Bruderschaft der Kueste
seitwärts fixierend. Simon s Herz schlug hart und schmerzhaft und er hörte seinen keuchenden Atem, strampelte entschlossen mit den Beinen, bemüht, den anderen von sich zu schütteln. Schon bald musste er freilich erkennen, dass der schwerer und auch kräftiger war. Entsetzt starrte er nach oben. Es war zu dunkel, um viel zu sehen. Alles, was er erkennen konnte, waren lange, dunkle Haare. Der Fremde stützte sich jetzt scheinbar mit den Händen seitwärts neben ihm ab, ohne den Druck an seinem Körper zu mindern. Er saß auf ihm und seine Beine pressten ihn fest zwischen sich, sodass Simon sich kaum noch rühren konnte. Die kleine Lampe hinter ihnen gab nur ungenügendes Licht ab, dennoch versuchte Simon hartnäckig, etwas von dem Gesicht zu erkennen. Er sah nur die Reflexion des Lichtes in zwei Augen irgendwo über ihm.
„Es ist schon seltsam“, bemerkte die dunkle Stimme nachdenklich. „Ich bin noch nie in eine Kirche gegangen ...“ Simon versuchte erneut, sich zappelnd zu befreien, jedoch nahm der Druck der fremden Beine an seinem Körper eher zu. Die Nähe des anderen Mannes war mehr als befremdlich, fast schon erregend. Erschrocken über sich selbst kämpfte Simon stärker um seine Freiheit. Sein Angreifer gab ein Geräusch von sich, was wie ein leises, tadelndes „Tss, tss“ klang.
„Dieses Mal wurden dennoch all meine stillen Gebete erhört“, erklärte er offenbar zufrieden.
Simon erstarrte, lauschte und versuchte auszumachen, ob Pierre oder Didier mitbekommen hatten, was hier geschah. Kein Laut kam über seine Lippen. Stattdessen starrte er mit aufgerissenen Augen in das dunkle Gesicht über ihm. Ein durchdringender, sehr männlicher Schweißgeruch schlug ihm entgegen. Zusammen mit dem unverkennbaren Duft von Urin und der Mischung aus Gerüchen, die allen diesen Seeleuten anhafteten. Auch daran hatte er sich mittlerweile gewöhnt. „Also muss ich dem alten Herrn da oben wohl doch danken“, vollendete der Fremde seine Überlegungen. Der Druck auf Simons Brust verlagerte sich, als er sich vorbeugte. „Dieses Mal hat er all meine Erwartungen übertroffen“, stellte der Mann über ihm fest und Simon spürte seinen Atem, nun unangenehm nah und warm, auf seinem Gesicht.
Aus dem Dunkel schälte sich langsam ein vage angedeutetes Gesicht. Schwarze, pechschwarze Augen sahen ihn belustigt an. Sehr viel mehr konnte Simon nicht erkennen.
„Jung, hübsch ...“, bemerkte der Mann anerkennend. „Du bist perfekt!“
Simon spürte es bei diesen Worten unerklärlicherweise in seinen Lenden kribbeln. Was hatte der Mann mit ihm vor?
„Ich bin mal gespannt, wie du mir schmeckst“, raunte der Unbekannte leise und Simon erstarrte, als sich sein Gesicht noch weiter näherte. Irritiert schaute er zu ihm hoch. Der Mund des anderen näherte sich immer mehr. Der wollte ihn doch nicht etwa küssen? Hastig wandte Simon den Kopf ab, kämpfte erneut gegen den festen Griff an, der Fremde ließ ihm jedoch keine noch so kleine Bewegungsfreiheit.
„Oh, du zierst dich ein bisschen? Wild mag ich es ohnehin am liebsten, mein schöner Bursche !“, erklang die dunkle Stimme hörbar belustigt. Die Lippen näherten sich weiter.
„Da werde ich dich wohl ein wenig erobern müssen“, meinte der Fremde nachdrücklicher.
Erschrocken spürte Simon, wie der andere sein Gewicht mehr nach hinten verlagerte. Als der Druck an seinen Seiten etwas nachließ, konnte er daraus keinen Vorteil ziehen, denn viel zu schnell drängte sich das Knie des Mannes zwischen seine Beine. Simon konnte dem nichts entgegensetzen, sein Versuch, unter seinem Gegner hervor zu kommen, war zum Scheitern verurteilt, sein Angreifer war einfach zu stark.
„Ja, bewege dich ruhig weiter, das erregt mich noch viel mehr“, flüsterte die dunkle Stimme und klang jetzt rau vor Erregung. Simon schoss das Blut in den Kopf, als er spürte, wie der Oberschenkel des Mannes sich fordernd gegen seinen Schritt presste, daran auf und ab rieb. Das Gesicht des Mannes näherte sich dem seinen. Keuchend holte Simon Luft, brachte freilich weiterhin keinen Ton heraus.
Ein markantes, südländisches Gesicht war nun erkennbar, mit einem Schnurrbart, einer scharf geschnittenen Nase und einem kantigen Kinn. Simons Blick wurde nahezu hypnotisch von den schwarzen Augen angezogen, die ihn gierig ansahen, dass er förmlich erstarrte. Diese Augen verschlangen ihn, zerrten ihn in ihren Abgrund, tiefer, immer tiefer mit sich und er schien jeden Halt zu verlieren, fühlte, wie sein
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