausecke und sah danach kurz zurück.
»Ich gehe nach hinten«, flüsterte er seinem Mitarbeiter zu. »Du bleibst hier und sorgst dafür, dass sie nicht zur Vordertür raus marschieren.«
Damit verschwand er aus dem Blickfeld von Hain, der Ramona Stark auf die Beine half und sie rechts von der Eingangstür absetzte.
»Schön unten bleiben, bis ich Ihnen was anderes sage.«
»Ja.«
»Wie viele sind es?«
»Zwei.«
»Sind sie bewaffnet?«
»Ich habe keine Pistolen oder so was gesehen.«
»Gut. Dann verhalten Sie sich jetzt ruhig und bleiben, wo Sie sind.«
»Aber meine Mutter …«
»Wir kümmern uns darum, dass Ihrer Mutter nichts geschieht.«
»Es geht ihr nicht gut, die beiden haben sie zus …«
In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen, und zwei schwarz gekleidete Männer mit Waffen in den Händen stürmten hintereinander ins Freie. Hain hob den Arm und wollte seine Dienstpistole in Anschlag bringen, doch der
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