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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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erste der beiden ließ ihm keine Chance dazu, denn er war genau jenen Wimpernschlag schneller, der ausreichte, um den Polizisten in das dunkle, bedrohlich wirkende Ende des schimmernden Laufs eines gewaltigen Trommelrevolvers blicken zu lassen.
    »Weg mit der Kanone!«, fauchte der Mann und trat dabei einen Schritt näher auf den Oberkommissar zu. »Weg damit, oder ich schieß dir die Augen aus dem Kopf.«
    Sein Blick und seine ruhige Hand ließen nicht den geringsten Zweifel zu, dass er es absolut ernst meinte.
    Hain senkte langsam den Arm, spreizte die Hand ab und ließ seine Waffe in den Schnee fallen.
    »Wo ist dein Kollege?«, wollte der zweite Mann wissen, doch der Polizist gab ihm keine Antwort.
    »Wo dein verschissener Bullenkollege ist, hab ich dich gefragt.«
    Wieder ein standhafter Blick, jedoch keine Antwort.
    »Wie du willst!«, schrie der ihm näher stehende Mann, drehte sich ein wenig zur Seite und nahm Ramona Stark ins Visier.
    »Dann verpasse ich eben der scheiß Fotze hier ein paar neue Löcher.«
    »Nein, warten Sie«, rief Hain beschwichtigend. »Mein Kollege ist hinter dem Haus.«
    »Ruf ihn her.«
    »Was soll ich?«
    Der Revolverlauf wechselte erneut die Richtung.
    »Verdammt, hast du was mit den Ohren? Du sollst …«
    Der Mann brach ab, vermutlich, weil in weiter Entfernung das typische Geräusch von Polizeisirenen zu hören war.
    »Schnapp dir die Tussi«, schrie der hintere der beiden seinen Kollegen an, während er selbst sich schnell dem mit erhobenen Händen dastehenden Thilo Hain näherte und ihm den Lauf seiner Waffe an den Kopf drückte.
    »Du bist unser Rückfahrticket, Bulle«, fuhr er fort, doch in seiner Stimme lag eine gehörige Portion Unsicherheit.
    »Hört doch auf mit dem …«, wollte der junge Oberkommissar ihm seine Situation klar machen, doch der Mann griff ihm brutal in die Haare, drückte sich hinter ihn und bugsierte den sich nun nicht mehr sträubenden Polizisten langsam vor sich her. Gleichzeitig riss der andere Ramona Stark auf die Beine, warf sie sich mit dem Kopf nach vorn über die Schulter und setzte der vor Angst Zitternden seinen Revolver an die Schläfe.
    »Eine falsche Bewegung, und du bist tot.«
    In dieser Konstellation machte sich die kleine Gruppe auf den Weg zu dem Geländewagen, der etwa 15 Meter entfernt stand. Hain sah immer wieder vorsichtig nach links und hoffte inständig, dass sein Boss die Entwicklung beobachtet oder zumindest mit angehört hatte. Die Spitze der Waffe schabte die Haut von seinem ohnehin noch geschundenen Kopf, und seine größte Furcht war, dass der Mann hinter ihm eine unbedachte Bewegung mit seinem rechten Zeigefinger machen könnte, vielleicht sogar unbeabsichtigt; aber unbeabsichtigt oder nicht, am Ende würde es auf den gleichen Effekt hinauslaufen.
    Als sie noch etwa vier Meter von der Heckklappe des Wagens entfernt waren, warf der andere Ramona Stark einfach auf den Boden und schlug ihr im Anschluss mit dem Lauf seiner Waffe gegen den Kopf, sodass die Frau mit einem kurzen Stöhnen in den Schnee sank und ohnmächtig liegen blieb.
    »Wir brauchen sie nicht, sie ist nur Ballast«, erklärte er mit Blick auf die andere Geisel. »Der ist viel interessanter. Also los, Bulle, ab auf den Rücksitz.«
    Hain wollte seiner Aufforderung nachkommen, genau so, wie er es in einem Seminar ein paar Jahre zuvor erklärt bekommen hatte.
    Kein Heldenmut, meine Herren , hatte der Seminarleiter ihnen dargelegt, der endet in der Regel tödlich. Kommen Sie den Befehlen von Geiselnehmern nach und lassen Sie den Rest die Kollegen machen, dann geschieht Ihnen in aller Regel kein physisches Leid.
    Leider waren die beiden schwarz gekleideten Männer, die ihn als lebendes Schutzschild benutzten, damals nicht zugegen gewesen, sonst hätten sie womöglich an diesem Tag anders gehandelt. Denn im gleichen Augenblick, in dem der junge Polizist das Heck des Wagens erreicht hatte, feuerte derjenige von ihnen, der Ramona Stark k.o. geschlagen hatte, einen Schuss auf die Hausecke ab, hinter der er offensichtlich den zweiten Kripobeamten vermutete oder vielleicht auch gesehen hatte. Hain warf sich sofort nach rechts, krabbelte zum Hinterrad und machte sich dort mit den Armen über dem Kopf so klein, wie er nur konnte.
    Es fielen zwei weitere Schüsse, die dem Ton nach ebenfalls aus den großkalibrigen Waffen der beiden Männer kamen. Dann ein etwas leiserer Knall, direkt gefolgt von einem kurzen gurgelnden Schrei. Hain drehte sich zur Seite, spähte an der

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