Brücke der brennenden Blumen
den Schweià aufsaugen sollte. Immer noch bewegte er sich
gutgelaunt, fast hüpfend, und legte ein Sortiment aus Sägen, Messern, Hämmern,
Nägeln, Raspeln, Beiteln und Klammern auf den Tisch zwischen Eljazokads nackte
Beine. Tellures rastete den Tisch in eine schräge Position, so daà der Kopf
Eljazokads höher lag als die FüÃe. Dann brachte Tellures höhnisch grinsend
BlutauffanggefäÃe am unteren Ende der Tischplatte an.
Bestar schrie etwas in den Knebel hinein, bäumte sich auf wie ein an
einem Schüttelanfall Leidender. Eljazokad wandte ihm den Kopf so weit wie
möglich zu und blickte zu ihm hinüber. »Laà mich vorausgehen, Bestar. Es ist
besser so.« Bestar schüttelte den Kopf und blinzelte Tränen aus seinen Augen.
Zu Tjarka hinüberzusehen wagte Eljazokad nicht. Von ihr kamen nur langgezogene,
ungeknebelte Schluchz- und Bibbergeräusche.
Eljazokad zwang sich, Rugerion Siusan ins Gesicht zu blicken. Dafür wirst du bezahlen, du Monstrum. Bezahlen, wie noch nie ein
Mensch bezahlen muÃte. Dieser Haà war etwas ganz Neues für Eljazokad.
Bodenloser, flammender HaÃ. Weniger um seinetwillen als vielmehr wegen des
schlotternden Kindes zu seiner Rechten und des verzweifelt rasenden Gebundenen
zu seiner Linken.
Dann sägte Siusan ihm das rechte Bein entlang der Längsachse auf,
und Eljazokad begann zu schreien. Gerne wäre er still geblieben, eiskalt und
konzentriert, doch das ging gar nicht. Das Schreien war so natürlich wie das
Atemholen selbst.
Gleichzeitig befolgte Eljazokad den Rat, den ihm der Dreimagier
gegeben hatte. Ein jeder trägt ein Licht in sich. Es ist das
Licht, das man auch Leben nennt. Du kannst die Energie dieses Lichtes nutzen,
um deine Magie daraus hervorzuholen, aber vergià nicht: es ist nur logisch, daÃ
dies dein Leben kostet.
Er folgte dem Schmerz nach innen. Er fand seine Energie, die schnell
und panisch pumpte wie sein Herz. Er griff sie mit beiden Händen und wollte sie
schleudern mit der Wucht eines Elementes. Siusan und Tellures verbrennen lassen
zu fettiger Schlacke. Siusan und Tellures gefrieren und aufplatzen lassen,
alles Wasser in ihren Körpern. Siusan und Tellures in einem Sturmwind durch
diesen Raum wirbeln lassen, bis ihnen jedes einzelne Knöchelchen im Leibe
viermal gebrochen wäre. Siusan und Tellures von Erde durchbohren und ersticken
lassen, bis sie sauren Lehm erbrachen.
Doch ihm fiel ein, daà er ja kein Dreimagier war und die Macht der
Elemente ihm gar nicht zu Gebote stand. Eljazokad war niemals mehr gewesen als
ein Lichtmacher. Eine Wunderlampe. Ein Docht.
Und noch ein Gedanke erfaÃte ihn: Wenn er die beiden Folterer nun
tötete, würden sie alle sterben. Niemand würde sie rechtzeitig finden und
befreien wie in einer Gutenachtgeschichte. An diese Tische gefesselt würden sie
verschmachten. Bestar würde vielleicht noch seinen Knebel auffressen kurz vorm
Ende, aber das wäre dann auch schon alles.
Nein. Es muÃte eine andere Möglichkeit geben. Die Vision hatte ihm
zwei Gräber gezeigt, nicht drei oder fünf oder sieben, Scord und Gudvin
mitgerechnet. Zwei: soviel wie sie selbst im Thost verursacht hatten.
Es muÃte sich ein anderer Ausweg finden lassen.
Bestar die Energie geben? Der Klippenwälder war kurz davor, die
Fesseln zu zerreiÃen. Mit noch einem zusätzlichen Quentchen Kraft mochte es ihm
womöglich gelingen.
Siusan mit Hilfe der Energie überlasten und beeinflussen, so daà er
selbst den Befehl gab, allen die Fesseln zu lösen?
Oder die Brücke der brennenden Blumen finden, jene Brücke zwischen
dem Leben und dem Tod, auf der möglicherweise immer noch Rodraeg stand und den
Weg nicht wuÃte? Wenn schon sie drei nicht mehr zu retten waren, konnte er dann
wenigstens etwas für Rodraeg tun, so daà das Mammut weiterleben
und beide Gebrüder Siusan eines Tages zur Rechenschaft ziehen konnte?
Diese dritte Variante schien Eljazokad die vielversprechendste zu
sein. Es gab keinen Anhaltspunkt dafür, daà die Energie Bestar wirklich Kraft
verlieh. Was, wenn die Energie nur Licht war? Was sollte Bestar mit Licht
anfangen? Und mit Licht konnte er auch Siusan nicht bezwingen. Er konnte ihn
vielleicht blenden, aber ihn deshalb noch lange nicht dazu veranlassen, sie
alle freizugeben.
Licht war nur zu einem zu gebrauchen: um etwas zu finden, das im
Dunkeln verborgen lag. Die Brücke also. Die Brücke der
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