Bruchlandung
vermutlich herzlich gelacht.«
»Sie glauben also nicht, dass eine diesbezügliche Gefahr besteht?«
»Davon können Sie ausgehen, Herr Kollege. Es ist nämlich nach meiner Meinung völlig ausgeschlossen, dass eine Privatperson in den Besitz von 40 Kilogramm Semtex kommt. 40 Kilo! Sie wissen vermutlich gar nicht, wovon Sie hier reden, wenn Sie eine solche Größenordnung an Semtex-Sprengstoff ins Spiel bringen.«
Lenz überhörte die letzte Provokation und wandte sich an den Polizeipräsidenten.
»Wir sind der Meinung, dass es ein durchaus realistisches Gefahrenpotenzial gibt, Herr Dr. Bartholdy. Also wäre es …«
»Lieber Herr Lenz«, ging der Leiter des Polizeipräsidiums Nordhessen dazwischen, »ich glaube Ihnen, dass es Ihre Meinung ist, aber ich vertraue hier ganz und gar auf das Urteilsvermögen des geschätzten Kollegen Weißenstein.«
Er drehte den Kopf und sah Herbert Schiller an.
»Hier müssen wir noch deutlich besser werden, Herr Schiller«, formulierte er spitz. »Wenn ein Team der Abteilung OK die Sache untersucht hat und zu dem Schluss gekommen ist, dass nichts daran ist, müssen Ihre Leute sich nicht auch noch daran versuchen.«
»Dagegen muss ich einwenden«, reagierte Schiller betont ruhig, »dass meine Mitarbeiter bis vor ein paar Minuten noch gar nichts davon wussten, dass es diesbezüglich schon Ermittlungen gegeben hat. Demzufolge …«
»Ja, das wissen wir ja alle, Herr Schiller. Aber Sie müssen Ihre Abteilung schon so weit im Griff haben, dass solche Doppelarbeiten unterbleiben. Verstanden?«
»Verstanden«, murmelte der Kriminalrat mit starrem Blick auf den Teppichboden.
»Außerdem«, mischte Weißenstein sich wieder ein, »was wollen Sie denn jetzt machen? Die gesamte Start- und Landebahn abtragen lassen, auf den vagen Hinweis eines stadtbekannten Schwätzers hin, dass irgendwo dort 40 Kilo Semtex verbuddelt sein könnten?«
»Haben Sie denn eine bessere Idee?«, giftete Lenz zurück.
»Auf jeden Fall habe ich die. Suchen Sie sich den oder die Mörder von diesen beiden Wachmännern, überführen Sie sie und Sie werden zu der Erkenntnis gelangen, dass die Morde nichts, aber auch rein gar nichts mit der organisierten Kriminalität zu tun haben. Sie werden erkennen, dass irgendwo in Ostdeutschland zwei Wachmänner die Opfer von gewalttätigen Kabel- oder sonstigen Rohstoffdieben geworden sind, was die Sache als solche zwar nicht besser macht, aber immerhin unsere eigenen Ermittlungen im Bereich der OK nicht torpediert.«
»Wie kommen Sie denn auf das schmale Brett, dass wir Ihre Ermittlungen torpedieren würden?«, fragte Thilo Hain völlig empört, sein Einwand wurde jedoch von Friedbert Weißenstein überhaupt nicht beachtet.
»Dann könnten wir auch wieder zu jener fruchtbaren Zusammenarbeit zurückfinden, die wir während der Ägide Ihres Vorgängers einmal hatten, und die ich, da muss ich leider ganz ehrlich sein, seit dessen bedauerlichem Tod nicht oder nur sehr eingeschränkt erleben durfte.«
Der Leiter der Mordkommission schluckte jegliche Replik hinunter, warf seinem Chef einen kurzen Blick zu und stand auf.
»Dann verbleiben wir so, wie der Kollege Weißenstein es sich wünscht. Wir werden uns in der Sache auf seine damaligen Ermittlungen und seine Weisheit verlassen und werden für die Zukunft versuchen, wieder zu einer guten und der Sache dienenden Zusammenarbeit zu finden.«
»So will ich Sie hören, Herr Lenz«, applaudierte der Polizeipräsident unverhohlen. »Und dabei geht es überhaupt nicht um persönliche Befindlichkeiten, wie Sie vielleicht jetzt vermuten könnten, sondern einzig und allein um die Sache, nämlich Verbrechen aufzuklären oder im besseren Falle noch gleich gar zu verhindern.«
Lenz nickte, schob seinen Stuhl nach hinten, und stand kurz darauf an der Tür.
»So machen wir es«, erwiderte er demütig, und wollte mit Thilo Hain im Schlepptau das Besprechungszimmer verlassen.
»Ich habe noch etwas mit Ihnen in einer anderen Sache zu besprechen, meine Herren«, rief Herbert Schiller ihnen hinterher. »Warten Sie doch bitte kurz bei mir vorm Büro, es geht auch ganz schnell.«
Fünf Minuten später kam Kriminalrat Schiller über den Flur gehetzt, schloss sein Dienstzimmer auf und bat seine Mitarbeiter hinein.
»Das war ja mal ein interessantes Gespräch«, begann er, nachdem die Drei sich gesetzt hatten.
»Allerdings«, stimmten Lenz und Hain unisono zu. »Wobei wir trotzdem der Meinung sind …«, wollte der Hauptkommissar
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