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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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erhob es sich über dem Trommelwirbel des Regens. Als wir high waren, entdeckten wir ein geheimnisvolles Geräusch bei Beethoven, ein zweiter Cellist schien auf unerklärliche Weise zu den Musikern zu stoßen, an einigen Stellen sogar eine Oboe, ein transzendentales Fagott unterhalb der Streicher. Ned hatte noch untertrieben – der Pott war super. Und irgendwie fühlte ich mich gedrängt, kam auf den Redetrip, auf den Bekennertrip, wollte mich ausschütten und sagte plötzlich zu Timothy, am allermeisten würde ich es bedauern, daß ich in meinem ganzen Leben noch nie mit einer gebumst hätte, die ich als wirklich tolle Frau ansehen würde.
    Timothy, teilnahmsvoll und besorgt, fragte mich, wer für mich denn eine wirklich tolle Frau sei. Ich schwieg und ging in Gedanken die zur Wahl stehenden Möglichkeiten durch. Ned wollte helfen und schlug Raquel Welch, Cathérine Deneuve und Lainie Kazan vor. Schließlich stieß ich mit bewundernswerter Unbekümmertheit hervor: „Ich halte Margo für ein wirklich tolles Mädchen.“ Timothys Margo. Timothys arische Göttin, die goldene Schickse. Nachdem ich es ausgesprochen hatte, fühlte ich, wie eine rasche Folge von kurzen Dialogpassagen in meinem cannabisvernebelten Hirn widerhallte, und dann kehrte sich die Zeit so um, wie das eben unter dem Einfluß von Shit vorkommt, daß ich mein ganzes Auftreten als Schauspiel erlebte, jeder Satz kam prompt aufs Stichwort. Timothy fragte mich ganz ernsthaft, ob ich auf Margo abfahren würde. Ich versicherte ihm genauso ernsthaft, daß dem so sei. Jetzt wollte er wissen, ob ich mich weniger unzulänglich und mehr erfüllt fühlen würde, wenn ich mit ihr schlafen könnte. Zögernd antwortete ich ihm jetzt, während ich mich fragte, worum es eigentlich bei diesem Stück ging, mit vagen Umschreibungen und dem einzigen Erfolg, daß ich ihn erstaunlicherweise sagen hörte, er würde alles für morgen abend arrangieren. Was arrangieren, fragte ich. Margo, sagte er. Er würde mich mit Margo zusammenbringen, dies sei ein Akt christlicher Nächstenliebe.
    „Und wird sie wirklich …“
    „Natürlich wird sie. Sie findet dich reizend.“
    „Wir finden dich alle reizend, Eli.“ Das kam von Ned.
    „Aber ich kann doch nicht … sie kann doch nicht … wie … was …“
    „Ich werde sie dir leihen“, sagte Timothy wie ein großzügiger Fürst. Der große Herr, der einen Akt nobler Großzügigkeit tätigt. „Ich kann meine Freunde doch nicht frustriert und voll unerfüllten Verlangens herumlaufen lassen. Morgen um zwanzig Uhr, bei ihr. Ich sage ihr, daß sie dich erwarten soll.“
    „Das riecht nach Verarschung“, sagte ich und wurde immer mürrischer. „Das ist zu einfach. Zu unwirklich.“
    „Sei kein Arsch. Sieh es als stellvertretende Erfahrung an. Wie wenn man ins Kino geht, nur ist es hier entschieden intimer.“
    „Und vor allem greifbarer“, sagte Ned.
    „Ich glaube, du willst mich auf den Arm nehmen“, erklärte ich.
    „Großes Pfadfinder-Ehrenwort! Sie gehört dir!“
    Er begann, Margos Vorzüge im Bett zu beschreiben, ihre besonderen erogenen Zonen, die kleinen intimen Zeichen, auf die sie beide abfuhren. Mein Geist begann sich auf die Sache einzustellen, er flog höher und höher, ich mußte ganz fürchterlich lachen und begann damit, Timothys Beschreibungen mit eigenen schmutzigen Vorstellungen zu ergänzen. Klar, als ich ein oder zwei Stunden später wieder auf dem Teppich stand, war ich mir sicher, daß Timothy mich verarscht hatte, und das ließ mich in einen tiefen Abgrund stürzen. Denn ich war mir immer dessen bewußt gewesen, daß die Margos dieser Welt nicht für mich gemacht sind. Die Timothys konnten sich ihren Weg durch eine ganze Armee von Margos bumsen, aber ich würde nie eine von ihnen abkriegen. In Wahrheit himmelte ich Margo aus der Ferne an. Der Prototyp einer Schickse, die Blüte arischer Weiblichkeit, schlank und langbeinig, ein paar Zentimeter größer als ich (es sieht nach viel mehr aus, wenn das Mädchen größer als man selbst ist!), seidiges, goldiges Haar, schelmische, blaue Augen, eine leichte Stupsnase, große, lebendige Lippen. Ein kräftiges Mädchen, ein lebendiges Mädchen, ein Star beim Basketball (selbst Oliver schätzte ihre Fähigkeiten auf dem Spielfeld), eine begabte Studentin, alles in allem ein gemeiner und schmerzender Witz. Warum? Weil sie so erschreckend war, einen mit ihrer Perfektheit erstarren ließ; sie war eines jener fehlerlosen weiblichen Geschöpfe, die unsere

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