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Brunetti 18 - Schöner Schein

Brunetti 18 - Schöner Schein

Titel: Brunetti 18 - Schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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sie ohne weitere Erklärung: »Es wäre mir lieber, wenn wir uns anderswo unterhalten könnten.«
    Brunetti dachte an ihren Mann. »Wie Sie wollen.«
    »Ich könnte mich in zwanzig Minuten mit Ihnen treffen«, sagte sie. »Ist Ihnen Campo Santa Margherita recht?«
    »Ja, sicher«, sagte er überrascht, weil sie so eine bescheidene Gegend vorschlug. »Wo?«
    »Die Gelateria gegenüber der Apotheke?« »Causin«, sagte Brunetti. »Zwanzig Minuten?« »In Ordnung.«
    Als er eintraf, saß sie bereits an einem Tisch im Hintergrund. Sie stand auf, um ihn zu begrüßen, und wieder erschütterte ihn das Widersprüchliche ihrer Erscheinung. Vom Hals abwärts sah sie aus wie eine Frau Mitte dreißig, leger gekleidet in enge schwarze Jeans, teure Stiefel, hellgelben Kaschmirpullover und gemusterten Seidenschal. Oberhalb des Schals jedoch war alles anders, dort saß ein Gesicht, wie es normalerweise den alternden Gattinnen amerikanischer Politiker vorbehalten ist: zu straffe Haut, zu breiter Mund, die Augen verzerrt und verzogen.
    Er gab ihr die Hand, und wieder hatte sie diesen festen Griff.
    Sie setzten sich, eine Kellnerin kam, und ihm fiel nichts ein, was er hätte trinken wollen.
    »Ich nehme einen Kamillentee«, sagte sie, und plötzlich schien ihm das die einzig mögliche Wahl. Er nickte, und die Kellnerin ging zur Theke zurück.
    Da er nicht wusste, wie er anfangen sollte, fragte er: »Kommen Sie oft hierher?«, und errötete innerlich über diese dämliche Frage.
    »Im Sommer. Wir wohnen ganz in der Nähe. Ich esse gern Eis«, sagte sie. Sie sah aus dem großen Schaufenster. »Und ich mag diesen Campo. Der ist so - mir fällt das richtige Wort nicht ein - so lebendig; hier sind immer so viele Leute.« Sie sah ihn an. »Ich stelle mir vor, hier ist es noch wie früher, einfach ein Ort, wo ganz normale Leute leben.«
    »Meinen Sie den Campo oder die Stadt?«, fragte Brunetti.
    Nachdenklich antwortete sie: »Vermutlich meine ich beides. Maurizio erzählt oft von der Stadt, wie sie früher war, aber die habe ich nie gesehen. Ich kenne sie nur wie ein Ausländer, könnte man sagen, und noch nicht sehr lange.«
    »Ja«, räumte Brunetti ein, »jedenfalls nicht sehr lange nach venezianischen Maßstäben.«
    Er fand, das sei nun genug Vorgeplänkel, und sagte: »Ich habe das Buch von Ovid jetzt endlich gelesen.«
    »Ach«, sagte sie. »Ich nehme an, es hätte nicht viel geändert, wenn Sie es früher gelesen hätten.«
    Er fragte sich, ob sich dadurch wirklich etwas hätte ändern können, ging aber nicht darauf ein. »Möchten Sie mir mehr davon erzählen?«
    Sie wurden von der Kellnerin unterbrochen, die ein großes Tablett herantrug. Während sie die Teekanne, ein kleines Glas Honig, Tassen und Untertassen auf den Tisch stellte, sagte sie: »Ich weiß, dass Sie gern Honig dazu nehmen, Signora.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Marinello mit einem Lächeln, das nur in ihrer Stimme lag. Als die Kellnerin gegangen war, nahm sie den Deckel von der Kanne, wippte mit den Teebeuteln und legte den Deckel wieder drauf. »Ich muss immer an Peter Hase denken, wenn ich das trinke«, erklärte sie Brunetti und nahm die Kanne. »Seine Mutter brachte ihm Kamillentee, wenn er krank war.« Sie schwenkte die Kanne ein paar Mal herum.
    Brunetti hatte das Buch seinen Kindern vorgelesen, als sie klein waren, und erinnerte sich daran, sagte aber nichts.
    Sie schenkte Tee in beide Tassen, rührte einen Löffel Honig in ihren und schob ihm den Honig hin. Brunetti nahm auch etwas und versuchte sich zu erinnern, ob Mutter Hase ebenfalls Honig dazugetan hatte.
    Der Tee war noch zu heiß; er ließ ihn stehen, ließ auch das Thema Ovid beiseite und fragte: »Wie haben Sie ihn kennengelernt?«
    »Wen? Antonio?«
    »Ja.«
    Sie rührte noch einmal um und legte den Löffel auf die Untertasse. Dann sah sie Brunetti an. »Wenn ich Ihnen das erzähle, werde ich Ihnen alles erzählen müssen, sehe ich das richtig?«
    »Ich bitte darum«, antwortete Brunetti.
    »Also gut.« Sie fing wieder an, ihren Tee umzurühren. Sah auf, senkte den Blick, und schließlich sagte sie: »Mein Mann hat viele geschäftliche Kontakte.« Brunetti schwieg. »Manche dieser Leute sind... nun ja, das sind Leute, die ... Leute, von denen ich besser nichts wissen sollte, meint er.«
    Sie sah ihn an, ob er noch zuhörte, und fuhr fort: »Vor ein paar Jahren begann er mit einer Firma zusammenzuarbeiten...« Sie unterbrach sich. »Nein, das Wort ist zu bequem, denke ich; oder

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