Brunftzeit
also sagten wir nichts. Und waren damit beide glücklich. Ich glaube, Nicola lernte nach und nach, dass Männerfreundschaften im Gegensatz zu Frauenfreundschaften nicht darauf beruhen, das Leben des anderen bis in die kleinste Einzelheit zu sezieren.
Können Frauen einen Abend auf diese Weise verbringen? Nach allem, was ich im Lauf der Jahre gesehen und gehört habe, glaube ich es nicht.
Ich verstehe durchaus, dass die Interaktion zwischen männlichen Freunden sehr merkwürdig wirken kann. Aber wirklich seltsam ist sie nicht. Wir necken einander, weil es Spaß macht. Es bedeutet nur, dass wir einander gut genug kennen, um uns zu vertrauen. Wir stecken Frechheiten ebenso ein, wie wir sie austeilen. Und wir haben nicht das Gefühl, eine Gesprächspause ausfüllen zu müssen, weil wir, nun, weil wir manchmal eben einfach die Stille lieben. Mehr ist es nicht. Wir sind keine Aliens.
Zwei Zitate über Freundschaft
Ich liebe Zitate über die unterschiedlichsten Dinge. Diese beiden hier über Freundschaft unter Männern tragen vielleicht zum Verständnis bei.
»Wenn man in mich dringt, zu sagen, warum ich ihn liebte, so fühle ich, dass sich dies nicht aussprechen lässt, ich antworte denn: Weil er er war; weil ich ich war.«
Michel de Montaigne
»Wahre Freunde erdolchen dich von vorn.«
Oscar Wilde
Abschließende Gedanken zum Thema Männerfreundschaften
Vor einigen Jahren las ich einmal den Artikel einer lesbischen amerikanischen Autorin, die sich für Recherchen zu einem Buch über Männer einige Monate lang als Mann verkleidet hatte. Sie stemmte Gewichte, schnitt sich das Haar, klebte sich einen falschen Bart an, wickelte ihre Brüste flach und trug Anzüge. Sie erwartete nicht viel mehr als die Bestätigung ihrer Vorurteile über das Verhalten von Männern, wenn keine Frauen anwesend sind: lüstern, unanständig und widerlich – und nicht annähernd so nett wie die weibliche Hälfte der Menschheit.
Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt … Die Männer überraschten sie förmlich. Zunächst einmal zeigten sich die Herren der Schöpfung, die sie kennenlernte – normale, werktätige Amerikaner – ausgesprochen ehrlich, was die Kleidung ihres Gegenübers betraf. Wenn hingegen eine Frau (und ich weiß genau, dass das stimmt!) in einem nagelneuen Top bei ihren Freundinnen auftaucht, werden ihr die Mädels sogleich begeistert erklären, dass sie toll aussieht und die Farbe ihr gut steht – ganz gleich, wie hässlich sie den Fummel finden und wie schrecklich sie ihrer Ansicht nach darin aussieht. Mit anderen Worten: Sie lügen. Männer verhalten sich da ganz anders.
Denken wir noch einmal an den eben erwähnten Abendzurück, an dem wir zu sechst im Kreis standen und Bier tranken. Wäre einer von uns in einem haarsträubenden Outfit aufgekreuzt – in einem geschmacklosen Hemd oder extrem auffälligen Schuhen, die dem Rest der Gruppe aufgestoßen oder zumindest als neu und ungewöhnlich ins Auge gefallen wären, hätte einer von uns sicher sofort auf das Corpus Delicti gezeigt und gesagt: »Was zum Teufel ist das denn?« Die folgende Stunde hätten wir vermutlich damit verbracht, uns darüber zu mokieren, wie man so blöd sein kann, Geld für etwas derart Hässliches auszugeben. Das Beste daran aber ist, dass der Typ, der die Modesünde begangen hat, uns den Spott nicht übelnähme. Vermutlich würde er das beanstandete Stück beim nächsten Mal sogar wieder tragen.
Die lesbische Autorin fand das faszinierend und liebenswert. Ihr gefiel die männliche Ehrlichkeit, insbesondere im Vergleich zu der weiblichen passiven/aggressiven Pseudo-Anerkennung.
Außerdem – und das überraschte sie erst recht – äußerten sich die Männer ausgesprochen freundlich über ihre Freundinnen und Ehefrauen, ja sogar loyal, liebenswürdig, anerkennend und schmeichelhaft. Zudem waren sie auch nett zueinander. Jeder von ihnen interessierte sich ehrlich für das Leben des anderen, und – oh Schock! – sie redeten sogar über ihre Gefühle .
Na also! Wenn schon eine Lesbe Männer nett findet, selbst wenn keine Frauen dabei sind, dann sollten auch Sie das tun.
Nun aber wieder zurück zu den ersten Dates.
Protokolle erster Dates
Wiederholen wir das Gelernte noch einmal. Wie arrangieren Sie das erste Date? Sie lassen es den Mann machen. Warum? Weil Männer das Gefühl lieben, etwas Besonderem auf der Spur zu sein, und das Gefühl brauchen, sich dafür anzustrengen (denken Sie nur an das Beispiel des überfahrenen
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