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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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reichlich vorhanden. Und Käse, den Admiral Rodneys Schiffe eben aus England mitgebracht haben.«
    Bolitho hatte nach Vibart und Proviantmeister Evans geschickt und erklärt, was zu erwarten stand. Diesmal schien Vibart zu überrascht, um irgendeine Bemerkung zu machen, und Bolitho hatte kurz gesagt: »Kümmern Sie sich darum, Mr.
    Vibart. Und beauftragen Sie meinen Diener, meine Kajüte herzurichten und den Tisch zu decken.« Er hatte sich plötzlich sehr sorglos gefühlt. »Sir Robert Napier kann an Bord einer Fregatte keine Flaggschiffverpflegung erwarten.«
    Während er jetzt daran zurückdachte, wurde er sich darüber klar, daß seine Sorglosigkeit wahrscheinlich auf die Hitze und die schmerzende Wunde zurückzuführen gewesen war. Nun, zu machen war sowieso nichts. Die Absicht des Admirals lag mehr als klar zu Tage. Jetzt, da wieder Rodney die Zügel führte, lag Napier nichts daran, die Phalarope öffentlich herabzuwürdigen.
    Er wollte nicht einmal ein offenes Gespräch an Bord des Flaggschiffes. Nein, er kommt höchstpersönlich auf die Phalarope, wie Gott herniedersteigt, um einen Sünder zu zerschmettern, dachte Bolitho erbittert. Kein Erfolg würde je das erste Mißfallen löschen oder den Tod seines Sohnes ausgleichen. Läge die Andiron schwer bewacht unter den Kanonen seines Flaggschiffes, hätte der Admiral vielleicht anders empfunden. Aber der Freibeuter war nur mehr ein Bleistiftkreuz auf einer Karte.
    Bolitho ließ sich müde und gereizt auf die Heckbank sinken.
    Er starrte auf den Bericht, ehe er rief: »Wache, Mr. Herrick möchte zu mir kommen.« Der Bericht mußte jetzt hinüber zur Cassius. Ganz gleich, was sonst geschah, er wollte sichergehen, daß seine Leute Anerkennung fanden und ihre Leistungen belohnt wurden.
    Herrick kam in die Kajüte und blieb neben dem Tisch stehen.
    »Bringen Sie diesen Umschlag zum Flaggschiff.«
    Herricks offenes Gesicht verriet Beunruhigung, was Bolithos Gereiztheit noch steigerte. So sehr er sich auch bemühte, die Mattheit klang in seiner Stimme mit, und er merkte, daß ihn die Erschöpfung wieder überwältigte.
    »Darf ich mir einen Vorschlag erlauben, Sir? Ich meine, Sie sollten sich hinlegen«, sagte Herrick besorgt. »Ich glaube, Sie haben sich überanstrengt.«
    »Kümmern Sie sich lieber um Ihre Pflichten, verdammt noch mal!« Bolitho ärgerte sich über Herrick, aber noch mehr über sich und die Ungerechtigkeit seines Vorwurfs.
    »Aye, aye, Sir.« Herrick schien ungerührt und sagte: »Darf ich fragen, ob es der vollständige Bericht über die Andiron ist?«
    Bolitho sah ihn kalt an. »Natürlich der vollständige. Fürchten Sie vielleicht, ich hätte Ihre Verdienste nicht mit aufgenommen?«
    Herrick sah ihn fest an. »Entschuldigen Sie, Sir. Ich wollte nur sagen . . .« Er schluckte schwer. »Nun, wir, die wir beteiligt waren, meinen . . .« Er begann zu stottern. »Wir meinen, daß Ihnen allein das Verdienst gebührt, Sir.«
    Bolitho blickte zu Boden, das Blut rauschte ihm in den Ohren.
    »Sie haben ein seltenes Talent, mich zu beschämen, Mr.
    Herrick. Ich wäre Ihnen verpflichtet, wenn Sie künftig davon abließen.« Er blickte hoch, entsann sich, wie Herricks Stimme in der Dunkelheit zu ihm gedrungen war, wie Herricks Hände seine Wunde berührt und versorgt hatten. »Aber dennoch vielen Dank.« Er trat langsam an den Tisch. »Der Angriff auf die Andiron gelang durch eine Reihe glücklicher Zufälle, Mr.
    Herrick. Das Ergebnis mag für einige alles rechtfertigen. Ich bin jedoch unzufrieden, das will ich ruhig zugeben. Ich glaube an Glück, aber man darf sich nicht darauf verlassen.«
    »Ja, Sir.« Herrick sah den Kapitän an. »Sie sollten auch nur wissen, was wir denken.« Er schob hartnäckig das Kinn vor.
    »Was auch vor uns liegen mag, wir sind glücklich, daß Sie wieder das Kommando führen, Sir.«
    Bolitho fuhr durch die Papiere auf seinem Tisch. »Vielen Dank. Und nun nehmen Sie bei Gott die Beine in die Hand, Mr.
    Herrick, und ab zur Cassius. « Kurz darauf hörte er Herrick nach dem Beiboot rufen.
    Merkwürdig, wie leicht er seine Befürchtungen Herrick mitteilen konnte. Und noch merkwürdiger, daß Herrick zuhören konnte, ohne die Vertraulichkeit zu eigenem Vorteil auszunutzen. Sein Blick fiel auf die Bestrafungskladde.
    Während er der Gefangene seines Bruders gewesen war, hatte sich das alte Übel wieder breitgemacht: Auspeitschungen und nochmals Auspeitschungen. Und ein Mann sogar an den Folgen gestorben! Vielleicht blieb ihm Zeit, den

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