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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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fortfahren, wurde jedoch von Schiller mit einer beschwichtigenden Handbewegung gestoppt.
    »Ich weiß, was Sie sagen wollen, Herr Lenz«, fiel der ihm fast zärtlich ins Wort. »Und Sie können mir glauben, dass ich zu 100 Prozent auf Ihrer Linie liege. Allerdings haben wir die Anweisung von ganz oben, uns nicht mehr um diese 40 Kilo Semtex zu kümmern.«
    »Ja, die haben wir unbestreitbar«, brummte Hain.
    »Was wir aber auch haben, ist weiterhin den Auftrag, den oder die Mörder der beiden Wachschutzleute zu finden. Und dabei kann es doch durchaus auch zu Ermittlungen auf dem Flughafen draußen kommen.«
    Lenz und Hain tauschten einen verstohlenen Blick der Marke hast du ihn auch so verstanden, dass wir trotz der Ansage von ganz oben an der Sache dran bleiben sollen? , verdrehten die Köpfe und sahen ihren Boss ratsuchend an.
    »Sie können sich denken, dass es für alle Beteiligten eher nachteilig und ziemlich unangenehm wäre, wenn es diese wie auch immer geartete Sprengladung auf dem Flughafen wirklich geben sollte, meine Herren. Ob sie auf dem Rollfeld liegt oder in der Damentoilette, macht für mich dabei übrigens absolut keinen Unterschied. Für mich viel entscheidender ist die Tatsache, dass, sollte es wirklich zu einem Anschlag kommen, unsere Abteilung die Hunde beißen würden, weil wir die Letzten waren, die mit der Sache befasst waren. Der werte Kollege Weißenstein hat spätestens heute damit begonnen, sich den Arsch frei zu halten, und der überaus geschätzte Herr Polizeipräsident hat ohnehin nichts zu befürchten. Also, und das weiß auch jeder der an der Besprechung Beteiligten, müssten wir die Rübe hinhalten, und das gedenke ich zumindest nicht freiwillig zu tun.«
    Die beiden Kripobeamten vor dem Schreibtisch tauschten erneut einen Blick aus.
    »Heißt das, was Sie da sagen, am Ende das, was ich zu verstehen glaube und hoffe?«, schwurbelte Hain sich einen kaum zu verstehenden Satz zurecht.
    Schiller lachte laut los.
    »Ich weiß nicht, was Sie zu verstehen glauben oder hoffen, aber wenn Sie mich so verstehen, dass Sie an der Sache dran bleiben sollen, und dabei meine ich auch und ganz explizit die Sache mit dem Sprengstoff, dann haben Sie mich verdammt richtig verstanden, meine Herren.«
    Nun fingen Lenz und Hain an zu grinsen.
    »Er ist wirklich nicht so übel, wie wir am Anfang gedacht haben«, flüsterte der Oberkommissar genau so laut, dass seine Worte auch hinter der Schreibtischplatte noch gut zu verstehen waren.
    »Das Gleiche habe ich auch gerade gedacht«, erwiderte Lenz im gleichen leisen Tonfall.
    Wieder ein heiseres Lachen von der anderen Tischseite.
    »Dann hätten wir das ja geklärt«, meinte der Kriminalrat mit gerunzelter Stirn. »Und die Frage, die ich mir mehr als einmal gestellt habe, in welchen stocksteifen Haufen ich hier rein geraten bin, überdenke ich auch noch mal; oder besser, ich werde mein Bild über die verstockten Nordhessen langsam aber sicher zu den Akten legen. So unnahbar, wie man sich immer erzählt, sind die nämlich gar nicht.«
    »Er hats kapiert«, raunte Lenz Hain zu. »Er hat es wirklich kapiert.«
    »Und er heißt übrigens Herbert«, erklärte Schiller mit ausgestreckter rechter Hand.
    »Paul«, erwiderte Lenz, griff nach der angebotenen Hand und schüttelte sie kurz.
    »Ich bin Thilo«, setzte Hain mit kräftigem Händedruck hinzu.
    »Und ich bin obendrein der Meinung, dass ihr keine Zeit verlieren solltet. Schafft eure Hintern hier raus, macht euch zum Flughafen, und findet raus, ob dieser Trosser die Wahrheit erzählt oder nur einen Haufen Scheiße.«

25
    Es war längst dunkel, als Lenz den Schlüssel ins Zündschloss des Dienstwagens schob und den Motor startete.
    »Dass ich heute mit unserem neuen Boss noch per Du werden würde, hätte ich im Leben nicht gedacht«, verkündete Hain noch immer erstaunt.
    »Dito«, kam es von der anderen Seite. »Und dass ich Friedbert Weißenstein heute nicht einfach erwürgt habe, grenzt geradezu an ein Wunder.«
    »Sei froh, dass bis auf mich niemand gesehen hat, wie angefressen du wirklich warst. Aber ich dachte auch, wenn unser Paule jetzt nicht aufsteht und geht, ist Weißenstein in größter Gefahr und liegt vielleicht gleich in seinem eigenen Blut.«
    »Was für ein Wichser!«, brüllte Lenz, während er mit beiden Händen das Lenkrad traktierte. »Was für ein gottverdammter Wichser! Glaubt, er hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen und das Wissen um gute Polizeiarbeit eigenhändig entwickelt. Ich

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