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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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des Königs... Er ist Torold Blund, der zusammen mit Nicholas den Schatz Fitz Alans zur Kaiserin bringen sollte.
    Und natürlich hatte er mit Nicholas’ Tod nichts zu tun.
    Überhaupt glaube ich, daß er in seinem ganzen Leben noch nichts Schlechtes getan hat.«
    »Das«, sagte Cadfael, »würde ich von keinem Menschen behaupten, auch nicht von mir selber. Aber du kannst beruhigt schlafen – mit dieser niederträchtigen Tat hat er gewiß nichts zu tun.«
    Es war für Bruder Cadfael nichts Ungewöhnliches, lange vor der Prim auf den Beinen zu sein und schon vor dem Morgengebet einiges an Arbeit zu erledigen; so dachte sich niemand etwas dabei, als er an jenem Morgen früh aufstand und sich ankleidete, und niemand bemerkte, daß er auch seinen Gehilfen weckte, wie er es ihm versprochen hatte. Sie nahmen Medikamente und Nahrungsmittel mit, und Bruder Cadfael hatte eine Jacke und eine Hose aus der Kammer des Almosenverwalters besorgt. Godith hatte das blutbefleckte Hemd des jungen Mannes mitgenommen, es vor dem Schlafengehen gewaschen und den Riß geflickt, den der Pfeil verursacht hatte.
    Ihr Schützling saß auf seinem Lager und aß das Brot, das sie ihm dagelassen hatten, mit großem Appetit. Offenbar hatte er völliges Vertrauen in sie, denn als sie die Tür der Mühle öffneten, versuchte er nicht, sich zu verstecken. Er hatte sich seine zerrissene und blutverschmierte Jacke um die Schultern gelegt, so daß sein ebenmäßiger, muskulöser Oberkörper zu sehen war. Die Blutergüsse waren noch nicht verschwunden, aber nach dem langen, heilsamen Schlaf ging es ihm sichtlich besser.
    »So«, sagte Cadfael befriedigt, »jetzt kannst du uns von dir erzählen, mein Freund. Ich werde inzwischen nach deinen Wunden sehen. Um dein Bein mache ich mir keine Sorgen, darum werde ich mich später kümmern – aber diese Schulterverletzung gefällt mir nicht. Ich nehme jetzt den Verband ab. Godric, hab du ein Auge auf den Rücken. Es könnte sein, daß das Tuch an der Wunde festklebt. So, dann wollen wir uns das einmal ansehen...« In einem beiläufigeren Tonfall fuhr er fort: »Man nennt mich Bruder Cadfael. Ich bin Waliser und ziemlich weit in der Welt herumgekommen, wie du dir vielleicht schon gedacht hast. Und mein Gehilfe hier heißt Godric. Er hat mich zu dir geführt. Entweder traust du uns beiden oder keinem von uns.«
    »Ich vertraue euch«, sagte der Junge. Sein Gesicht war jetzt nicht mehr so blaß wie am Abend zuvor, und im Licht des Morgens ließ sich auch die Farbe seiner Augen erkennen: Sie waren grün, mit einem leichten Stich ins Bräunliche. »Aber die Schuld, in der ich bei Euch stehe, läßt sich nicht durch bloßes Vertrauen begleichen. Ich werde alles tun, was Ihr von mir fordert. Mein Name ist Torold Blund. Ich komme aus einem Dörfchen bei Oswestry, und ich bin mit Leib und Seele ein Gefolgsmann FitzAlans.« Der Verband ließ sich nur schwer von der Wunde lösen. Er zuckte zusammen, unterdrückte aber den Schmerz und fuhr fort: »Aber ich will Euch keiner Gefahr aussetzen. Dank Eurer Hilfe bin ich jetzt wieder stark genug, um gehen zu können.«
    »Du wirst erst gehen, wenn wir dich fortlassen«, sagte Godith und nahm die letzte Lage des Schulterverbandes ab. »Und das wird gewiß nicht heute sein.«
    »Schweig, und laß ihn reden. Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Cadfael. »Erzähl weiter, mein Junge. Wir haben nicht vor, Mauds Leute an Stephen oder Stephens Leute an Maud auszuliefern. Wie bist du in diese Lage geraten?«
    »Ich kam mit Nicholas Faintree nach Shrewsbury. Auch er war ein Gefolgsmann von FitzAlan, er stammte von einem Landsitz, der an den meines Vaters angrenzte. Wir erreichten die Burg erst eine Woche, bevor sie fiel. Am Abend vor dem letzten Angriff wurde eine Beratung abgehalten – wir waren nicht dabei, nur die hohen Offiziere nahmen daran teil –, und man beschloß, FitzAlans Schatz am nächsten Tag fortzuschaffen und zur Kaiserin zu bringen. Nicholas und ich sollten die Kuriere sein. Wir waren neu in Shrewsbury, und niemand kannte uns, und daher hätte es uns gelingen können, durchzukommen, während ältere und erfahrenere Männer vielleicht erkannt worden wären. Der Schatz bestand hauptsächlich aus Juwelen und Münzen. Niemand wußte, wo er versteckt war, außer unserem Herrn und einem Mann seines Vertrauens. Zu diesem sollten wir uns begeben, sobald uns der Befehl erteilt worden war, den Schatz aus dem Versteck zu holen und in der Nacht nach Wales bringen. FitzAlan hat ein

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