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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Sonderbar, daß vorher niemand gemerkt hatte, mit welcher Beharrlichkeit Onslow die Männer zur Meuterei aufreizte. Vielleicht weil er seine Worte sorgsam abwog und nichts von der blinden Wut eines Matrosen hatte, dem Unrecht geschehen war. Allday dachte an Mathias' Tod im Laderaum und wie vorsichtig Onslow operiert hatte, damit Ferguson den Posten als Kapitänsschreiber bekam. Es ähnelte alles einer schleichenden, aber tödlichen Krankheit. Zeigten sich die Symptome, war der Fall bereits hoffnungslos. »Ich werde schon aufpassen, Onslow«, sagte er. »Aber sieh du dich lieber auch vor.«
    »Achtung«, murmelte Pochin. »Er kommt zurück.«
    Packwood tauchte oben an der Treppe auf. Er hatte getrunken, und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. »Schön, meine Kleinen. Noch ein paar Fässer mehr.« Er schwenkte seinen Stock. »Und dann könnt ihr euch in euren Stall verziehn und euch den Dreck abschrubben. Der Admiral kommt euch heute abend besuchen!« Pook stieß seinen Freund an. »Dieser Allday, hält der dicht?« Onslow packte den Riemenschaft. »Bei Leuten wie dem muß sorgfältig taktiert werden. Darüber muß man nachdenken.« Seine Augen glitten über Alldays nackten Rücken. »Aber gemacht muß es werden!«
    Pünktlich auf die Minute kam Vizeadmiral Sir Robert Napier das Fallreep der Phalarope herauf und zog den Hut, um die Ehrenbezeigungen entgegenzunehmen. Als das Trillern der Pfeifen verklang und die Ehrenwache der Marinesoldaten präsentierte, schlug der kleine Trommler der Fregatte, begleitet von zwei Pfeifen, dünn aber flott einen Marsch, und nach einem letzten Blick über das Oberdeck trat Bolitho vor, um den Admiral zu begrüßen.
    Sir Robert nickte den versammelten Offizieren knapp zu, und während die Seesoldaten ihre Gewehre auf das Deck stießen, inspizierte er, Rennie und Kapitän Cope von der Cassius in gehörigem Abstand hinter sich, kurz und genau die angetretene Wache.
    Aus dem Profil des Admirals versuchte Bolitho die Stimmung seines Gastes zu erkennen und den wahren Grund für diesen Besuch zu entdecken, aber Sir Robert Napiers verkniffenes Gesicht blieb sphinxgleich und unbewegt, wenn er gelegentlich Fragen abfeuerte oder zu Rennie etwas über die Haltung der Marinesoldaten bemerkte. Am Ende der Doppelreihe blieb er stehen und musterte das Hauptdeck. »Sie halten Ihr Schiff in Ordnung, Bolitho.« Aus dem trockenen Ton ließ sich nichts heraushören, weder Lob noch Tadel.
    »Danke, Sir.« Bolitho wäre lieber mit dem Admiral allein in der großen Heckkajüte des Flaggschiffs gewesen. Dort hätte er mit allem fertigwerden können, was Sir Robert vorbrachte.
    Unter den jetzigen Umständen mußte jede Bemerkung formell und abgewogen sein. Er sah sich unsicher und gereizt um. Nun, was der Admiral auch von der Phalarope dachte, er selber war mit ihrem Aussehen zufrieden. Lange bevor ein Kurier über die Aktivität an Bord des Flaggschiffs berichtet hatte und die Offiziersbarkasse längsseits kam, hatte Bolitho das ganze Schiff inspiziert, um absolut sicher zu sein, daß Sir Robert zumindest am Äußeren nichts auszusetzen fand.
    Die Besatzung war angetreten, jedes Auge richtete sich auf die kleine, goldbetreßte Gestalt im Heck der Barkasse. Und jetzt, während der Admiral schweigend und nachdenklich dastand, herrschte eine Atmosphäre nervöser Erwartung, die sogar die Pfeifen und die Trommel auf dem Achterdeck nicht verdecken konnten.
    »Sie können die Männer wegtreten lassen, Bolitho.«
    Auf das Signal hin spritzten die Leute vom Hauptdeck, und die Marinesoldaten machten kehrt und verschwanden ebenfalls.
    »Ich habe Ihren Bericht gelesen, Bolitho. Er enthält eine Menge.« Seine kühlen Augen flogen über Bolithos Gesicht, in dem sich kein Muskel regte. »Besonders hat mich der Teil über den Kapitän der Andiron interessiert.« Er bemerkte, daß Bolitho sich versteifte, und fuhr gelassen fort: »Nun, ich wußte vorher, um wen es sich handelte, aber ich hielt es trotzdem für das Beste, daß Sie die Aufgabe übernahmen.« Er zog die Schultern hoch, was ihm unter der schweren Uniform nicht leicht fiel.
    »Natürlich wußte ich nicht, daß Sie bereits sein Gefangener waren.«
    »Und wenn Sie es gewußt hätten, Sir?« Bolitho bemühte sich, keine Erregung mitklingen zu lassen.
    »Ich bin mir nicht sicher. Ihr Erster Offizier ist anscheinend in vieler Hinsicht ein fähiger Mann, aber ich fürchte, er wird immer zu jenen gehören, die Befehle brauchen. Ein geborener Untergebener.«
    Aus dem

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