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Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Antischwerkraftflügel gestattete – natürlich nur einen pro Person –, um sie beweglicher zu machen. Nun, was glauben Sie, machten die Bastarde damit? Einige trugen drei oder vier von den Dingern, gingen in die Luft und versuchten uns von oben abzuschießen, während andere ohne Gürtel blieben. Aber wir hätten trotzdem gewonnen, wenn die lausige Wache nicht …«
    Dermod brauchte diesen Veteranen des Brelthi-Konflikt nur anzusehen, um zu der Entscheidung zu kommen, daß er einer jener wertlosen Typen war, die es immer fertigbrachten, einen Krieg mitzumachen, ohne tatsächlich darin zu kämpfen. Seine Beurteilung erfuhr eine Bestätigung, als der Dicke die Richtung seiner Erzählung änderte und mit einer Argumentation begann, die Dermod ganz und gar nicht gefiel.
    »… aber wenn Sie meinen Rat wollen, Freund, dann sichern Sie sich einen hübschen, ruhigen Job im Hauptquartier – wenn man klug ist, kann man gewöhnlich eine Stelle beim Proviantmeister im Depot kriegen – und halten still. Die Generalstabsoffiziere sind genauso besorgt um ihre Haut wie jeder andere, und Sie können sich darauf verlassen, daß sie den Krieg von einem sicheren Ort aus führen werden.« Er machte eine Pause, schob sich näher über den Tisch und senkte seine Stimme bedeutungsvoll. »Ich sollte es vielleicht nicht sagen, wissen Sie, aber wenn Sie an einen solchen Job nicht herankommen, und die Sache wird richtig mulmig – nun, ich hörte, wenn man sich an die Wache wendet und …«
    »Darf ich Sie auch zu einem Bier einladen, Leutnant?« unterbrach Dermod in diesem Augenblick, ging an den Tisch hinüber und signalisierte der Bedienung für zwei Gläser. Zu dem Dicken sagte er rauh: »Ich hörte zufällig, was für Ratschlege Sie dem Leutnant hier gegeben haben, und ich schäme mich für Sie! Er wird in diesem Krieg kämpfen, und wenn alle anderen unserer Soldaten so fähig und zäh aussehen wie er, dann wird der Krieg nicht lange dauern!« Zornig ergänzte er: »Was sind Sie überhaupt, ein Agent für die Wache? Ohne Zweifel reden Sie wie einer!«
    Der fette Mann protestierte entrüstet gegen diese Unterstellung, bis der Leutnant, der über die Idee, daß jemand ihn für fähig und zäh halten konnte, ziemlich erschrocken zu sein schien, sich aufraffte und den Dicken wegschickte. Als die zwei Biergläser kamen, lächelte er Dermod matt zu und sagte: »Danke sehr.«
     
2.
     
    Der Leutnant war ein gutaussehender Bursche, fand Dermod; seine große, eher schmächtige Gestalt steckte in einer gut sitzenden braungrauen Uniform, und mit dem breiten weißen Koppel, den engen schwarzen Schaftstiefeln und seinen Offizierstressen machte er eine eindrucksvolle Figur. Nur das Gesicht über dieser schneidigen Uniform war nicht eben soldatisch und trug – gelinde gesagt – einen Ausdruck extremer Besorgnis. Dermod verfluchte insgeheim den Dicken, dann sagte er in dem Bemühen, etwas von dem Schaden gutzumachen, den das große Maul des anderen angerichtet hatte: »Vergessen Sie, was dieser fette Feigling Ihnen erzählt hat. Sie werden kämpfen, Leutnant, und was noch mehr ist, Sie werden siegen. Diesmal wird es anders sein.
    Ich würde gern ein wenig reden«, fuhr Dermod im Ton eines Mannes fort, der um eine große Gefälligkeit bittet. »Nicht lange, denn Sie sind ein schmucker junger Mann, auf den wahrscheinlich irgendwo ein Mädchen wartet, und ich möchte nicht …«
    »Kein Mädchen«, unterbrach der Leutnant errötend. »Sehen Sie, ich bin verheiratet … erst seit kurzem, und ich, sie …« Er verhedderte sich hilflos und verstummte, während ein Überschwang von Gefühlen in seinem Gesicht arbeitete. Einen Augenblick lang dachte Dermod entsetzt, der Leutnant werde in Tränen ausbrechen.
    Dermod hatte die ganze jämmerliche Szenerie vor Augen. Junger Mann, für den Kampf ausgewählt, ängstlich; junge Frau, noch ängstlicher, verbiete ihm, in den Krieg zu ziehen. Dilemma. Streit. Er geht sich Mut antrinken. Kein Schneid, kein Rückgrat, nichts, dachte Dermod angewidert. Und mit solchem Material sollte er Krieg führen!
    Die verdammte Wache.
    Denn die Wache verfocht, so behauptete sie wenigstens, ein großes und hehres Ideal. Sie erklärte sich selbst zum Garanten dafür, daß jedem Individuum jeder galaktischen Rasse ein größtmögliches Maß an Freiheit gewährt würde. Ein jeder habe die Freiheit, nach Belieben Aktivität zu entfalten, vorausgesetzt, sie beeinträchtige nicht die Freiheit anderer. Aber in Wirklichkeit, dachte

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