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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nicht zum erstenmal gehört. Eli hat uns schon vor langer Zeit alle seine Unterlagen präsentiert. Der Entschluß, nach Arizona zu gehen, entwickelte sich außerordentlich langsam und war bis zur endgültigen Reife gezwungen, erst etliche Meilen pseudophilosophischen Palavers zu überstehen. Damals wie heute sagte ich: „Descartes starb mit vierundfünfzig, nicht wahr?“
    „Ein Unfall. Eine Überraschung. Davon abgesehen hatte er zu jener Zeit seine Theorien über die Langlebigkeit noch nicht zu Ende entwickelt!“
    Timothy: „Welch ein Pech, daß er nicht schneller gearbeitet hat.“
    „Ja, wirklich, Pech, für uns alle“, sagte Eli. „Aber uns bleiben immer noch die Hüter der Schädel, von denen wir uns etwas erwarten können. Sie haben ihre Methoden vervollkommnet.“
    „Das sagst du.“
    „Das glaube ich“, sagte Eli, bemüht, sich seines Glaubens zu versichern. Und wieder einmal spulte sich der vertraute Ablauf ab.
    Eli, aufgerieben von seiner Ermüdung und schwankend am Rande des Nicht-mehr-glauben-könnens stehend, brachte seine Argumente vor, um in seinem Kopf wieder Klarheit herstellen zu können. Die Hände erhoben, die Finger gespreizt, die Gesten eines Lehrers: „Wir sind uns einig“, sagte er, „daß die Sachlichkeit überlebt ist, daß wir mit dem Pragmatismus fertig sind und der aufgeklärte Skeptizismus überholt ist. Wir haben es mit diesem ganzen Bündel an Prämissen versucht, und sie funktionieren nicht. Sie beschneiden uns in zu vielem, was wichtig ist. Sie beantworten zu wenige von den wirklichen Fragen; sie lassen uns gebildet und zynisch wirken, aber dennoch ignorant. Einverstanden?“
    „Einverstanden“, Oliver mit wilden Augen.
    „Einverstanden“, Timothy gähnt.
    „Einverstanden.“ Sogar ich, und ich grinse.
    Wieder Eli: „Im modernen Leben wird den Mysterien kein Platz gelassen. Die Generation der Wissenschaft hat sie ermordet. Die rationalistische Läuterung hat das Unglaubliche und Unaussprechliche hinweggefegt. Seht nur, wie hohl die Religion in den letzten hundert Jahren geworden ist. Gott ist tot, so sagen sie. Natürlich ist er das: ermordet, gemeuchelt. Nun, ich bin ein Jude. Ich habe Hebräisch gelernt, wie das jeder rechte kleine Jid tut, ich habe die Thora gelesen, ich hatte mein Bar Mitzwah, und man hat mir einen Füllfederhalter gegeben – aber hat irgend jemand auch nur einmal mir gegenüber Gott in einer Weise erwähnt, die es wert war zuzuhören? Gott ist jemand gewesen, der mit Moses gesprochen hat. Gott ist vor viertausend Jahren eine Feuersäule gewesen. Aber wo ist Gott jetzt? Einen Juden darf man das nicht fragen. Wir haben Ihn seit langer Zeit nicht mehr gesehen. Wir verehren Gesetze, Diätvorschriften, Gebräuche, die Worte der Bibel, das Papier, auf dem die Bibel gedruckt wurde, und auch das Buch selbst, aber wir verehren keine übernatürlichen Wesen wie zum Beispiel Gott. Der alte Mann mit dem langen Bart, der Sünden zählt – nein, nein, das ist etwas für die Schwartzer, etwas für die Goy. Aber wie steht es mit euch drei Goyim? Auch ihr habt leere Religionen. Du, Timothy, Anglikanische Kirche, was hast du zu bieten? Weihrauchwolken, Brokatroben, einen Knabenchor, der Vaughan Williams und Elgar singt. Du, Oliver, Methodist, Baptist oder Presbyterianer, ich kann sie noch nicht einmal auseinanderhalten, sie sind nichts, absolut nichts, kein spiritistischer Gehalt, kein Geheimnis, keine Ekstase. Als wäre man ein Reformjude. Und du, Ned, ein Katholik, der verhinderte Priester, was hast du? Die heilige Jungfrau? Die Heiligen? Das Christuskind? An den Schmarren glaubst du sicher nicht. Du hast es aus deinem Verstand verbannt. Das ist etwas für dumme Bauern, für die Heruntergekommenen. Die Heiligenbildchen und das Weihwasser. Brot und Wein. Du möchtest daran glauben – lieber Gott, ich möchte selber gerne daran glauben können. Der Katholizismus ist die einzige vollständige Religion in dieser Zivilisation, die einzige, die wenigstens versucht, etwas Geheimnisvolles zu haben, Resonanz mit dem Übernatürlichen, Gegenwärtigkeit von höheren Mächten. Nur haben sie das zugrundegerichtet, uns zugrundegerichtet, man kann sich nicht mehr damit identifizieren. Jetzt spielt sich das bei Bing Crosby und Ingrid Bergman ab oder in den geschriebenen Manifesten der Berrigans oder bei Polacken, die gegen den gottlosen Kommunismus und gegen Pornofilme wettern. Das ist aus der Religion geworden. Sie ist vorbei. Und was wird aus uns? Allein unter einem

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