Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
rotröckigen Marinesoldaten, der sich zufrieden auf sein Gewehr stützte. »Der verdammte Ochse setzt euch glatt eine Kugel in die Stirn.«
    John Allday saß über den Riemen gebeugt und musterte Onslow nachdenklich. Jedes Wort, das der Mann sprach, war sorgsam abgewogen. Er wandte sich um, als sich vom Bug her ein Seemann namens Ritchie hören ließ. Ritchie stammte aus Devon und sprach ebenso langsam, wie er dachte. »Warum bist du nicht abgehauen, als wir vor Nevis lagen, Onslow?« Das glitzernde Wasser blendete ihn, und er blinzelte. »Hättest massenhaft Zeit gehabt, dich deinen Rebellenfreunden anzuschließen.«
    Allday beobachtete, ob Onslow etwa ärgerlich hochfuhr, aber der große Seemann sah Ritchie bloß mitleidig an. »Und was hätte das genutzt? Meinst du, wir sind besser dran, wenn wir zu den Rebellen überlaufen oder zu den Froschfressern?« Jetzt hörten alle aufmerksam zu. »Nein, Jungs, wir tauschen höchstens einen Herrn gegen den anderen ein. Eine neue Flagge. Aber irrt euch nicht, die Peitsche ist in jeder Marine die gleiche.«
    Ritchie kratzte sich den Kopf. »Ich sehe noch immer nicht, worauf du hinaus willst.«
    »Weil du dämlich bist, du großer Ochse du«, fauchte Pook.
    »Ruhig, Jungs.« Onslow senkte die Stimme. »Ich meine es ernst. Hier draußen oder auf dem amerikanische Festland kann ein Mann gut leben. Ein neues Leben bringt die Chance, sich etwas zu schaffen.« Er lächelte leicht. »Aber zu einem richtigen Start gehört mehr als bloß Hoffnung. Dazu gehört auch Geld.«
    Nick Pochin rutschte hin und her und sagte unbeholfen: »Wenn der Krieg aus ist und wir unsere Löhnung kriegen, können wir nach Hause zurückkehren.«
    »Und wer kennt dich dort noch?« Onslow blickte ihn kalt an.
    »Du bist zu lange fort gewesen, wie wir alle. Für dich gibt's nur eins: auf den Straßen betteln gehn!«
    »Ich war ein guter Pflüger«, beharrte Pochin. »Ich kann wieder pflügen.«
    »Aye, vielleicht.« Onslow blickte ihn verächtlich an. »Du kannst für den Rest deines dämlichen Lebens Furchen ziehen, bis sie tief genug sind, daß dich irgendein fetter Grundbesitzer drin begräbt.«
    Ein anderer forschte: »Was willst du eigentlich?«
    »Ich werd's dir sagen.« Onslow glitt wie eine Katze vom Dollbord. »Bald sind wir wieder draußen auf See. Ihr seht die Flotte, die sie hier zusammengezogen haben. Für uns wird's keine Ruhe geben. Die Brüder brauchen immer neues Kanonenfutter.« Er deutete auf die sanft vor ihrem Anker schwojende Phalarope. »Da liegt unsere Chance, Jungs. Die Garantie für unsere Zukunft.« Er ließ die Stimme wieder sinken.
    »Wir können das Schiff übernehmen.« Er sprach sehr langsam, damit jedes Wort wirken konnte. »Dann können wir sie als Tauschobjekt benutzen zu unserem Preis.« Seine Augen wanderten von einem Gesicht zum anderen. »Stellt euch das vor! Wir können mit der anderen Seite verhandeln und den Preis nennen, den wir verlangen. Mit dem Geld und einer freien Passage geht dann jeder seiner Wege und reicher, als er es je für möglich gehalten hätte.«
    Pochin setzte sich mit einem Ruck auf. »Das ist Meuterei! Du verrückter Schuft, sie werden uns fangen und aufhängen.«
    Onslow griente. »Nie! Wenn dieser Krieg aus ist, wer hat da noch Zeit, sich um uns zu kümmern?«
    Pook setzte lebhaft hinzu: »Er hat recht, wir werden alle reich sein.«
    »Und England nie wiedersehen«, sagte Allday.
    »Wem macht das was aus?« Onslow warf den Kopf zurück.
    »Meinst du, so wie es jetzt ist, haben wir eine Chance? Hast du nicht gesehen, was sie mit Kirk gemacht haben? Du weißt ganz genau, daß jede Woche welche sterben, durch Krankheit oder unter der Peitsche, in der Schlacht, oder indem sie von oben kommen. Und wenn du dem entgehst, kommandieren sie dich auf ein anderes Schiff.«
    Unruhe und Empörung liefen drohend durch das Boot, und Allday fuhr ein kalter Schauer über den Rücken. Er sagte schnell: »Meinst du, Kapitän Bolitho wäre damit einverstanden?« Er sah von einem zum anderen. »Sicher, sie haben uns durch die Mühle gedreht, aber dem Kapitän vertraue ich. Er ist unerschrocken und gerecht. Er wird uns nicht im Stich lassen.«
    Onslow zuckte mit den Schultern. »Wie du willst.« Er setzte böse hinzu: »Solange du deine Gedanken für dich behältst, Freundchen. Wenn etwas von dem, was ich gesagt habe, laut wird, wissen wir, hinter wem wir her sein müssen.«
    Das zustimmende Gemurmel zeigte Allday, wie tief Onslows Rede bereits gewirkt hatte.

Weitere Kostenlose Bücher