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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Gudvin und Penob Scord. Der
Rothaarige und der falsche Schmetterlingsmensch sahen eigenartig aus, bläßlich
und krank, und Eljazokad dachte für einen Moment, sie seien gar nicht echt,
doch dann fing Scord an zu schießen. Diesmal immerhin nicht aus einer Deckung
heraus wie im Thost, so daß Eljazokad die Pfeile kommen sehen und ausweichen
konnte. Aber die Pfeile schlugen hörbar gegen Schiefer, kratzten bissig durch
Sand, surrten in der Luft wie übergroße Stechmücken. Fluchend griff Eljazokad
sich ein paar Steine, warf sie und kam sich dabei wie eine komische Figur in
einem Theaterstück vor, ein verzärteltes Prinzlein, das sich mit Fingernägeln
und einem Kamm verteidigte. Gudvin und Scord kamen näher und sahen immer noch
elend aus. Scord schoß und schoß, einer der Pfeile durchschlug sogar Eljazokads
viel zu weites Hosenbein. Einer der Steine traf Gudvin am Arm, knurrend zog der
den Dolch, mit dem er sich selbst erstochen hatte, und rannte auf Eljazokad zu.
Panik durchstieß den jungen Magier wie ein lodernder Eiszapfen. Wer im Reich der
Schmerzen starb, wurde mit Sicherheit endgültig zu bleichenden Knochen. Mit
einem keuchenden Geräusch wehrte er den Vorstoß Gudvins ab, beide gingen zu
Boden. Scord suchte mit kaltem Gesichtsausdruck im Gewirr der Leiber freie Bahn
zum Schießen. Gudvin stocherte wie rasend mit dem Dolch und seiberte dabei.
Bestar fiel Eljazokad ein, der den Arm geopfert hatte, um einen Pfeil
festzusetzen.
    Und dann fiel ihm noch etwas auf. Im Zurückweichen, im patschenden,
hilflosen Abwehren begriffen, spürte Eljazokad zwischen all der Angst und dem
Durst und der Verantwortung und der Einsamkeit und der Hoffnungslosigkeit noch
etwas anderes, etwas, das er schon seit zwei Monden nicht mehr gespürt hatte.
Einen Widerstand in sich, einen Zweig, an dem er sich verfangen, an dem er
reißen konnte. Natürlich , fiel ihm ein. Als ich mich abstieß von dem Foltertisch und hineinsprang in die
Schmerzenswelt, habe ich das Licht meines Lebens benutzt, um Energie zu
gewinnen. Gut möglich, daß noch etwas von dieser Energie übrig ist. Er
tastete nach dem inneren Zweig, die Dolchklinge des Selbstmörders fast im
Gesicht, die Pfeilspitze des trügerischen Schmetterlingsmannes fahndend nach
seiner Kehle, und er brach den Zweig ab.
    Es war erstaunlich viel Energie. Eljazokad ließ das Licht aufgleißen,
heller denn je. Dann noch heller. Dann noch heller. Noch heller. Bis es nicht
mehr ging.
    Er konnte das verkraften. Er war ein Lichtmagier, auch wenn er jetzt
alle Energie wieder aufgebraucht hatte und leer war. Aber Glauber Gudvin und
Penob Scord hatten keine Chance. Ihre Augen wurden blind und brüllten ihre Pein
bis tief in die Gehirne hinein. Wimmernd krochen die beiden auf allen vieren
durch den Sand. Sie hatten sämtliche Richtungen verloren und würden nie wieder
sehen können. Eljazokad nahm den Bogen und den Dolch auf und ging neben den
beiden Krauchenden her.
    Â»Und was jetzt?« fragte er in die Wüste hinein. »Ich habe gewonnen.
Aber ich weigere mich, zum Mörder zu werden, falls es das ist, was die
Martelaskette von mir fordert.« Er suchte den Horizont ab, ob sich irgendwo ein
Spiegeln oder eine tanzende Staubwolke zeigte, doch nichts dergleichen war zu
sehen. Eljazokad zuckte die Schultern. Im Moment zumindest war sein Körper noch
so durchsättigt von Todesfurcht, daß er den Durst nicht spürte. Er ging einfach
fort. Hoffend, daß es nicht die Richtung war, aus der er gekommen war. Alles
sah hier gleich aus. Keine Sonne oder Sterne, um sich zu orientieren. Aber es
war egal. Ohne Hilfe, ohne die Gribaille würde er
ohnehin nirgendwo mehr ankommen. Die Wüste würde über sie alle siegen.
    Nicht länger als eine halbe Stunde war er gewandert, als der
spiegelnde Ritter wieder auftauchte. Er kam von hinten, ritt in Eljazokads sich
schnell verwehender Spur und holte rasch auf.
    Â»Weshalb hast du es nicht zu Ende gebracht? Die Martelaskette
reagiert nur, wenn die Entscheidung endgültig ist.«
    Eljazokad vermied es, den Ritter und sein riesiges Pferd anzusehen.
Es war ohnehin nichts anderes zu erkennen als kuriose Zerrbilder seiner selbst.
»Die Entscheidung war endgültig. Blind haben die beiden keine Hoffnung in der
Wüste.«
    Â»Also bist du doch ein Mörder, auch wenn du dich weigerst, dir die
Hände schmutzig zu machen. Du läßt die Gebeinvögel und die

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