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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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dem die Spannung am größten, wo das Ja fest an das Nein gebunden ist. Wo man gleichzeitig die Existenz des Unerklärlichen ablehnt und die Existenz des Unerklärlichen akzeptiert. Das ewige Leben! Das ist Scheiße, nicht wahr, ein Bündel von Wunschvorstellungen, der alte unsinnige Traum. Und gleichzeitig ist es auch real. Wir können tausend Jahre leben, wenn wir das wollen. Aber es ist unmöglich. Ich bejahe. Ich verneine. Ich applaudiere. Ich spotte.“
    „Du wirkst nicht sehr überzeugend“, brummte Timothy.
    „Das, was du sagst, ergibt auch nicht viel Sinn. Ich scheiße auf deine Überzeugung! Eli hat recht: Wir brauchen Mysterien, wir brauchen das Unerklärliche, das Unbekannte, das Unmögliche. Eine ganze Generation hat es sich selbst beigebracht, das Unglaubhafte zu glauben, Timothy. Und da stehst du mit deinem Militärhaarschnitt und sagst: Das klingt nicht sehr überzeugend!“
    Timothy zuckte die Achseln. „Nun gut, was willst du von mir? Ich bin nur ein tumber Tor.“
    „Das ist deine Rolle“, sagte Eli. „Dein äußeres Bild, deine Maske. Der große, tumbe Tor. Das isoliert dich. Es bewahrt dich davor, eine Aussage machen zu müssen, sei sie nun emotional, politisch, ideologisch oder metaphysisch. Du sagst einfach, das verstehe ich nicht und zuckst die Achseln, und dann gehst du einen Schritt zurück und lachst. Warum willst du ein Zombie sein, Timothy? Warum willst du dich selbst ausschalten?“
    „Er kann nichts dagegen machen, Eli“, sagte ich. „Er ist dazu erzogen worden, ein Gentleman zu sein. Und das heißt per definitionem, daß er sich aus allem heraushält.“
    „Ach, findet euch doch selbst“, sagte Timothy in seiner besten Gentleman-Art. „Was wißt ihr schon, ihr beiden? Was tue ich überhaupt hier? Ich werde von einem Juden und einem Schwulen durch die halbe westliche Hemisphäre gejagt, um ein tausend Jahre altes Märchen zu überprüfen!“
    Ich machte eine leichte Verbeugung. „He, sehr gut, Timothy! Den wahren Gentleman erkennt man daran, daß er einen nie ohne Grund beleidigt.“
    „Du hast die Frage gestellt“, sagte Eli, „dann beantworte sie auch. Was tust du hier?“
    „Und wirf mir nicht vor, ich hätte dich hierhergejagt“, sagte ich. „Das war Elis Idee. Ich bin genauso skeptisch wie du, vielleicht sogar noch mehr.“
    Timothy schnaubte. Ich glaube, er fühlte sich unterlegen. Dann sagte er sehr ruhig: „Ich bin nur wegen der Fahrt dabei.“
    „Wegen der Fahrt! Nur wegen der Fahrt!“ Eli.
    „Du hast mich gefragt, ob ich mitkomme. Verdammte Scheiße, du brauchst vier Burschen, hast du gesagt, und ich hatte zu Ostern noch nichts Besseres vor. Meine Freunde. Meine Kameraden. Also habe ich zugesagt. Mein Wagen, mein Geld. Ich kann mit einer Verrücktheit leben. Wie ihr wißt, beschäftigt sich Margo mit Astrologie, Waage hier und Fische dort, und Mars zieht ins zehnte Haus, und Saturn steht im Scheitelpunkt, und sie will nicht bumsen, bevor sie nicht die Sterne befragt hat; das kann manchmal sehr lästig sein. Aber lache ich sie deswegen aus? Lache ich sie aus, wie das ihr Vater tut?“
    „Höchstens in Gedanken“, sagte Eli.
    „Das ist meine Sache. Ich akzeptiere, was ich akzeptieren kann, und mit dem Rest kann ich nichts anfangen. Aber ich habe kein schlechtes Gewissen deswegen. Ich toleriere ihre Zaubermänner, und ich toleriere auch deine, Eli. Das ist auch ein Merkmal des Gentlemans, Ned: Er ist liebenswürdig, er ist kein Missionar, er setzt nie etwas auf Kosten anderer durch.“
    „Dazu hat er ja auch keinen Anlaß“, sagte ich.
    „Nein, dazu hat er auch keinen Anlaß. Also – ich bin hier, nicht wahr? Ich bezahle das Zimmer, nicht wahr? Mein Anteil beträgt vierhundert Prozent. Muß ich da noch gläubig sein? Muß ich deine Religionen annehmen?“
    „Was willst du eigentlich machen“, sagte Eli, „sobald wir im Haus der Schädel sind, und die Hüter gewähren uns die Prozedur? Willst du dann immer noch skeptisch bleiben? Wird der Vorzug, den du dem Nicht-Glauben gibst, dir so ein Klotz am Bein sein, daß du gar nicht mitmachen kannst?“
    „Ich werde darüber nachdenken“, antwortete Timothy langsam, „wenn ich einen Grund dazu habe.“ Plötzlich wandte er sich an Oliver. „Du warst bis jetzt still, du Idealbild eines Amerikaners.“
    „Was möchtest du denn, das ich sage?“ fragte Oliver. Sein schlanker Körper richtete sich vor dem Fernseher auf. Jeder Muskel bildete sich unter seiner Haut ab: ein wandelndes Anatomie-Lehrbuch.

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