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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Drohungen und Gegendrohungen bombardierten. Die Auseinandersetzung fand ihr Ende erst mit der Ankunft eines Wassertaxis am Ausgang der Calle und dem Abgang von Signora Patta, gefolgt von sechs Koffern, die der Taxifahrer hinter ihr die Treppen hinunterschleppte, sowie Pattas Verwünschungen, die dem Onkel durch den Schalltrichter des Treppenhauses zugetragen wurden.
    Die Nachricht erreichte die Questura am Montag früh um acht; Patta folgte um elf. Um halb zwei kam das Telefonat über den Transvestiten, aber bis dahin waren die meisten schon zum Essen, bei dem sich einige Mitarbeiter der Questura in wilden Spekulationen über Signora Pattas künftige Filmkarriere ergingen. Ein Zeichen für die Beliebtheit des ViceQuestore war die Wette, zu der man sich an einem der Tische verstieg: hunderttausend Lire für den ersten, der es wagte, sich nach dem Befinden von Pattas Gattin zu erkundigen.
    Guido Brunetti erfuhr von dem ermordeten Transvestiten von ViceQuestore Patta selbst, als der ihn um halb drei zu sich ins Büro rief.
    »Ich bin eben aus Mestre angerufen worden«, sagte Patta, nachdem er Brunetti gebeten hatte, Platz zu nehmen.
    »Mestre?« fragte Brunetti.
    »Ja, die Stadt am Ende des Ponte della Libertà«, blaffte Patta. »Sie haben sicher davon gehört.«
    Brunetti dachte an das, was er am Vormittag erfahren hatte, und beschloß, nicht weiter auf die Bemerkung einzugehen. »Warum haben die aus Mestre bei Ihnen angerufen?«
    »Sie haben einen Mord und niemanden für die Ermittlungen.«
    »Aber die sind doch da drüben mit Personal viel besser ausgestattet als wir, Vice-Questore«, sagte Brunetti, der sich nie ganz sicher war, inwieweit Patta über die Polizei hier oder dort Bescheid wußte.
    »Das weiß ich, Brunetti. Aber zwei von ihren Commissari sind im Urlaub. Einer hat sich am Wochenende bei einem Autounfall das Bein gebrochen, bleibt noch einer, und der«, Patta schnaubte verächtlich, »oder vielmehr die geht am Samstag in Mutterschaft und ist erst ab Ende Februar wieder im Dienst.«
    »Was ist mit den beiden im Urlaub? Die kann man doch sicher zurückbeordern.«
    »Einer ist in Brasilien und der andere offenbar nicht aufzufinden.«
    Brunetti wollte schon sagen, daß ein Commissario immer zu hinterlassen hatte, wo man ihn erreichen konnte, egal wohin er in Urlaub fuhr, aber ein Blick in Pattas Gesicht veranlaßte ihn, statt dessen zu fragen: »Was haben sie denn über den Mord gesagt?«
    »Ein Stricher. Transvestit. Jemand hat ihm den Schädel eingeschlagen und die Leiche auf einer Wiese draußen in Marghera deponiert.« Bevor Brunetti etwas einwenden konnte, sagte Patta: »Fragen Sie nicht. Die Wiese liegt zwar in Marghera, aber der Schlachthof, zu dem sie gehört, ist in Mestre, nur ein paar Meter weiter, also gehört der Fall zu Mestre.« Brunetti hatte keine Lust, Zeit auf Debatten über Besitzrechte oder Stadtgrenzen zu verschwenden, und fragte: »Woher wissen die, daß es sich um einen prostituto handelt?«
    »Ich habe keine Ahnung, woher sie es wissen, Brunetti«, antwortete Patta in etwas schärferem Ton. »Ich gebe weiter, was mir mitgeteilt wurde. Prostituto, Transvestit, Frauenkleider; Schädel und Gesicht eingeschlagen.«
    »Wann wurde er gefunden?«
    Patta machte sich nie Notizen und hatte sich auch bei diesem Telefonat keine gemacht. Die Sache an sich hatte ihn nicht weiter interessiert - eine Hure mehr oder weniger - aber es beunruhigte ihn, daß seine Leute für Mestre arbeiten sollten. Das hieß, daß Mestre auch eventuelle Erfolge für sich verbuchen würde. Aber dann dachte er an die jüngsten Ereignisse in seinem Privatleben und kam zu dem Schluß, daß gerade dies womöglich ein Fall war, den er besser Mestre überließ - mitsamt dem ganzen Rummel.
    »Der Questore hat mich jedenfalls gefragt, ob wir den Fall übernehmen können. Womit sind Sie denn beschäftigt, Sie alle drei?«
    »Mariani ist im Urlaub, und Rossi geht immer noch die Unterlagen im Fall Bortolozzi durch«, erklärte Brunetti.
    »Und Sie?«
    »Ich habe eigentlich von diesem Wochenende an Urlaub.«
    »Das kann warten«, meinte Patta mit einer Bestimmtheit, die sich über Kleinigkeiten wie Hotelbuchungen oder Flugtickets hinwegsetzte. »Außerdem sollte sich diese Sache ja wohl schnell erledigen lassen. Man muß nur den Zuhälter finden und eine Liste der Kunden zusammenstellen. Der Täter gehört garantiert zu ihnen.«
    »Haben die denn Zuhälter?«
    »Huren? Natürlich haben die Zuhälter.«
    »Auch männliche Huren,

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