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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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wurde, bevor der andere Reiter mit zwei Pferden westwärts nach Wales aufbrach.
    »Noch etwas ist an jenem Tag geschehen«, sagte Petronilla, als Cadfael aufstand, um zu gehen. »Um etwa zwei Uhr, als die Soldaten des Königs die beiden Brücken besetzt und die Zugbrücke herabgelassen hatten, erschien Hugh Beringar bei uns. Godith ist ihm schon als Kind zur Frau versprochen worden, und nun kam er und tat, als mache er sich große Sorgen um sie. Er fragte uns, wo er sie finden könne. Ich sagte ihm, sie sei schon vor einer guten Woche weggebracht worden und wahrscheinlich schon weit weg und in Sicherheit. Wir wußten wohl, daß er auf Stephens Befehl zu uns gekommen war – man hätte ihn sonst nie so früh schon durchgelassen.
    Bevor er nach ihr suchte, ist er im Lager des Königs gewesen, da bin ich sicher. Und nicht aus Liebe ist er um sie besorgt, sondern weil eine hübsche Belohnung auf sie ausgesetzt ist.
    Sie ist ein Lockvogel für ihren Vater, wenn nicht sogar für FitzAlan. Ich habe gehört, daß er im Kloster Quartier bezogen hat. Gebt acht, daß er mein Lämmchen nicht zu sehen bekommt!«
    Cadfael horchte auf. »Und er war an jenem Nachmittag hier?« fragte er. »Ich weiß, daß er gefährlich ist, und ich versichere euch, daß ich aufpassen werde. Aber seid ihr sicher, daß er bei euch nichts von Faintrees Auftrag erfahren hat? Nichts, wodurch er Verdacht hätte schöpfen können? Er ist sehr gerissen. Nein, ich bitte um Vergebung – ihr würdet nie etwas verraten. Nun gut, ich danke euch für eure Hilfe. Ich werde euch über den weiteren Verlauf der Sache auf dem laufenden halten.«
    Er war schon an der Tür, als er Petronilla bekümmert sagen hörte: »Und er war so ein netter Junge, dieser Torold Blund...«
    »Torold Blund.« Godith sprach den Namen langsam vor sich hin. »Das ist ein sächsischer Name. Im Norden gibt es viele von der Art – gute, alte Familien. Aber ich kenne ihn nicht, und ich glaube nicht, daß ich ihn jemals gesehen habe. Und Nicholas schien mit ihm befreundet zu sein? Nicholas schloß zwar immer schnell Bekanntschaften, aber er war nicht dumm. Sie waren beide im selben Alter, und er muß ihn gut gekannt haben. Und doch...«
    »Ja«, sagte Cadfael, »ich weiß! ›Und doch...‹ Mein liebes Kind, ich bin zu müde, um weiter darüber nachzudenken. Ich gehe jetzt zur Komplet und danach ins Bett, und du solltest dasselbe tun. Und morgen...«
    »Morgen«, sagte sie und stand auf, »werden wir Nicholas beerdigen. Wir! Ich will dabei sein – in gewisser Hinsicht war er ja mein Freund.«
    »So soll es auch sein«, sagte Cadfael, gähnte und legte seinen Arm um ihre Schultern. Zusammen machten sie sich auf den Weg zur Kirche, um mit Dankbarkeit, Schmerz und Hoffnung im Herzen den Tag zu beschließen.

Kapitel V
    Nicholas Faintree wurde unter einem Stein im Querschiff der Klosterkirche beigesetzt. Die weltlichen Dinge desillusionierten und deprimierten Abt Heribert in zunehmendem Maße, und so war ihm dieser einsam e Gast willkommen, der kein Symbol des Bürgerkrieges, sondern ein Opfer individueller Bosheit geworden war. Und wer weiß, vielleicht mochte aus Nicholas im Laufe der Zeit noch ein Heiliger werden. Er war jung, geheimnisumwoben, offensichtlich reinen Herzens, und er war hinterrücks ermordet worden – das war der Stoff, aus dem Märtyrer gemacht werden.
    Aline Siward wohnte der Beerdigung bei, und in ihrer Begleitung befand sich, absichtlich oder zufällig, Hugh Beringar.
    Dieser junge Mann machte Cadfael immer nervöser. Gewiß, wenn er überhaupt nach seiner Verlobten suchte, so legte er dabei jedenfalls keinen großen Eifer an den Tag. Aber gleichwohl lag etwas Gefährliches in seiner lässigen und selbstsicheren Art, dem geringschätzigen, zynischen Zug um seine Lippen und in der herausfordernden Geradheit, mit der er Cadfael aus seinen schwarzen Augen ansah, wenn sich ihre Blicke trafen. Ich kann es nicht leugnen, dachte Cadfael, mir wird ein Stein vom Herzen fallen, wenn ich das Mädchen erst einmal sicher von hier fortgebracht habe, und in der Zwischenzeit werde ich dafür sorgen, daß er sie nicht zu sehen bekommt.
    Die Obst-und Gemüsegärten des Klosters befanden sich nicht auf dem Klostergelände, sondern auf der anderen Seite der Hauptstraße in einer fruchtbaren Ebene, die sich am Fluß entlang erstreckte und ›die Gaye‹ genannt wurde; am Ende dieser Ebene befand sich auf einer kleinen Anhöhe ein Kornfeld. Es lag fast genau gegenüber der Burg und in

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