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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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gegen den eigenen Vater gestellt! Darauf war Olivier am wenigsten von allem vorbereitet, denn Verrat ist ihm wesensfremd. Ich weiß nicht, wie lange er schon der Besatzung von Faringdon angehörte und was die jungen Ritter dort empfunden haben. Es sieht ganz so aus, als hätten viele seine Haltung geteilt. Die Burg war kaum vollendet, Philip hat die Männer gestellt, die sie gut verteidigen sollten, doch als sie belagert wurde, hat Robert nicht einmal den kleinen Finger gerührt, um sie zu retten. So etwas schafft Bitterkeit.
    Aber Leicester wird weiterhin versuchen, sie alle aufzuspüren, bis auf den letzten Mann. Und wenn wir einander bald in Coventry begegnen, könnten wir vielleicht zumindest eine Vereinbarung über die Freilassung von Gefangenen auf beiden Seiten erreichen. Alle Männer beider Parteien, die guten Willens sind, werden darauf drängen.«
    »Olivier pflügt seine eigene Furche und mäht seine eigenen Garben«, sagte Cadfael und hielt den Blick gleichsam durch die vor ihm liegende Fachwerkwand hindurch ostwärts in die Weite gerichtet, bis hin zum Sand und zur Dürre, dorthin, wo in der Sonne glitzernde Wogen an die Gestade des fränkischen Königreichs Jerusalem rollten, das sich gegen die ihm geltende Bedrohung bereits gewappnet hatte. Diese Fabelwelt jenseits des Meeres war ihm einst vertraut gewesen. Dort war Olivier de Bretagne aufgewachsen und hatte in frühen Mannesjahren den Glauben des ihm unbekannten Vaters angenommen. »Ich danke dir, daß du es mir gesagt hast, Hugh«, sagte Cadfael gemessen. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendein Gefängnis ihn lange zu halten vermag. Laß es mich wissen, wenn du weitere Nachrichten empfängst.«
    Die Stimme klingt nicht wie die eines Mannes, der von einem guten Ausgang überzeugt ist, dachte Hugh, als er den Freund verließ, nachdem er seine Botschaft getreulich überbracht hatte. Und er hat nicht den Gesichtsausdruck eines Mannes, der fest in seinem Glauben ruht und alles Olivier oder Gott überläßt. Doch seine eigenen Sorgen drückten ihn zur Genüge.
    Nach Hughs Weggang bedeckte Cadfael die Glut im Kohlenbecken mit Torfsoden, um sie einzudämmen, schloß seinen Schuppen ab und ging zur Kirche hinüber.
    Es war noch eine Stunde bis zum Vespergebet. Bruder Winfrid grub nach wie vor ein abgeerntetes Bohnenbeet um, damit der Winterfrost den Boden lockerte und krümelig machte. Ein dünner Schleier gelben Laubes hing noch in den Bäumen, an den Zweigen der übermannshoch aufgeschossenen Rosenstöcke saßen kleine Knospen, die sich nicht mehr öffnen würden.
    In der dunklen Stille des großen Kirchenschiffs kniete Cadfael vor dem Altar der heiligen Winifred nieder.
    Obgleich er sonst mit ihr sprach wie mit einer vertrauten Freundin, zögerte er diesmal, sie mit der Sorge um einen anderen Menschen zu belasten, zumal sie diesen unter Umständen nur schwer verstehen würde. Gewiß, Olivier war zur Hälfte Waliser, aber das hätte sie angesichts der Tatsache, daß er dem Äußeren wie seinem Denken und seinen Grundsätzen nach unverkennbar Syrer war, womöglich noch mehr verwirrt. Also betete er ohne Worte still in seinem Herzen, und seine Zuneigung für sie schwebte wie Weihrauchduft im Raum. Sie hatte ihm so viel verziehen und ihn nie abgewiesen. Gerade in jenem Jahr hatte sie Überschwemmungen, Gefahren und Streit überstanden und war zu ihrer verdienten Ruhe zurückgekehrt. Warum sie mit einem Kummer aufstören, der ausschließlich der seine war?
    So wendete sich Cadfael mit seinem Anliegen zum Hochaltar, der Quelle aller Kraft, aller Macht und allen Glaubens. Dies eine Mal begnügte er sich nicht damit niederzuknien, sondern warf sich mit ausgestreckten Armen auf die kalten Steinplatten, wie ein Sünder, der am Ende der Buße seinen Leib zur Sühne darbietet. Dabei hatte er noch gar kein Vergehen begangen und würde es womöglich auch gar nicht begehen müssen, sofern sein Vorgesetzter ein großes Maß an Gnade und Verständnis aufbrachte. Dennoch teilte er seine Absicht offen mit und erflehte eher Verständnis als Verzeihung. Während seine Stirn kalt auf dem Stein lag, ließ er das Bedürfnis, das ihn erfüllte, mit Hilfe von Gedanken Gestalt gewinnen und vermied es, mit Worten zu sagen, was ihn bedrängte. Ich muß es tun, dachte er, ganz gleich, ob es mir Segen oder Fluch einträgt. Es ist unerheblich, ob man mich segnet oder verflucht, solange ich ordnungsgemäß erledige, was zu tun meine Aufgabe ist.
    Nach dem Vespergebet erbat und

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