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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Sein langes rosafarbenes Gerät trat aus einem goldenen Wald hervor und inspirierte mich zu unpassenden Gedanken: Weiche, Satan! Auf diesem Weg liegt Gomorrha, wenn nicht sogar Sodom.
    „Hast du nichts zu der Diskussion beizutragen?“
    „Ich habe nicht besonders intensiv zugehört.“
    „Wir haben über diesen Ausflug gesprochen. Das Buch der Schädel und den Grad des Glaubens, den wir daran haben“, sagte Timothy.
    „Aha.“
    „Würde es Ihnen etwas ausmachen, eine Stellungnahme zu Ihrem eigenen Glauben abzugeben, Dr. Marshall?“
    Oliver schien mit seinen Gedanken in einer anderen Dimension zu schweben. Er sagte: „Im Zweifelsfall gebe ich Eli recht.“
    „Dann glaubst du also an die Schädel?“ fragte Timothy.
    „Ich glaube daran.“
    „Obwohl wir alle wissen, daß die ganze Sache absurd ist?“
    „Ja“, sagte Oliver. „Obwohl sie absurd ist.“
    „Das war auch die Haltung von Tertullian“, warf Eli ein. „Credo quia absurdum est. Ich glaube daran, weil es absurd ist. Ein anderes Verständnis von Glauben ist das natürlich, aber von der Psychologie her stimmt’s.“
    „Ja, ja, das ist genau meine Position!“ sagte ich. „Ich glaube daran, weil es absurd ist. Der gute alte Tertullian. Er spricht genau das aus, was ich fühle. Exakt meine Position.“
    „Aber nicht meine.“ Oliver.
    „Nein?“ fragte Eli.
    Oliver sagte: „Ich glaube trotz der Absurdität.“
    „Warum?“ fragte Eli.
    „Warum, Oliver?“ sagte ich eine ganze Weile später. „Du weißt, daß es absurd ist, und trotzdem glaubst du daran. Warum?“
    „Weil ich muß“, sagte er. „Weil das meine einzige Hoffnung ist.“
    Er starrte direkt auf mich. In seinen Augen lag ein merkwürdiger Ausdruck der Verheerung, als hätte er mit ihnen dem Tod ins Angesicht gestarrt und sei ihm lebendig entkommen, doch sei zugleich jede Entscheidungsmöglichkeit von ihm genommen, jede Wahlmöglichkeit verkümmert. Er hatte die Trommeln und Pfeifen des Todesmarsches vernommen, am Rande des Universums. Diese frostigen Augen lähmten mich. Seine erwürgten Worte durchbohrten mich: Ich glaube, sagte er: trotz der Absurdität. Weil ich muß. Weil das meine einzige Hoffnung ist. Eine Mitteilung von einem anderen Planeten. Ich konnte die frostige Gegenwart des Todes hier in diesem Raum unter uns spüren, wie er leise über unsere rosafarbenen Knabenwangen strich.

 
14. KAPITEL
Timothy
     
    Wir sind schon eine seltene Mischung, wir vier. Wie haben wir bloß zusammengefunden? Welche Knoten in den Lebenslinien haben uns nur in die gleiche Stube gesteckt?
    Am Anfang waren da nur Oliver und ich, zwei Erstsemester, die vom Computer dasselbe Doppelzimmer mit Blick auf den Hof zugewiesen bekommen hatten. Ich war direkt von Andover gekommen und ungeheuer von meiner Wichtigkeit überzeugt. Damit meine ich nicht, daß ich mich vom Familienvermögen hatte beeindrucken lassen. Das nahm ich als selbstverständlich hin, hatte es immer so gesehen; jedermann, mit dem ich aufwuchs, war reich.
    Daher hatte ich auch keine Vorstellung, wie reich wir waren. Und überhaupt habe ich nie einen Finger krumm machen müssen, um Geld zu verdienen (auch nicht mein Vater, so wenig wie dessen Vater oder wiederum dessen Vater etc. etc.); warum sollte ich mir also darauf etwas einbilden? Was mich eingebildet werden ließ, war meine Abstammung, das Wissen, daß in mir das Blut von Helden des Unabhängigkeitskrieges floß, von Senatoren und Kongreßabgeordneten, von Diplomaten und von den großen Finanzgenies des neunzehnten Jahrhunderts. Ich war eine wandelnde Gedenktafel. Davon abgesehen gefielen mir auch meine Körpergröße, meine Kraft und meine Gesundheit – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, alle Vorteile, die die Natur einem mitgeben kann. Außerhalb des Campus lag eine Welt voller Farbiger und Juden, Spastiker und Neurotiker, Homosexueller und anderer Störenfriede. Aber ich hatte vom Spielautomaten des Lebens eine Goldene Serie bekommen, und ich war stolz auf dieses Glück. Außerdem bekam ich jede Woche einhundert Dollar zugewiesen, was ganz günstig war, und ich bin mir damals nicht bewußt geworden, daß die meisten Achtzehnjährigen mit erheblich weniger auskommen mußten.
    Und dann traf ich auf Oliver. Ich stellte fest, daß der Computer mir zu einem neuen Glückslos verholfen hatte, denn er hätte mir ja auch einen seltsamen Vogel, einen Verrückten oder einen mit einer zerschmetterten, neidischen, verbitterten Seele zuweisen können. Aber Oliver wirkte

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