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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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waren die Briten erst einmal von diesen Inseln vertrieben, würden die Franzosen und ihre Verbündeten Südamerika aufrollen wie eine Landkarte. Sie würden den Nord- und Südatlantik beherrschen und nach den reichen Schätzen Afrikas greifen, ja darüber hinaus.
    Er verdrängte die Vorstellung, denn er hörte das Trampeln von Stiefeln und das Aufsetzen von Gewehren.
    Vibart erschien im Türrahmen. »Die Gefangenen sind an Bord, Sir.« Er sah Ferguson durchdringend an, der sich neben dem Tisch zu einem Ball zusammenzurollen schien. »Es stimmt, ein Spanier. Zwanzig Mann an Bord, kein Widerstand.
    Ich habe den Kapitän und zwei Maate draußen unter Bewachung, Sir.«
    »Gut.« Bolitho blickte auf die Karte. »Zwanzig Mann, sagen Sie? Eine starke Mannschaft für ein so kleines Fahrzeug.
    Gewöhnlich bemannen die Spanier ihre Schiffe sparsamer.«
    Vibart zuckte mit den Schultern. »Mr. Farquhar sagt, der Lugger wäre im Küstenhandel eingesetzt. Nützt uns nicht viel.«
    »Ich werde mich erst einmal mit dem Kapitän unterhalten. Sie können an Deck gehen und beobachten, welche Fortschritte Mr.
    Okes macht. Lassen Sie mich bitte wissen, sobald er etwas herausgefunden hat.«
    Der Schiffer des Luggers war klein und dunkelhäutig. Er trug ein zerlumptes Hemd und eine weite Leinenhose. Unter seinem glatten Haar schaukelten zwei goldene Ohrringe, und seine schmutzigen, bloßen Füße vollendeten das Bild der Vernachlässigung und Armseligkeit. Neben ihm wirkte Fähnrich Farquhar elegant und unwirklich.
    Bolitho hielt die Augen auf die Karte gerichtet. Das unruhige Atmen und Füßescharren des Spaniers entging ihm nicht.
    Schließlich sagte er: »Spricht er englisch?«
    »Nein, Sir«, antwortete Farquhar ungeduldig. »Er schnattert bloß.«
    Ohne den Blick von der Karte zu heben, sagte Bolitho wie nebenbei: »Dann nehmen Sie ihn wieder mit an Deck, und lassen Sie den Profoß eine Schlinge am Hauptmast anbringen.«
    »Eine Schlinge, Sir?« fragte Farquhar verdutzt. »Wollen Sie ihn hängen?«
    »Selbstverständlich«, sagte Bolitho grob. »Er nützt mir nichts.«
    Der Spanier schwankte und warf sich Bolitho zu Füßen. Er schluchzte und weinte, während er Bolithos Beine umklammerte. Die Worte strömten ihm wie eine Flut über die Lippen.
    »Bitte, Kapitän, nicht hängen. Bitte! Ich bin guter Mann, Sir.
    Ich haben Frau und viele arme Kinder.« Tränen rannen ihm über die Wangen. »Bitte, Sir, nicht hängen!« Das letzte Wort kreischte er fast.
    Bolitho befreite sich aus der Umklammerung und sagte ruhig: »Ich dachte mir schon, daß Ihre Englischkenntnisse wieder aufleben würden. « Und zu Farquhar: »Versuchen Sie den Trick bei den zwei Maaten. Sehen Sie zu, was Sie aus ihnen herausbekommen.« Er wandte sich wieder dem wimmernden Mann zu. »Stehen Sie auf und beantworten Sie meine Fragen, oder ich lasse Sie doch noch aufknüpfen.«
    Er ließ einige Minuten verstreichen. Was hätte er angefangen, wenn der Spanier tatsächlich nicht englisch gesprochen hätte?
    Dann fragte er: »Ihr Bestimmungsort? Ihre Ladung?«
    Der Mann schwankte. Seine schmutzigen Hände waren wie zum Gebet gefaltet. »Ich segeln nach Puerto Rico, Kapitän, mit kleiner Ladung Holz und Zucker.« Er rang die Hände. »Aber nehmen Sie alles, Exzellenz, nur lassen Sie mir Leben.«
    »Halten Sie den Mund.« Bolitho spähte auf die Karte. Die Geschichte konnte stimmen. Er fragte scharf: »Woher kommen Sie?«
    Der Mann lächelte unterwürfig. »Ich segeln überall, Kapitän.«
    Er schwenkte unbestimmt die Hand. »Ich haben nur kleine Ladung. Ich nehmen, wo was kriegen. Ein schweres, schweres Leben, Exzellenz.«
    »Ich werde meine Frage nur einmal wiederholen!« Bolitho sah ihn durchdringend an.
    Der Mann trat von einem Fuß auf den anderen. »Von Martinique, Kapitän. Ich haben kleine Arbeit da. Aber ich hassen Franzosen, versteh'n?«
    Bolitho senkte die Augen, um die Erregung, die er spürte, zu verbergen: von Martinique, dem Hauptquartier und der wesentlichsten Operationsbasis der Franzosen, der am stärksten gesicherten Festung Karibiens.
    »Sie hassen die Franzosen, Ihre tapferen Verbündeten?«
    Bolithos Sarkasmus entging dem Spanier nicht. »Nun, lassen wir das. Sagen Sie mir statt dessen, wie viele Schiffe dort auf Reede lagen.« Bolitho sah Angst in den Augen des Schiffers und nahm an, daß der Spanier genau wußte, welche Reede er meinte.
    »Viele Schiffe, Exzellenz.« Er rollte mit den Augen. »Viele große Schiffe.«
    »Und wer befehligt diese vielen

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