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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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umgeben von drei Türmen. Nicht nur die Lage der Stadt auf der Karte schien entscheidend zu sein für die Mission, die Tan-Thalion plante. Auch Gweregons Sinnen war auf Car-Osidia gerichtet, denn dort hatte Calidor sich zum König der Westlande erhoben.
    Endlich setzte Tan-Thalion sich zurück an seinen Schreibtisch, und erneut öffnete er das kostbare Buch, das er zuvor beiseitegeschoben hatte. Er durfte sich nicht durch sinnlose Grübeleien von seinen Vorbereitungen abhalten lassen, denn sobald Loridan nach Car-Tiatha zurückkehrte, sollte alles bereit sein. Der alte Zauberer versuchte erneut, sich auf die alten Beschwörungszauber des Gerugrim zu konzentrieren, bis ein lautes Klopfen an seiner Tür ihn erneut aus seinen Studien riss.
    Die Tür öffnete sich, noch bevor Tan-Thalion etwas sagen konnte, und so ahnte er, dass es Coort war, der Einlass begehrte. Wie an jedem Tag standen auch heute zwei Lehrlinge der Zaubergilde bereit, dem Gildenmeister zur Hand zu gehen – doch von diesen beiden war nur Coort forsch genug, ohne eine Aufforderung einzutreten. Tan-Thalion hob seinen Kopf, um dem jungen Lehrling entgegenzusehen, der ehrfurchtsvoll schweigend in respektvollem Abstand vor dem Schreibtisch stehen geblieben war. Coort war in ein blassblaues Gewand gekleidet, eine wallende Robe aus feinem Stoff, wie sie auch der alte Zauberer trug. Dessen Kleidung jedoch war von einem tiefen, dunklen Blau, das seine hervorgehobene Stellung unterstrich.
    »Nun, was gibt es?«, fragte der Zauberer, als der Lehrling weiterhin schwieg.
    »Ein Brief ist für Euch abgegeben worden.« Coort trat an den Tisch heran und übergab das Schriftstück an seinen Meister.
    »Danke«, sagte Tan-Thalion, und sein Blick erfasste sofort den Namen des Absenders: Deryn. Wäre dies endlich eine Nachricht über den Verbleib von Loridan? Er riss den Umschlag auf, hielt jedoch inne, als er erkannte, dass Coort immer noch dicht vor ihm stand.
    »Danke«, sagte er. »Ich brauche dich heute nicht mehr.«
    Nachdenklich blickte der Zauberer hinter dem jungen Mann her, als dieser sich abwandte und die Tür wieder hinter sich schloss. Coort besaß ein hervorragendes Talent für die Magie, und er übertraf alle anderen Lehrlinge der Gilde bei Weitem. Trotzdem zögerte Tan-Thalion, Coort zu seinem persönlichen Schützling zu machen, dem er all sein Wissen anvertrauen würde. Irgendetwas Seltsames war an dem jungen Mann. Er war stets höflich und ehrerbietig gegenüber den Oberen der Gilde, doch unter seinen Gleichgestellten hatte er keine Freunde, denn zu oft ließ er die anderen seine Überlegenheit spüren. Er hatte es abgelehnt, ein Zimmer im Gildenhaus zu beziehen, und sein Lebenswandel war das Thema vieler Diskussionen und Mutmaßungen innerhalb der Gilde. Und was noch schlimmer war – es fehlte ihm auch an Respekt gegenüber der Magie. Bedenkenlos wagte er sich an magische Experimente, die selbst von einem Zaubermeister ein hohes Maß an Umsicht und Zurückhaltung verlangten. Doch Coort war noch jung – ein bartloser Jüngling, noch nicht einmal zwanzig Jahre alt. Vielleicht würden die Jahre ihn reifer machen.
    Begierig wandte Tan-Thalion sich wieder dem Brief zu, dessen Inhalt er rasch überflog, dann schüttelte er ungläubig seinen Kopf. Deryn hatte die Nachricht in Lornmund verfasst, und noch immer hatte er Loridan nicht aufgespürt. Alles wies darauf hin, dass der Drachentöter weiter nach Westen gereist war. Nach Westen! Tan-Thalion konnte sich keinen Reim auf diese Botschaft machen. Was wollte Loridan im Drachenland?
    Als der Ritter vor vierzehn Tagen seinen Austritt aus dem Bund der Drachentöter verkündet hatte, war dies Anlass zu allgemeiner Verwunderung gewesen. Erst vor einem Jahr war er vom Knappen zum Drachenritter aufgestiegen, und Herubald hatte ihn zu seinem Schwertbruder erkoren. Und schon in seinem ersten Jahr als Ritter hatte Loridan gegen vier Drachen gefochten und zwei davon sogar getötet. Er hatte die Erwartungen, die Herubald und der Rest des Bundes in ihn setzten, mehr als erfüllt. Jeder hatte erwartet, dass er sich unter der Anleitung Herubalds zu einem der größten Drachentöter entwickeln würde, die das Reich je gesehen hatte.
    Doch dann war etwas Unvorhergesehenes geschehen. Fast ein Vierteljahr war es jetzt her, dass Herubald seinen Schwertbruder schwer verletzt aus dem Drachenland zurückgebracht hatte. Und als Loridan genesen war, hatte er sein Schwert und seine Rüstung dem Meister der Drachengilde

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