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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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bleiben mußte, aber
dennoch gab es im Laufe der nun folgenden Tage einige kuriose Verrenkungen,
Kunststücke und Zwischenfälle, die in erster Linie darauf zurückzuführen waren,
daß Bestar, wie er mehrfach deutlich mitteilte, »der Arsch weh tat«.
    Da die Karawane nicht besonders schnell war, benötigten sie fünf
Tage bis nach Miura, was sie gegenüber ihrem Zeitplan einen Tag zurückwarf und
von Eljazokad mit Sorge betrachtet wurde. Aber immerhin hatte Bestar am Ende
dieser fünf Tage durch Nichtstun, Nörgeln und Gesäßreiben zehn Taler verdient.
    Miura war eine sauber und geräumig wirkende Stadt, deren
herausragendes Merkmal darin bestand, das jedes zweite Haus aus Stein und jedes
dazwischen aus Holz gebaut war. Die Stadt trug damit ihrer geographischen Lage
Rechnung, zwischen dem aufragenden Wildbart und dem als ewig geltenden Thost,
zwischen Holz und Stein, beides nutzend und aus beidem bestehend. Obwohl
Eljazokad hier von mehreren begütert wirkenden Damen angelächelt wurde, verzichteten
die beiden Mammut streiter auf einen Aufenthalt und
zogen sofort weiter nach Osten.
    Es war der vorletzte Abend des Rauchmondes, als der Lichtmagier und
der klippenwälder Schwertkämpfer das komplett mit Rieddächern gedeckte Dorf
Clellach, das sich in den Westrand des Thost schmiegte, zu Fuß erreichten.
    Der Wald von Thost war bei weitem nicht so ausufernd wie der
Larnwald. Während der Larn die Ausmaße einer Provinz besaß und im Norden in die
noch gewaltigeren Klippenwälder überging, konnte man den Thost in
nord-südlicher Richtung binnen sieben, und in west-östlicher Richtung sogar in
fünf Tagen zu Fuß durchqueren. Dennoch stellte dies eine gewaltige
labyrinthische Fläche dar, die gründlich zu durchkämmen wahrscheinlich Jahre in
Anspruch nehmen würde. Ohne Führer ging man hier sicherlich schnell verloren.
    Um so größer war Eljazokads und Bestars Erschrecken, als sie nach
einigen Fragen im sich bereits zur Nachtruhe begebenden Dorf erfuhren, daß
Forker Munsen nicht mehr am Leben war. »Hat sich erhängt, der arme Kerl«, sagte
ihnen eine alte Frau kopfschüttelnd. »Ist erst letzte Woche passiert.«
    Â»Kommt so etwas hier häufiger vor?« fragte Eljazokad.
    Â»Was?«
    Â»Na, daß jemand sich aufhängt.«
    Â»Beileibe nicht. Wir sind ja nur zweihundert Seelen, wo kämen wir denn
da hin?«
    Â»Und man kann ausschließen, daß es Mord war?«
    Â»Mord? Wer sollte denn den armen Forker ermorden? Hört auf, eine
alte Frau so auf den Arm zu nehmen. Gute Nacht!«
    Â»Eine Frage noch«, hielt Bestar sie zurück. »Gibt es andere
Waldläufer hier, die man mieten könnte?«
    Die Frau dachte kurz nach. »Das sieht schlecht aus zur Zeit. Die Unsteten sind im Wald und haben einige Führer angeheuert,
um nicht andauernd im Kreis zu fahren.« Sie lachte, winkte und verschwand in
ihrer Haustür.
    Die Unsteten . Eljazokad hatte schon gehört
von dieser in zweistöckigen Wagen durch die Welt rollenden Sippe. Die Unsteten galten als friedfertig und in den Heilkünsten
bewandert. Unwahrscheinlich, daß sie etwas mit dem Verschwinden der Kaninchen
zu tun hatten. Aber vielleicht wußten sie etwas darüber.
    Erstaunlicherweise gab es in Clellach kein Gasthaus, nichts, wo man
als Reisender unterkommen konnte. Ein kauziger Alter namens Ljus schloß ihnen
jedoch das Bürgerversammlungshaus auf, wo sie sich auf der Bühne ausstrecken
und schlafen konnten.
    Am folgenden Morgen bewirtete Ljus sie unaufgefordert
mitten auf der Bühne mit ungesäuertem Brot, euterwarmer Kuhmilch und in Würfeln
geschnittenem Kernschinken. Eljazokad gab ihm zwei Taler dafür, die Ljus
pfeifend in seinem Jäckchen verschwinden ließ.
    Â»Der Waldführer, der sich erhängt hat. Forker Munsen. Kannst du uns
zeigen, wo er gewohnt hat?«
    Â»Zur Untermiete bei Durssa. Ein Besen von einem Weib. Mir
schleierhaft, wie man es dort länger als zwei Bissen aushalten kann. Ich kann
euch hinbringen.«
    Â»Weiß man im Dorf irgend etwas darüber, warum Munsen das getan hat?
Hatte er Probleme? Schulden? Feinde?«
    Ljus verzog sein Gesicht zu einer schiefen Angelegenheit. »War ein
verschlossener Bursche, der Fork. Viel für sich. Still und tief wie der Niemalsbrunnen.
Die meisten Waldläufer sind so. Erzählen nicht rum, was für Aufträge sie gerade
haben.

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