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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Zecchino und dem toten Mädchen gewesen, denn da war seine Empfindung wenigstens tiefes, reines Mitleid gewesen und nichts von diesem schäbigen Triumph darüber, diesen Mann, für den er schon so oft nur tiefste Verachtung übrig hatte, jetzt so klein vor sich zu sehen. Er wollte über Pattas Angst und Wut keine Befriedigung empfinden, aber es gelang ihm einfach nicht, diese Gefühle ganz zu unterdrücken.
    »Nimmt er selbst etwas, oder handelt er nur damit?« fragte er.
    Patta seufzte. »Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung.« Brunetti ließ ihm einen Moment Zeit, damit er sich diese Lügerei noch anders überlegen konnte, und nach einer kleinen Weile sagte Patta: »Doch. Kokain, glaube ich.«
    Vor etlichen Jahren, als Brunetti in der Verhörkunst noch weniger erfahren war, hätte er sich an dieser Stelle noch einmal bestätigen lassen, daß der Junge auch dealte, jetzt aber nahm er das als gegeben an und stellte die nächste Frage: »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    Patta nickte. Nach einer Weile sagte er: »Er lebt in Heidenängsten. Er möchte zu seinen Großeltern, aber dort wäre er nicht sicher.« Er sah zu Brunetti auf. »Diese Leute müssen glauben, daß er nicht reden wird. Nur dann ist er sicher.«
    Zu diesem Schluß war Brunetti auch schon gekommen, und er rechnete sich aus, was ihn das kosten würde. Es gab nur die eine Möglichkeit: eine weitere Meldung des Inhalts zu lancieren, daß die Polizei inzwischen mehr und mehr den Verdacht habe, ihr seien falsche Informationen zugespielt worden, denn man habe noch keinerlei Zusammenhang zwischen den jüngsten Drogentoten und der Person nachweisen können, die hinter dem Verkauf dieser Drogen stehe. Dies würde Roberto Patta höchstwahrscheinlich aus der unmittelbaren Gefahr herausbringen, aber ebenso Anna Maria Rattis Bruder oder Vetter, wer es auch immer war, davon abhalten, zur Polizei zu kommen und die Namen derer zu nennen, die ihm den für Marco Landi tödlichen Stoff verkauft hatten.
    Wenn er nichts unternahm, war Robertos Leben in Gefahr, aber wenn die neue Meldung erschien, würde Anna Maria mit dem heimlichen Kummer leben müssen, daß sie, wie indirekt auch immer, an Marcos Tod mitschuldig war.
    »Ich erledige das«, sagte er.
    Pattas Kopf flog hoch, seine Augen starrten Brunetti über den Schreibtisch hinweg an. »Was?« entfuhr es ihm, und dann: »Wie?«
    »Ich sagte, ich erledige das«, wiederholte Brunetti in entschiedenem Ton, damit Patta ihm nur ja glaubte und jede Dankbarkeitsbezeugung, zu der er sich hätte veranlaßt sehen können, so schnell wie möglich mit sich aus dem Zimmer nahm. »Versuchen Sie ihn in so einer Klinik unterzubringen«, sagte er noch.
    Er sah Patta die Augen aufreißen im Zorn darüber, daß sein Untergebener es wagte, ihm Ratschläge zu erteilen.
    Brunetti wollte es nur schnell hinter sich bringen. »Ich rufe jetzt an«, sagte er und ließ seinen Blick dabei zur Tür wandern.
    Patta, den das noch mehr ärgerte, stand auf, machte kehrt und stolzierte aus dem Zimmer.
    Ohne sich dabei im mindesten komisch vorzukommen, rief Brunetti erneut seinen Bekannten bei der Zeitung an, allerdings in dem Bewußtsein, daß er da einen riesigen Schuldenberg anhäufte. Wenn es einmal ans Zurückzahlen ginge - und das würde es, daran zweifelte er nicht eine Sekunde -, müßte er so einiges an Prinzipien opfern oder sogar Gesetze verbiegen, das war ihm klar. Doch auch dieser Gedanke ließ ihn keinen Augenblick zögern.
    Er wollte gerade zum Mittagessen gehen, als sein Telefon klingelte. Es war Carraro, der berichtete, daß vor einigen Minuten ein Mann angerufen habe: Er habe am Morgen den Artikel in der Zeitung gelesen und wolle wissen, ob das wirklich wahr sei. Carraro habe ihm versichert: Ja, die Therapie sei eine umwälzende Neuerung und für den, der da gebissen worden sei, die einzige Hoffnung.
    »Glauben Sie, daß er unser Mann ist?« fragte Brunetti.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Carraro. »Aber er schien sehr interessiert zu sein und sagte, er wolle im Lauf des Tages vorbeikommen. Was gedenken Sie zu tun?«
    »Ich komme sofort zu Ihnen.«
    »Was mache ich, wenn er kommt?«
    »Halten Sie ihn fest. Reden Sie auf ihn ein. Erfinden Sie irgendeine Voruntersuchung, und halten Sie ihn hin«, sagte Brunetti. Auf dem Weg nach draußen steckte er noch schnell den Kopf durch die Tür des Bereitschaftsraums und befahl zwei Mann mit einem Boot unverzüglich zum Eingang des Pronto Soccorso.
    Er brauchte zu Fuß nur zehn Minuten

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