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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Bolitho laut. »Dann kann es zu spät sein.
    Dieser Spanier hat uns viel berichtet, aber die ganze Wahrheit kennt er nicht. Wenn die Franzosen bei dieser kleinen Insel Truppen und Schiffe zusammengezogen haben, steht zu erwarten, daß sie losschlagen wollen, und zwar bald. Ich halte es für unsere Pflicht, das zu erkunden und unser Äußerstes zu tun, sie daran zu hindern.«
    Vibart schluckte schwer. »Beabsichtigen Sie, die Patrouillenzone zu verlassen, Sir?«
    »Haben Sie irgendwelche Einwände, Mr. Vibart?« Bolitho sah ihn ruhig an.
    »Ich trage nicht die Verantwortung, Sir.« Vibart wich Bolithos kaltem Blick aus.
    Herrick sagte schnell: »Es ist ein großes Risiko, wenn ich das bemerken darf, Sir.«
    »Wie alles, was sich zu unternehmen lohnt, Mr. Herrick.«
    Bolitho richtete sich sehr gerade auf und fügte energisch hinzu: »Meine Empfehlung an Mr. Proby. Er soll wenden und Nordostkurs steuern lassen. Wir werden hart am Wind segeln und bei Einbruch der Nacht die Insel Mola erreichen. Bis dahin gibt es viel zu tun, meine Herren.«
    Seine Augen wanderten von einem zum anderen, ehe er fortfuhr: »Schicken Sie ein Prisenkommando an Bord des Luggers. Mr. Okes soll nach den Erkennungssignalen suchen.
    Wie ich vermute, ist die Insel streng bewacht. Der Lugger ist wichtig für uns. Wir können uns nicht erlauben, ihn auf die Suche nach dem Admiral zu schicken.«
    »Der Admiral dürfte über Ihr Vorgehen nicht erfreut sein, Sir«, sagte Vibart widerspenstig.
    »Und ich würde mir ewig Vorwürfe machen, wenn ich mein persönliches Ansehen über meine offensichtliche Pflicht stellen würde, Mr. Vibart.« Er sah Herrick und Farquhar an. »Eine gute Gelegenheit für Sie beide.« Sein Blick schweifte durch die Kajüte. »Und für das Schiff auch.«
    Als alle die Kajüte verlassen hatten, ging er zum Heckfenster.
    Eine Minute lang plagten ihn nagende Zweifel. Er hatte ungestüm gehandelt, ohne die möglichen Folgen gründlich zu überlegen. Geschick und Fähigkeit entschieden nur die Hälfte, für die andere brauchte man Glück. Und wenn er sich jetzt geirrt hatte, konnte kein Glück der ganzen Welt das ausgleichen.
    Er bemerkte, daß ihn Ferguson vom Tisch her wie ein hypnotisiertes Kaninchen anstarrte. Den hatte er ganz vergessen.
    Immerhin, die Geschichte, die er im Logis zum besten geben würde, konnte der schwindenden Moral des Schiffes nur gut tun. Wenn die Phalarope diesmal Glück hatte, würde alles anders aussehen. Und wenn nicht? Er zuckte mit den Schultern.
    Nur wenige würden dann mit dem Leben davonkommen, um die Sache zu diskutieren.
    Er hörte die Achterwache an den Brassen. Das Deck legte sich schräg, als die Fregatte durch den Wind ging. Im Heckfenster tauchte für einen Augenblick der kleine Lugger auf. Er vollzog das gleiche Manöver, um neben der Fregatte zu bleiben. Während Bolitho den Lugger betrachtete, fragte er sich, wieviele Männer bereits den scharfäugigen Ausguck verfluchten, der ihn gesichtet hatte. »Jetzt werden Sie Ihrer Frau etwas erzählen können, Ferguson. Vielleicht wird sie stolz auf Sie sein.«
    Bolitho erhob sich von der Achterducht des Kutters. Hände packten zu und zogen ihn ohne große Umstände über das niedrige Schanzkleid des Luggers. Einige Sekunden stand er schwankend auf dem unvertrauten Deck und versuchte, seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen.
    Der Kutter hatte bereits wieder abgelegt. Bis auf den weißen Schaum, der um seine Riemen quirlte, war er bereits in der Nacht untergetaucht. Bolitho versuchte, die Phalarope auszumachen, aber auch sie war nicht zu erkennen. Kein Lichtpünktchen verriet ihre Anwesenheit. Er rief sich die Karte und die Gestalt der Insel ins Gedächtnis, die irgendwo vor dem stumpfen Bug des Luggers lag. Hauptmann Rennie tauchte aus der Dunkelheit auf. »Ich habe die Seesoldaten unter Deck geschickt, Sir.« Er flüsterte, was gar nicht notwendig gewesen wäre. »Sergeant Garwood wird darauf achten, daß sie sich bis zum Einsatz still verhalten.«
    Bolitho nickte. Hatte er auch nichts dem Zufall überlassen? Er ging in Gedanken noch einmal alles durch. »Haben Sie sich vergewissert, daß die Gewehre und Pistolen ungeladen sind?«
    Rennie nickte. »Jawohl, Sir.« Es klang, als meinte er: >Natürlich, Sir!< Ein vorzeitiger Schuß im falschen Moment, ein Seesoldat, der aus Nervosität abzog, und ihr Leben war noch weniger wert als schon jetzt.
    »Gut.« Bolitho tastete sich nach achtern. Dort stand Stockdale breitbeinig neben der rohen Ruderpinne.

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