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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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der
Götter.
    Â»Du brauchst dich nicht zu fürchten, Rodraeg. Stütz dich auf mich.«
    Der Alte wiederholte auch seinen eigenen Namen, als wäre er ihm
lange entfallen gewesen. Aber er rappelte sich tatsächlich hoch. Es war noch
Kraft in diesen Knochen, und Willen. Eljazokad brauchte ihn kaum zu stützen.
Rodraeg richtete sich auf, soweit sein krummer Rücken das erlaubte, und atmete
tief durch.
    Â»Höchstens zwei Wochen?« fragte er heiser. »Es kommt mir länger
vor.«
    Â»Du siehst auch aus, als wäre es für dich länger gewesen.«
    Plötzlich sah Rodraeg Eljazokad direkt an. »Was ist aus dem anderen
geworden?«
    Â»Welchem anderen?«
    Â»Da war noch einer. Nicht die, die du aufgezählt hast.«
    Â»Bestar?«
    Das Greisengesicht lächelte. »Bestar. Nein, der andere. Der auf mich
geschossen hat.«
    Â»Hellas.«
    Â»Ist er noch … dort draußen?«
    Â»Wahrscheinlich. Wir wissen es nicht. Wir konnten ihn nicht
verfolgen, weil wir dich lieber so schnell wie möglich nach Warchaim gebracht
haben. Aber jedenfalls lauert er nicht dort draußen, um noch mal auf dich zu
schießen, falls es das ist, wovor du dich fürchtest. Er ist seiner Wege gezogen
und hat all seine Ängste mit sich genommen.«
    Der Greis nickte und ließ sich nun von Eljazokad führen. Die
schwelende Brücke schwankte knarrend. Die Blumenblüten leuchteten in allen
erdenklichen Farben.
    Kurz bevor sie das Ende, das ins Leben führte, erreichten, ließ
Eljazokad den alten Rodraeg los. »Von hier aus brauchst du nur noch ein paar
Schritte in diese Richtung machen, und Naenn, deine Jugend und das weiche Bett
werden dich umfangen.«
    Â»Kommst du denn nicht mit?«
    Â»Ich kann nicht. Wenn ich ins Leben zurückgehe, wartet nur … eine
vollkommen hoffnungslose Lage auf mich. Ich muß einen anderen Weg finden.« Auch, um Bestar und Tjarka zu retten, die ich zurückgelassen habe
wie ein Feigling und Verräter.
    Â»Ein anderer Weg zurück ins Leben?«
    Eljazokad nickte. »Geh, Rodraeg. Der Kontinent erwartet dich sehnlichst.
Ich war ein hoffnungslos miserabler Ersatz.«
    Â»Woher willst du das denn jetzt schon mit Sicherheit wissen?« fragte
Rodraeg, und zumindest sein Gesicht sah plötzlich trotz all der Runzeln und
Grauheit genauso aus wie das von dem noch nicht vierzigjährigen Rodraeg, den
Eljazokad in den letzten Monden so gut kennen- und schätzengelernt hatte. »Wir
waren damals, bevor du zu uns stießt, auch einmal in einer hoffnungslosen Lage.
Gefangen in einer giftdurchwirkten Höhle. Aber wir sind alle dort herausgekommen,
und sogar unseren Auftrag konnten wir noch einigermaßen erfüllen.«
    Â»Das wird diesmal leider nicht möglich sein. Unser Auftrag war schon
gescheitert, bevor wir am Ort des Geschehens ankamen. Aber …« Eljazokad fiel
jetzt erst auf, daß er Rodraeg erzählen konnte, wo sich Bestar, Tjarka und auch
Eljazokads Körper befanden. Irgendwo im Gebiet namens Fenchels Gebet, mitten im
Thost. Rodraeg konnte eine Rettung in die Wege leiten. Aber wie lange würde
diese Rettung auf sich warten lassen? Sie hatten zehn Tage gebraucht von
Warchaim bis nach Clellach. Dann noch mal zwei bis drei Tage auf dem
schnellsten Weg durch den Thost bis zu Fenchels Gebet. Vielleicht erreichte man
Fenchels Gebet von Brissen aus schneller als über Clellach, aber auch dann
würde die gesamte Reise mindestens sechs, sieben Tage dauern. Bis dahin würden
Bestar und Tjarka schon nicht mehr am Leben sein. Und wen sollte Rodraeg
schicken? Sich selbst, geschwächt von der langen Bettlägerigkeit, die
hochschwangere Naenn und den unerfahrenen Cajin? Damit diese drei dann
ebenfalls in Siusans Hände fielen und als Frischfleisch herhalten mußten, kurz
nachdem Tjarka und Bestar aufgebraucht waren? Nein! Es war bereits genügend Blut geflossen. Eljazokad mußte die ganze Situation im
Alleingang bereinigen. »Aber richte den anderen von uns aus, daß es im
Thostwald keine Kaninchen mehr gibt. Man könnte vielleicht aus dem Larn welche
hinüberschaffen und dort aussetzen. Sie vermehren sich schnell, ich bin
zuversichtlich, daß sie dort Fuß fassen könnten.«
    Â»Es klingt traurig, was ich da ausrichten soll.«
    Â»Es ist traurig. Aber wie du sagtest: Es ist noch nicht zu Ende.«
    Die beiden unbekleideten Männer umarmten sich nicht zum

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