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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Euch jetzt wieder Eurer Arbeit überlassen«, sagte Beringar, »und Eure Meditationen nicht weiter durch mein unnützes Geschwätz stören. Oder habt Ihr etwas für mich zu tun?«
    »Ich dachte, Ihr steht in den Diensten des Königs«, antwortete Cadfael bedächtig.
    Wieder lachte Beringar. »Noch nicht, noch nicht, aber das kommt schon noch. Auf die Dauer kann er es sich nicht leisten, die Fähigkeiten, die ich besitze, brachliegen zu lassen.
    Allerdings hat er mir zur Probe eine Aufgabe gegeben, bei der ich nicht recht vorankomme. Bruder Cadfael, mir scheint, Ihr seid der fähigste Mann hier weit und breit. Wenn ich Euch um Hilfe bitten sollte, würdet Ihr sie mir doch sicher nicht einfach so und ohne nachzudenken verweigern, oder?«
    Cadfael richtete sich auf und sah ihn an. »Ich bemühe mich, nie, etwas zu tun, ohne nachzudenken«, sagte er vorsichtig, »wenn auch meine Gedanken manchmal sehr flink sein müssen, um mit meinen Taten Schritt halten zu können.«
    »Eben diesen Eindruck hatte ich von Euch«, sagte Beringar mit einem feinen Lächeln. »Ich fasse das als Zusage auf.« Er machte eine kleine Verbeugung und ging gemächlich zum Kloster zurück.
    Sonnenverbrannt, müde und verschwitzt kamen die Schnitter rechtzeitig zum Vespergottesdienst ins Kloster zurück. Nach dem Abendmahl kam Godith eilig zu Cadfael gelaufen.
    »Bruder Cadfael, Ihr müßt mitkommen! Es ist wichtig!« In ihrem Flüstern lag äußerste Dringlichkeit. »Es ist noch Zeit bis zur Komplet – Ihr müßt mit mir zum Kornfeld gehen.«
    »Was ist los?« flüsterte er zurück, denn einige andere standen in Hörweite. »Ist irgend etwas geschehen? Was hast du gefunden, das so wichtig ist?«
    »Einen Mann! Einen verwundeten Mann! Man hat ihn verfolgt.
    Weiter oben ist er in den Fluß gesprungen und hat sich von der Strömung treiben lassen. Ich konnte nicht lange bleiben, um ihn weiter zu befragen, aber ich weiß, daß er Hilfe braucht. Er hat eine Nacht und einen Tag am Ufer gelegen...«
    »Wie hast du ihn gefunden? Weiß noch jemand davon?«
    »Nein, niemand. Ich habe mich in die Büsche bei der Mühle geschlagen, und dort habe ich ihn gefunden. Niemand hat es gesehen...«
    »Natürlich, Kind, ich weiß.« Glücklicherweise hatten ihre Altersgenossen wohl so viel zu tun gehabt, daß ihnen diese Zimperlichkeit nicht aufgefallen war. »Und ist er immer noch dort?«
    »Ja. Ich habe ihm etwas Brot und Fleisch gegeben und ihm gesagt, daß ich sobald wie möglich zurückkommen würde.
    Seine Kleider sind getrocknet, und er hat Blut am Ärmel. Aber ich glaube, er wird gesund werden, wenn Ihr Euch um ihn kümmert. Wir könnten ihn in der Mühle verstecken – im Augenblick wird sie ja nicht benützt.« Sie hatte schon alles bedacht, und jetzt zog sie ihn am Ärmel zu dem Schuppen im Kräutergarten. Sie brauchten jetzt vor allem Arzneien, Verbandsstoff und etwas Essen für den Verwundeten.
    »Wie alt ist er?« fragte Cadfael, als sie außer Hörweite der anderen waren.
    »Ungefähr so alt wie ich«, antwortete sie. »Und er wird verfolgt!
    Natürlich denkt er, daß ich ein Junge sei. Ich habe ihn aus meiner Wasserflasche trinken lassen, und er nannte mich Ganymed...«
    So so, dachte Cadfael, während er im Schuppen die Dinge, die sie benötigen würden, zusammensuchte. Offenbar handelte es sich um einen gebildeten jungen Mann. »Also, Ganymed«, sagte er und rollte Verbandszeug und eine Dose mit Wundsalbe in eine Decke ein, »dann trag du dies. Ich werde die anderen Arzneien nehmen. Auf dem Weg kannst du mir mehr erzählen.«
    Es war noch nicht dunkel. Dämmerlicht lag über dem Land, in dem alles klar zu erkennen war, wenn auch alle Farben zu Schattierungen von Grau verwischt waren.
    »An jener Stelle ist das Gebüsch sehr dicht«, sagte sie. »Ich hörte ein Rascheln und Stöhnen und ging nachsehen. Er sieht aus wie ein junger Edelmann aus einer angesehenen Familie.
    Er war sehr schwach und hatte Blut an seiner Schulter und an seinem Arm. Aber er hat mir vertraut und wußte, daß ich ihn nicht verraten würde.« Sie ging an Cadfaels Seite über das Stoppelfeld, auf das man bald die Schafe des Klosters zum Grasen treiben würde. Ihr Kot war ein guter Dünger. »Ich habe ihm etwas von meinem Proviant zum Essen gegeben und ihm gesagt, daß ich gleich nach Einbruch der Dunkelheit Hilfe bringen würde.«
    »Jetzt sind wir gleich da. Zeig mir den Weg.«
    Es war ein wunderbarer Augustabend, und das Dämmerlicht würde noch lange anhalten. Das Mädchen

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