Brunftzeit
Gefühlen steht. Das ist absolut in Ordnung. Allerdings hat sie unter diesen Umständen kein Recht, sich zu beschweren, wenn ich Gefühle für Dinge zeige, die sie missbilligt. Und wenn ich mich nicht schäme, Tränen um meine Fußballmannschaft zu vergießen, dann dürfte es Sam erst recht nicht tun. Beides zugleich geht nun einmal nicht.
Wenn eine Frau sich nicht für Fußball interessiert (ich weiß, dass es auch andere gibt, zum Beispiel meine kleine Schwester), und mit Fußball meine ich auch all die Emotionen, die man als Fan einer Mannschaft und bei der konsequenten Anwendung der Abseits-Regel durchmacht, dann sollte sie die Begeisterung zumindest akzeptieren. Mehr nicht, nur akzeptieren.
Beurteilen Sie nicht, akzeptieren Sie einfach.
Kritisieren Sie nicht, akzeptieren Sie einfach.
Fragen Sie nicht, akzeptieren Sie einfach.
Ab und zu dürfen Sie auch einmal spötteln, aber nur unter der Bedingung, dass Sie zunächst akzeptiert haben.
Abgemacht? Okay, dann gehe ich weiter im Text.
Online-Dating
Dieser Abschnitt wird eher kurz, weil ich mich mit dem Thema nicht sonderlich gut auskenne. Ich habe es auch noch nie praktiziert. Ganz im Gegensatz zu einigen meiner Freunde, weshalb ich doch etwas darüber sagen möchte.
Abgesehen davon, dass man nicht weiß, wie der entsprechende Mann aussieht, gibt es meiner Ansicht nach nur einen bedeutenden Unterschied zwischen einem Online-Date und einem realen Date: Der Online-Kontakt findet mit einer Ihnen vollkommen fremden Person statt, mit der Sie zunächst absolut nichts verbindet.
Was ich damit meine?
Wenn Sie einen Mann kennenlernen, sagen wir mal, in einer Bar, dann stellen Sie gewisse Vermutungen über ihn an, auch wenn Ihnen das unmittelbar gar nicht bewusst ist. Ihr Unterbewusstsein registriert seine Größe, gegebenenfalls seine Anziehungskraft, seine körperliche Unversehrtheit, seine Art der Kontaktaufnahme (falls sie stattgefunden hat), seine Kleidung, sein Alter, seine Freunde (wenn er mit ihnen unterwegs ist) und sogar Ihre Stellung in der Gesamtsituation. Sie werden unbewusst Vermutungen über ihn anstellen, aufgrund derer sie ihn mögen oder nicht. Vielleicht ist er auch der Freund eines Freundes. Ihr Unterbewusstsein wird aus allen vorliegenden Hinweisen, die weitaus umfangreicher sind, als Sie bewusst wahrnehmen, in weniger als einem Wimpernschlag ermitteln, was für ein Mensch er sein könnte. Sie nehmen von alldem nichts wahr, sondern spüren nur Ihr Bauchgefühl, das entweder sagt: »Oh, der ist aber nett«, oder: »Weg mit dem Kerl, und zwar am besten sofort«.
Online geht das alles nicht. Jeder noch so kleinen Information, egal ob erhalten oder gesendet, wird eine große Bedeutung zugeschrieben, weil sie im Grunde alles ist, was man über seinen Kontakt weiß. Und damit können diese Dinge natürlich auch leicht aus dem Kontext herausgerissen werden.
Meinem Freund Greg war das überhaupt nicht klar. Greg ist wirklich ausgesprochen intelligent. Sein Gehirn hat in etwa die Ausmaße Russlands, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und witzig und interessant ist er obendrein. Trotzdem ist er Single, und aus diesem Grund tummelte er sich auf einer Internetdatingplattform, wo er sich mit einer Frau über das Buch Am Strand von Ian McEwan unterhielt, das beide gern gelesen hatten. Es handelt von den verhängnisvollen Versuchen eines frisch verheirateten Paares, endlich die Ehe zu vollziehen. Im Verlauf ihres literarischen Austauschs vertrat Greg die Meinung, in dem Buch ginge es eigentlich um Kindesmissbrauch, und das Verhalten der weiblichen Protagonistin sei in traumatischen Erfahrungen im Kindesalter begründet – weil sie nämlich missbraucht worden sei. Ich teile Gregs Einschätzung diesbezüglich, wir haben uns lange darüber unterhalten, als er mir die Geschichte seines Online-Datings erzählte.
Für ihn war es okay, mit mir darüber zu reden, denn Greg kennt mich, und ich kenne Greg. Die Frau auf der Dating-Plattform allerdings hatte Greg noch nie in natura gesehen und wusste nichts über ihn. Außer dass er Bücher über Kindesmissbrauch las.
Das ist natürlich alles andere als ideal für ein potenzielles Date.
Die Unterhaltung brach kurz darauf ab. Der arme Greg, dachte ich. Er hat es nicht einmal bis zum ersten Date geschafft. Aber die Lektion ist deutlich: Reden Sie besser nicht über Kindesmissbrauch, wenn Sie mit einer Frau chatten. Eigentlich logisch, mögen Sie jetzt vielleicht denken. Nicht aber für Greg, trotz seines
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