Bruchlandung
könnte jetzt noch aus der Hose hüpfen, wenn ich an seine Worte denke.«
»Ja, aber das würde uns ja auch nicht wirklich weiter helfen«, bremste der aufgekratzt auf dem Beifahrersitz thronende Oberkommissar seinen Boss vorsichtig. »Viel interessanter für mich ist, dass das alte Spiel g uter Bulle, böser Bulle noch immer so reibungslos klappt, was ich speziell bei einem wie dem Trosser nicht unbedingt erwartet hätte«, erklärte er stolz.
»Und dass du in dem Spiel mittlerweile eine solche Reife entwickelt hast, das hätte ich nicht erwartet«, erwiderte der Hauptkommissar anerkennend, während er sich in den Feierabendverkehr auf der Holländischen Straße einfädelte.
»Tja, da merkt man die Jahre mit einem alten Knochen wie dir doch langsam.«
»Wenn es zu dem gewünschten Ergebnis führt, soll mir auch der alte Knochen egal sein.«
»Glaubst du denn, und das mal ausnahmsweise ganz ernsthaft«, wollte Hain nachdenklich wissen, »dass an der Geschichte wirklich was dran sein könnte?«
»Das weiß ich nicht, Thilo. Aber wie Uwe vorhin schon sagte, sollten wir besser nicht riskieren, in so einer Sache einen Fehler zu machen.«
»Aber das würde bedeuten, dass unter Umständen die komplette Landebahn abgetragen werden müsste, noch dazu mit ziemlicher Vorsicht. Das kriegen wir doch nie im Leben durch.«
Lenz warf ihm einen mitleidigen Blick zu.
»Es ist, wie es immer ist im Leben. Wenn wir die besseren Argumente haben, kriegen wir es durch; wenn nicht, kriegen wir gar nichts durch.«
»Wie ist das eigentlich mit diesen Schnüffelhunden?«, fiel dem jungen Polizisten eine Frage wieder ein, die ihm ein paar Minuten zuvor schon durch den Kopf gegeistert war. »Können die Sprengstoff auch unter dickem Asphalt erschnüffeln oder kriegen die so was nicht hin?«
Lenz zuckte mit den Schultern.
»Das ist eine gute Frage, die wir am besten einem der Hundeführer stellen sollten. Aber wegen der Sensibilität der ganzen Sache und der Anweisung von ganz oben, die Finger von der Geschichte mit dem Anschlag zu lassen, machen wir das besser nicht telefonisch, sondern suchen einen der Jungs persönlich auf.«
Er warf einen Blick auf die Digitaluhr in der Mitte des Armaturenbretts.
»Aber heute geht da gar nichts mehr. Wenn wir aus Calden zurück sind, will ich nur noch nach Hause zu meiner Frau und die Füße hochlegen; immerhin war ich heute in eine Schießerei verwickelt und habe in Notwehr zwei Menschen angeschossen, von denen der eine vielleicht den Tag nicht überleben wird, und obwohl ich davon überzeugt bin, eine ziemlich coole Socke zu sein, will ich diese Fakten nicht völlig unbeachtet lassen.«
»Was eine wirklich gute Idee ist, wenn du mich fragst.«
Der Verkehrsflughafen Kassel-Calden lag im dichten Nebel, als die beiden Polizisten den VW-Passat auf dem Parkplatz abstellten und auf das Hauptgebäude zuhielten.
»Wenn man bedenkt, dass wir vor einem richtigen Flughafen stehen, ist es hier schon überraschend ruhig«, stellte Hain süffisant fest.
»Da gebe ich dir recht. Aber wenn man die letzten Meldungen zu diesem Bau gelesen hat, dann überrascht das nicht wirklich.«
»Ja, hab ich auch mitgekriegt. Viel Investitionsvolumen, wenig Passagiere. Aber immerhin sollen ein paar Arbeitsplätze geschaffen worden sein.«
»Das habe ich auch gehört«, gab Lenz mit zweifelndem Blick zurück.
Hinter der Theke in der Mitte der menschenleeren Abflughalle stand eine einsame junge Frau, die, als sie die beiden Männer erblickte, sofort auf maximalen Freundlichkeitsmodus umschaltete.
»Guten Abend«, flötete sie Lenz und Hain entgegen, die kurz darauf ihren Infostand erreicht hatten. »Kann ich etwas für Sie tun?«
»Ja«, gab Hain ebenso freundlich zurück. »Wir würden gern mit jemandem von der Geschäftsleitung sprechen.«
Der Blick der Frau scannte kurz die große runde Analoguhr an der Wand hinter den Beamten.
»Haben Sie einen Termin?«, wollte sie danach wissen. »Oder vielleicht sagen Sie mir am besten, in welcher Angelegenheit Sie kommen, dann kann ich Ihnen unter Umständen ja schon helfen.«
»Ich bin leider sicher«, machte der Oberkommissar auf höflich, »dass Sie das nicht können. Wir sind von der Kriminalpolizei und haben etwas auf dem Herzen, bei dem uns wirklich nur jemand von ganz oben helfen kann. Am besten diese Dame, die ich neulich im Fernsehen gesehen habe.«
Er tat, als würde er nachdenken.
»Wie hieß die noch gleich?«
»Sie können eigentlich nur unsere Frau Meyer
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