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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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der König es erlaubt – diese Arbeit übernehmen?«
    »Ja, Vater, das werde ich«, sagte Cadfael, »wenn auch schweren Herzens.«

Kapitel III
    »Ja, das werde ich tun«, sagte Godith, »wenn ich Euch so am besten von Nutzen sein kann. Ich werde zu den Morgen-und Abendlesungen gehen, beim Essen niemanden ansehen und mit niemandem reden und mich danach hier im Schuppen einschließen, den Riegel vorlegen und nicht öffnen, bis ich Eure Stimme höre. Natürlich werde ich tun, was Ihr mir sagt. Und trotzdem würde ich lieber mit Euch gehen. Es waren die Leute meines Vaters und auch meine Leute – ich wollte, ich könnte an dem Letzten teilhaben, das ihnen auf dieser Welt widerfährt.«
    »Selbst wenn es sicher für dich wäre, würde ich dich nicht gehen lassen«, sagte Cadfael mit Bestimmtheit. »Die Schrecklichkeit dessen, was ein Mensch seinen Mitmenschen antun kann, könnte sich zwischen dich und die Gewißheit schieben, daß Gott uns jenseits dieser Welt Gnade und Gerechtigkeit widerfahren läßt. Es braucht ein halbes Leben, um jenen Punkt zu erreichen, wo man die Ewigkeit immer vor Augen hat und die rohe Ungerechtigkeit des Tages zur Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpft. Nein, du bleibst besser hier und hältst dich fern von Hugh Beringar.«
    Er hatte auch daran gedacht, diesen jungen Mann für seine Arbeitsgruppe aus kräftigen freiwilligen Helfern zu gewinnen, um sicherzugehen, daß sich seine Wege nicht mit Godith’s kreuzten. Sei es, daß sie Verdienste um ihr eigenes Seelenheil sammeln wollten, sei es, daß sie heimlich auf der Seite standen, für die jene toten Männer gekämpft hatten, sei es, daß sie nach Freunden oder Verwandten suchen wollten – jedenfalls hatten drei der Reisenden im Gästehaus ihre Hilfe angeboten und mit dem Hinweis auf das Beispiel, das sie gaben, wäre es sicher möglich gewesen, auch andere, vielleicht sogar Hugh Beringar, für diese Arbeit zu gewinnen. Aber es sah so aus, als sei der junge Mann fortgeritten, vielleicht, um sich beim König sehen zu lassen; ein Neuling am Hof konnte es sich nicht leisten, sein Gesicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
    Auch am vergangenen Abend, erzählten die Laienbrüder in den Ställen, sei er gleich nach dem Vespergottesdienst ausgeritten.
    Seine drei Begleitsoldaten waren da und langweilten sich, da sie nicht mehr zu tun hatten, als die Pferde zu füttern, zu striegeln und zu bewegen. Aber sie sahen keinen Grund, sich an einer Arbeit zu beteiligen, die sicherlich unangenehm war und möglicherweise das Mißfallen des Königs erregte. Cadfael konnte ihnen das nicht verdenken. Als er über die Brücke und durch die Gassen der Stadt zur Burg ging, hatte er zwanzig Männer bei sich, Klosterbrüder, Laienbrüder und die drei hilfsbereiten Reisenden.
    Vielleicht war König Stephen erleichtert, daß ihm freiwillig eine Arbeit abgenommen wurde, für die er sonst Soldaten hätte abkommandieren müssen. Die Toten mußten schließlich beerdigt werden, oder man würde die Folgen am eigenen Leib zu spüren bekommen, denn in einer von Mauern umgebenen Stadt konnten sich Seuchen mit furchtbarer Geschwindigkeit ausbreiten. Und doch würde Stephen dem Abt Heribert seinen unausgesprochenen Vorwurf und die Erinnerung an des Königs Christenpflicht vielleicht nie vergeben. Nichtsdestoweniger hatte er dem Abt die benötigte Erlaubnis erteilt; man ließ die Männer ohne weiteres in die Stadt, und Cadfael wurde sofort zu Prestcote gebracht.
    »Euer Lordschaft ist sicher über unser Kommen informiert worden«, sagte er ohne weitere Einleitung. »Wir sind gekommen, um uns der Toten anzunehmen. Wir brauchen einen sauberen und ausreichend großen Raum, wo wir sie bis zur Beerdigung aufbahren können, und wir wären Euch verbunden, wenn wir Wasser aus Eurem Brunnen schöpfen dürften. Leichentücher haben wir selber mitgebracht.«
    »Ich habe einen Raum im Südturm räumen lassen«, sagte Prestcote gleichgültig. »Er ist groß genug, und Ihr findet dort Bretter, die Ihr als Bahren benützen könnt.«
    »Der König hat auch gestattet, daß diejenigen unter diesen Unglücklichen, die aus dieser Stadt stammen und hier Familie oder Freunde haben, von diesen identifiziert und abgeholt werden dürfen. Würdet Ihr, sobald wir fertig sind, eine entsprechende Bekanntmachung in der Stadt ausrufen lassen und den Leuten freies Geleit zusagen?«
    »Wenn sie es wagen zu kommen«, sagte Prestcote trocken, »habe ich nichts dagegen, wenn sie ihre Verwandten abholen.
    Diese

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