Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
entschuldigendes Lächeln, als wolle sie sagen: wir sind doch alte Freunde und brauchen uns um blöde Tabus keine Gedanken zu machen, warum sollten Brüste tabuisierter sein als Ellenbogen? Ihre Brüste waren mittelgroß, voll, hochstehend, wunderbar fest, zweifellos die großartigsten Brüste, die ich je gesehen hatte. Ich suchte nach Wegen, sie zu betrachten, ohne dabei aufzufallen. Im Kino ist so etwas einfacher: Dort gibt es keine Ich-Du-Beziehung zu dem, was auf der Leinwand vor sich geht. Sie begann ihr Horoskop zusammenzustellen, wahrscheinlich um mich zu beruhigen. Viel Geschwafel über die Konjunktion der Planeten im soundsovielten Haus. Ich konnte nur nachplappern, statt eine richtige Antwort zu geben. Sanft wechselte sie aufs Handlesen über: Das war ihr neuester Fimmel, die Geheimnisse der Handlinien. „Die Zigeunerinnen betrügen ihr Publikum nur“, sagte sie überzeugt. „Aber das bedeutet nicht, daß die Grundidee der Substanz entbehrt. Weißt du, dein ganzes zukünftiges Leben ist in deinen DNS-Molekülen programmiert, und die bestimmen das Aussehen deiner Handfläche. Komm, laß mich mal sehen.“ Indem sie meine Hand nahm, zog sie mich neben sich auf die Couch hinunter. Ich kam mir vor wie ein Idiot, praktisch als männliche Jungfrau, so wie ich mich aufführte, wenn nicht sogar darin, was die praktische Erfahrung anging, als einer, dem man das Offensichtliche noch erklären muß. Margo beugte sich tief über meine Handfläche; es kitzelte. „Das hier, siehst du, das ist die Lebenslinie – oh, die ist aber lang, sie ist sogar sehr lang!“ Verstohlen und heimlich warf ich einige Blicke auf ihre Brüste, während sie noch immer ihre Handlesenummer abzog. „Und das“, sagte sie, „ist der Venusberg. Siehst du die Linie, die hier zustößt? Sie sagt mir, daß du ein Mann von gewaltiger Leidenschaft bist, aber du unterdrückst sie, du verdrängst überhaupt eine ganze Menge. Ist das nicht so?“ Also gut. Ich mache bei deinem Spielchen mit, Margo. Mein Arm umfaßt flugs ihre Schultern, während die Hand nach ihren Brüsten tastet. „Oh, ja, Eli, ja, ja!“ Jetzt konnte der Amateur mal zeigen, was in ihm steckte. Die Körper im Clinch; ein schwülstiger Kuß. Ihre Lippen teilten sich, und ich tat, was von mir erwartet wurde. Aber ich fühlte keine Leidenschaft, weder eine gewaltige noch sonst eine. Das Ganze kam mir formell vor, wie ein Standardtanz, wie etwas, das von außerhalb programmiert wurde. Ich konnte mich nicht hineinsteigern in die ganze Vorstellung, mit Margo zu bumsen. Unwirklich, irreal, unwirklich. Selbst als sie meinem Zugriff entschlüpfte und die Hose auszog, wobei spitze Hüftknochen, ein strammer, jungenhafter Po und festanliegende gelbe Locken zum Vorschein kamen, verspürte ich keine Begierde. Sie lächelte mich an, nickte mir zu, lud mich ein. Für sie hatte diese Affäre nicht mehr apokalyptischen Charakter als ein Händeschütteln oder ein Küßchen auf die Wange. Für mich wälzten sich die Galaxien um. Wie einfach hätte ich es mir doch machen können: Hose runter, auf sie drauf, rein damit, Hüften schwingen lassen, oh, ah, oh, ah, he, wow, super! Ich litt zu sehr an diesem Sex auf Bestellung; ich beschäftigte mich zu sehr mit der Vorstellung von Margo als einem unerreichbaren Symbol weiblicher Perfektion, um mitzukriegen, daß Margo ja sehr wohl erreichbar und gar nicht so perfekt war – die blasse Narbe einer Blinddarmentfernung; schwache Zeichen von Spannung an den Hüften, die letzten Folgen von Speck der Vorpubertät; die Schenkel eine Spur zu schmal.
    Aber ich überwand mich; ja, ich zog mich aus, und ja, wir tollten im Bett herum, und ja, ich bekam keinen hoch, und ja, Margo leistete mir Hilfe, und zuletzt triumphierte die Lust über den Verdruß, mein Schwanz wurde hart und pulsierte, und dann warf ich mich wie ein wilder Bulle aus der Pampa auf sie, packte zu, enterte sie, erschreckte sie mit meiner Wildheit, vergewaltigte sie eigentlich, nur um den Docht im kritischen Moment vor dem letzten Einsatz erlöschen zu sehen, und dann oh, ja, Pfusch über Pfusch, Schande über Schande, Margo abwechselnd erschreckt, belustigt und bekümmert. Schließlich kam ich dann noch. Aber diesmal war in wenigen Augenblicken alles vorbei. Es folgten die Zuckungen der Selbstvorwürfe und die große Abschlaffe. Ich konnte es nicht ertragen, sie anzusehen. Ich rollte mich weg, verbarg mich im Plumeau, schmähte mich, schmähte Timothy, schmähte D. H. Lawrence. „Kann ich was

Weitere Kostenlose Bücher