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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kampf.
    Der Kapitän der Fregatte lag auf dem Achterdeck, ein junger Leutnant hielt ihn bei den Schultern. Jemand band eine Aderpresse um den zerschmetterten Stumpf seines Beins. Der Kapitän war kaum bei Bewußtsein.
    »Streichen Sie die Flagge, Kapitän!« rief Bolitho. »Streichen Sie die Flagge, solange noch ein paar von Ihren Leuten am Leben sind.« Er erkannte seine eigene Stimme nicht. Die Hand, die den Degengriff umklammerte, war schweißnaß. Er mußte an den Seesoldaten denken und wußte, wie schnell auch ihn der Blutrausch packen konnte.
    Der französische Kapitän brachte eine schwache Geste zustande, und der Leutnant stieß hervor: »Wir streichen die Flagge, M'sieur. Wir streichen.«
    Selbst nachdem die weiße Flagge an Deck flatterte und die Leute Mann für Mann vom Geschäft des Tötens zurückgerissen worden waren, brauchten die Männer der Phalarope Zeit, um zu begreifen, daß der Kampf gewonnen war.
    Dancer von der Witch of Looe gratulierte Bolitho als erster. Er blutete aus mehreren Wunden. Einen Arm hatte man ihm mit einem Tampen über der Brust festgebunden. Die gesunde Hand streckte er Bolitho entgegen, als er über das zersplitterte, blutbefleckte Deck auf ihn zuhinkte. »Danke, Sir. Das war Rettung in höchster Not!«
    Bolitho schob den Degen in die Scheide. »Ihr Schiff wird sinken, fürchte ich.« Seine Augen glitten über die zerfetzten Segel der französischen Fregatte. »Aber Sie haben es teuer verkauft.«
    Dancer schwankte und griff nach Bolithos Arm. »Ich wollte Sir Robert benachrichtigen. Die Franzosen sind ausgelaufen, Sir.« Er kniff die Augen zusammen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. »Vor drei Tagen stießen de Grasses und Rodneys Flotten aufeinander. Nach einem kurzen Treffen auf weite Entfernung brach de Grasse die Schlacht ab. Ich habe versucht, die Franzosen im Auge zu behalten, und heute morgen entdeckte ich die gesamte Flotte nordwestlich von Dominica.«
    Er hob den Kopf. »Ich glaube, es ist Sir George Rodney gelungen, die Franzosen wieder zu stellen, aber genau weiß ich es nicht. Diese Fregatte erwischte mich, ehe ich das Geschwader wieder erreichen konnte.« Er lächelte kläglich.
    »Und nun habe ich nicht mal mehr ein Schiff.«
    Bolitho legte die Stirn in Falten. »Haben Sie genug Leute, um diese Fregatte als Prise zu bemannen?«
    Dancer blickte Bolitho verwundert an. »Aber es ist Ihre Prise, Sir.«
    »Nun, die finanzielle Seite der Angelegenheit können wir später diskutieren, Leutnant.« Bolitho lächelte. »Inzwischen schlage ich vor, Sie scheuchen die Gefangenen nach unten und laufen, so schnell es Ihnen diese Segelfetzen erlauben, auf einen sicheren Hafen zu.« Er sah durch den Qualm nach oben. »Der Wind hat bereits auf Südost gedreht. Damit kommen Sie von der bevorstehenden Schlacht klar.«
    Herrick stolperte über die Leichen heran. Der Degen baumelte ihm am Handgelenk. Er salutierte. »Wir haben eben die Cassius gesichtet, Sir.«
    »Sehr gut.« Bolitho drückte Dancer die Hand. »Vielen Dank für die Nachrichten. Zumindest rechtfertigen sie, daß Sir Robert die ihm zugewiesene Station verlassen hat.« Er machte kehrt und kletterte über die sinkende Brigg auf sein eigenes Schiff zurück.
    Tief in Gedanken schwang er sich über das Schanzkleid und ging die Gangway entlang. Die Kanoniere sahen zu ihm hoch.
    Die Scharfschützen der Seesoldaten, hoch in den Toppen, und die kleinen Pulveräffchen an der Magazinluke, alle starrten auf die schlanke, einsame Gestalt, die sich vor den zerrissenen Segeln des eroberten Franzosen abhob. Ein schneller, unglaublicher Sieg. Kein einziger Mann beim Angriff verletzt oder getötet, und nicht der geringste Schaden am Schiff selbst.
    Einige gute Leute waren beim Kampf auf der feindlichen Fregatte gefallen. Aber der Erfolg wog solchen Verlust bei weitem auf. Eine Fregatte als Prise erbeutet. Die Witch of Looe, wenn auch nicht gerettet, so doch gerächt. Und das alles in einer Stunde.
    Doch von alledem dachte Bolitho nichts. Vor seinem geistigen Auge sah er die Seekarte und verfolgte darauf, wie die feindliche Flotte in unaufhaltsamem Drang auf die offene See hinausstrebte, direkt auf Jamaika zu.
    Auf dem Hauptdeck ertönte eine Stimme. Bolitho drehte sich überrascht um.
    »Drei Hurras, Jungs. Drei Hurras für unseren Kapitän!«
    Während die ungestümen Rufe die Luft erzittern ließen, blickte Bolitho zum Achterdeck. Herrick und Rennie grinsten ihn unverhohlen an. Neale und Maynard schwenkten die Hüte gegen die

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