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Bruderherz

Titel: Bruderherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Leichen und des Messers verzeichnet sind. In zwei Monaten wird dieser Umschlag von jemandem an die Polizeiwache von Charlotte geschickt werden. Falls ich das nicht persönlich verhindere, wirst du, Andrew Thomas, ins Gefängnis wandern. Es sind schon Leute zum Tode verurteilt worden, bei denen die Beweislast weniger erdrückend war als bei dir, und es sitzen bereits zwei Menschen für meine Verbrechen in der Todeszelle (übrigens, wie gefällt dir der Zeitungsartikel?).
    Nun, du hast eine beschwerliche Reise hinter dir. Ruh dich aus, so lange du willst, und wenn du dann erfahren möchtest, warum ich dich hierher gebracht habe, klopf an die Tür.
     
    Ich ging zurück zu meinem Bett, lehnte mich gegen das vergitterte Fenster und schaute hinaus auf die Wüste. Beim Anblick der öden Landschaft traten mir Tränen in die Augen, keinerlei Regung außer den vom Wind getriebenen Steppenläufern, die ihre Samen verstreuten. Ödes, totes Land, das auf mich vielleicht zu einer anderen Zeit beruhigend gewirkt hätte, in meinem jetzigen Zustand jedoch meine böse Vorahnung verstärkte. Ich wischte mir die Tränen ab und erhob mich vom Bett. Mein Herz raste, als ich auf die Tür zuging.

Kapitel 4
     
    In der Mitte der massiven Holztür befand sich ein 15 Zentimeter langer und 30 Zentimeter breiter Schlitz. Ich beugte mich herab und drückte gegen das Blech, aber es gab nicht nach. Nachdem ich mich wieder aufgerichtet hatte, holte ich tief Luft. Ich war schwach und hungrig und konnte überhaupt nicht einschätzen, wie lange ich bewusstlos in diesem Zimmer gelegen hatte. Meine Arme schmerzten und hatten zahlreiche Nadeleinstiche.
    Schüchtern klopfte ich an die Tür und zog mich zum Bett zurück. Bald hörte ich Schritte näher kommen, die draußen auf dem Steinboden ein leise klickendes Geräusch machten. Das Blech wurde beiseite geschoben und ich erspähte ein weiteres Zimmer: Bücherregale, ein Schallplattenstapel, ein weißer Ölradiator, ein Frühstückstisch…
    An Stelle des Blechs wurde ein Stück Luftpolsterfolie herabgelassen. Jemand stand vor der Öffnung, allerdings war wegen der Plastikfolie mit den Luftblasen nur ein vager, ungenauer Umriss zu erkennen.
    »Komm her«, sagte er. Ich bewegte mich zögernd auf die Tür zu. Als ich bis auf einen knappen Meter herangekommen war, sagte er: »Stopp! Dreh dich um.«
    Ich drehte mich um und wartete. Die Plastikfolie knisterte, daher nahm ich an, dass er die Folie zurückgezogen hatte, um meinen Zustand einschätzen zu können. Nach einem kurzen Augenblick befahl er: »Komm her zur Tür!« Der Schlitz befand sich auf Hüfthöhe, und als ich die Tür erreicht hatte und mich hinunterbeugte, um hindurchzuschauen, sagte er: »Nein, nein, schau mich nicht an. Setz dich mit dem Rücken zur Tür.«
    Ich gehorchte. Obwohl mir seine Nähe fürchterliche Angst einjagte, machte ich mir nachdrücklich klar, dass er mich nicht bis hierher in die Wüste geschleppt hatte, um mich, kaum dass ich mein Bewusstsein wiedererlangt hatte, zu töten.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte er in einem Ton, aus dem ich echte Anteilnahme herauszuhören meinte. Er klang überhaupt nicht wie der Mann am Telefon. Seine Stimme klang etwas undeutlich, so als benutzte er einen Sprachverstärker. Vertraut, ohne sie zuordnen zu können; allerdings misstraute ich meiner Wahrnehmung, nachdem ich wer weiß wie lange durch den Einfluss von Betäubungsmitteln bewusstlos gewesen war.
    »Etwas angeschlagen«, sagte ich so nüchtern wie möglich, um ihn nicht zu erregen.
    »Das geht vorbei.«
    »Haben Sie diese Briefe geschrieben? Und die Lehrerin umgebracht?«
    »Ja und ja.«
    »Wo bin ich?«
    »Es reicht, wenn du weißt, dass du dich mitten in der Wüste befindest und vor Hitze oder Durst sterben würdest, bevor du auch nur das kleinste Anzeichen menschlicher Zivilisation erreichen könntest.«
    »Wie lange werde ich…«
    »Keine weiteren Fragen bezüglich deiner Quasigefangenschaft. Ich werde dir weder sagen, wo du bist, noch wie lange du hier bist.«
    »Was wirst du mir denn sagen?«
    »Du bist hier, um eine Erziehung zu genießen.« Er machte eine kurze Pause. »Wenn du nur Bescheid wüsstest. Du wirst schon erfahren, was du zu lernen hast, gedulde dich nur.«
    »Bitte, kann ich meine Sachen haben?«
    Er seufzte, das erste Anzeichen von Unmut. »Darüber sprechen wir später.« Dann wurde seine Stimme sanfter und verlor die Schärfe. »Stell dir vor, Andrew, du seiest ein Kleinkind. Ein kleiner, hilfloser Säugling.

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