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Brunetti 18 - Schöner Schein

Brunetti 18 - Schöner Schein

Titel: Brunetti 18 - Schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Schritte verlangsamten sich, ebenso ihre Stimme, aber sie hörte nicht auf zu reden. »Mein Vater hat sein Leben lang Geld gemacht und ermöglicht damit mir und unseren Kindern den Luxus, kein Interesse am Geldmachen zu haben.«
    Brunetti, der mit seinen Kindern schon Tausende Partien Monopoly gespielt hatte, war allerdings davon überzeugt, dass sie das kapitalistische Gen geerbt hatten und an Geld mehr als interessiert waren.
    »Und er meint, er kann dort Geld machen?«, fragte Brunetti und fügte, um weiteren Erkundigungen nach seinem Geisteszustand vorzubeugen, rasch hinzu: »Sicheres Geld?«
    Sie sah ihn an. »Sicheres?«
    »Na ja«, sagte er und merkte selbst, wie dumm sich das anhörte. »Sauberes Geld?«
    »Immerhin akzeptierst du, dass es da einen Unterschied gibt«, sagte sie mit dem Sarkasmus einer Frau, die jahrelang die Kommunisten gewählt hatte.
    Er schwieg eine Weile. Plötzlich blieb er stehen und fragte: »Was sollte eigentlich die Bemerkung deiner Mutter von wegen ›Essgewohnheiten‹? Und der ganze Unsinn, was die Kinder angeblich alles nicht essen?«
    »Cataldos Frau ist Vegetarierin«, sagte Paola. »Und weil meine Mutter sie nicht in Verlegenheit bringen wollte, habe ich - wie ihr Polizisten sagt - mich schuldig bekannt.« Sie drückte seinen Arm.
    »Und daher auch das Märchen von meinem Appetit?«, rutschte ihm unwillkürlich heraus.
    Zögerte sie kurz? Wie auch immer, sie zog an seinem Arm und bestätigte lächelnd: »Ja. Daher das Märchen von deinem Appetit.«
    Wäre ihm Franca Marinello nicht durch ihre Unterhaltung sympathisch geworden, hätte er sich die Bemerkung wohl kaum verkniffen, dass sie keine besonderen Essgewohnheiten brauchte, um aufzufallen. Doch dank Cicero hatte er seine Voreingenommenheit gegen sie abgelegt und fühlte sich sogar berufen, diese Frau in Schutz zu nehmen.
    Sie kamen an Goldonis Haus vorbei, dann ging es scharf links und wieder rechts und geradeaus bis San Polo. Als sie auf den Campo gelangten, blieb Paola stehen und schaute über den weiten Platz. »Seltsam, wenn es hier so menschenleer ist.«
    Brunetti liebte den Campo, hatte ihn schon als kleiner Junge geliebt, wegen der Bäume, die es dort gab, und weil der Platz so groß und offen war. Giovanni e Paolo war zu klein, außerdem stand das Reiterstandbild im Weg, und die Fußbälle landeten ständig im Kanal; Santa Margherita hatte eine seltsame Form, außerdem war es ihm da immer zu laut gewesen, und jetzt erst recht, seit der Platz in Mode gekommen war. Vielleicht liebte er den Campo San Polo deshalb so sehr, weil dort nicht so viel Kommerz getrieben wurde; nur an zwei Seiten lagen Geschäfte, die anderen hatten den Lockungen des Mammons widerstanden. Die Kirche natürlich nicht, dort nahm man jetzt Eintrittsgeld, nachdem man entdeckt hatte, dass Schönheit einträglicher war als Tugend. Nicht dass es dort sonderlich viel zu sehen gab: ein paar Tintorettos, den Kreuzweg von Tiepolo und sonst noch allerlei.
    Paola zog ihn am Arm. »Komm, Guido, es ist schon fast eins.«
    Er akzeptierte den Waffenstillstand, den sie ihm damit anbot, und sie gingen einträchtig nach Hause.
    Am nächsten Tag bekam Brunetti in der Questura einen Anruf von seinem Schwiegervater. Das war ungewöhnlich. Brunetti dankte ihm noch einmal für den Abend und wartete dann ab, was der Conte ihm zu sagen hatte.
    »Nun, was meinst du?«, fragte der Conte.
    »Wie bitte?«, fragte Brunetti zurück.
    »Was hältst du von ihr?«
    »Von Franca Marinello?«, fragte Brunetti und suchte seine Überraschung zu verbergen.
    »Ja, natürlich. Du hast doch den ganzen Abend mit ihr gesprochen.«
    »Ich habe nicht gewusst, dass ich sie verhören sollte«, beteuerte Brunetti.
    »Aber du hast es getan«, erwiderte der Conte spitz.
    »Leider nur über Cicero«, sagte Brunetti.
    »Ja, ich weiß«, sagte der Conte, und Brunetti fragte sich, ob es tatsächlich Neid war, was er heraushörte.
    »Worüber hast du denn mit ihrem Mann gesprochen?«, erkundigte sich Brunetti.
    »Über Erdbaumaschinen«, sagte der Conte mit einem bemerkenswerten Mangel an Enthusiasmus, »und derlei mehr.« Nach einer winzigen Pause fuhr er fort: »Cicero ist unendlich viel interessanter.«
    Brunetti erinnerte sich, dass seine Ausgabe von Ciceros Reden ein Weihnachtsgeschenk des Conte gewesen war und dass dieser in seiner Widmung auf der Titelseite erklärt hatte, es handele sich um eins seiner Lieblingsbücher. »Aber?«, hakte er nach.
    »Aber Cicero«, antwortete der Conte, »ist

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