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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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und
Einfallsreichtum? Wollen wir denn nicht den herablassenden Gottheiten beweisen,
daß wir mehr zu leisten imstande sind, als sie uns zutrauen? Was wäre das für
eine Sache, wenn wir plötzlich vor ihnen stehen und sagen: Hier sind wir! Ihr
wolltet uns los sein, aber so einfach kann man uns nicht von sich stoßen und
uns in unserem eigenen Unrat verrecken lassen. Auch wir sind göttlich! Wir
entscheiden selbst! Wir besiedeln die neue Welt und machen alle Träume wahr!«
    Â»Und … was habt ihr jetzt … genau mit uns vor?«
    Â»Wir werden euch benutzen, so, wie ein Musikant ein Instrument
benutzt. Wir schneiden euch auf und spielen auf euren Sehnen und Muskeln, euren
Gefäßbahnen und Schmerzrezeptoren ein großes, vielstimmiges Orchesterwerk, das
uns ein Tor errichten hilft, das Tor von Bauscheld, mit dessen Hilfe wir
hinübergehen können, wir beide und alle, die willens sind, den neuen Kontinent
zu erobern und zu halten. Ihr werdet noch ein paar Nuancen zu unserem
Orchesterwerk hinzufügen, zu denen die Kaninchen naturgegeben nicht in der Lage
waren, aber auch sie haben alles gegeben, wir sind ihnen zu großem Dank
verpflichtet. Auch euch werden wir zu danken wissen, wenn erst die Kronen der
neuen Königreiche unsere Häupter zieren.«
    Â»Ihr … zerschneidet uns und tötet uns?«
    Â»Weil ihr zu schwach seid!« rief Siusan in beinahe vorwurfsvollem
Tonfall. »Euer Tod nutzt uns gar nichts, eure Schmerzen sind es, die uns
voranbringen. Aber ihr haltet nicht lang. Wir hatten vor euch schon zwei andere
Menschen, Wanderer im Thost. Sie waren fast noch schwächer als die Kaninchen.
Von eurem Freund aber versprechen wir uns viel. Er ist sehr stark. Er kann uns
tagelang geben und geben, und vielleicht erreichen wir mit seiner Hilfe das
Tor.«
    Â»Nimm … mich als ersten, Siusan.«
    Â»Dich? Aber weshalb? Du siehst viel schwächer aus als er.«
    Â»Aber ich bin … etwas Besonderes. Ich war bis vor kurzem ein Magier.
Dann … verlor ich meine Magie. In mir ist eine Leere. Raum für viel mehr
Schmerzen … und viel mehr Visionen … als bei Bestar und dem Mädchen.«
    Â»Ich verstehe. Das ist tatsächlich hochinteressant! Was meinst du,
Tellures? Ob er uns hereinlegen möchte? Ein magischer Trick?«
    Â»Er hat keine Magie. Ich hätte sie längst gespürt.«
    Â»Sehr schön, sehr schön. Ihr seht: Jeder hat hier so seine
speziellen Fertigkeiten. Auch Scord und Gudvin, aber die habt ihr ja wohl, wenn
Tellures sich da nicht irrt, schon kennengelernt. Wo waren wir stehengeblieben?
Ach ja, dich zuerst, dich, mein hübscher Freund, zuallererst. Ja, der Gedanke
könnte mir gefallen. Wir werden hier anfangen, am rechten Bein. Man fängt
natürlich nicht mit den lebenswichtigen Körperteilen an, sondern man kann erst
mal ein bis zwei Tage lang Energie aus den Extremitäten ziehen, bevor sie
aufgebraucht sind und abgetrennt gehören. Rechtes Bein, ist dir das recht?«
    Â»Eins ist so gut wie das andere.« Eljazokad brachte tatsächlich eine
Art Lächeln zustande. Die rätselhaften Phantomschmerzen kurz vor Erreichen von
Fenchels Gebet hatten ihn im rechten Oberschenkel erwischt. Auch dies war also
nicht einfach nur ein Zufall gewesen, sondern eine Vorausschau, genau wie der
Traum mit dem Kaninchen und dem Brunnen. Das Erkennen seiner neuen, seltsamen
Fähigkeiten gab Eljazokad den Mut zu dem wahnwitzigen Ausbruchsversuch, den er
nun vorhatte.
    Siusan zog sich in eine andere unterirdische Kammer zurück, um sich
vorzubereiten. Tellures blieb bei den Gefangenen und beargwöhnte Bestars
niemals nachlassende Rüttel- und Zerreißanstrengungen. »Den Bärtigen müssen wir
wahrscheinlich betäuben«, sagte er nach hinten zu Siusan. »Der bringt sonst
zuviel Unruhe ins Geschehen.«
    Â»Aber Tellures! Betäuben – das ist doch gerade das, was wir nicht
gebrauchen können. Wir benötigen alle Sinne, hellwach und schreiend. Ich
glaube, daß wir es diesmal schaffen können. Ein versiegter Magier, ein
kräftiger Krieger und eine Jungfrau! Die Götter haben uns erstklassiges
Material in die Hände gespielt. Sie wollen, daß wir zu ihnen finden!« Rugerion
Siusan trug nun widerlich aussehende, aus Därmen gefertigte Handschuhe, die bis
zu den Ellenbogen reichten. Seine kahle Stirn war von einem schmutzigen Band
geziert, das wohl

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