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Brunftzeit

Brunftzeit

Titel: Brunftzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Humfrey Hunter
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Dating-Pools.
    Was ich sicherlich nicht suchte, war eine Freundin. Giles’ mahnende Worte, mindestens ein Jahr lang solo zu bleiben, hatte ich noch laut und deutlich im Ohr.
    Als meine Freundin mir also vorschlug, mit ihrer »wirklich netten Freundin« ein Blind Date zu wagen, reagierte ich grundehrlich.
    »Ich halte das für keine gute Idee«, sagte ich. »Erstens habe ich keine Lust auf ein Blind Date, und zweitens will ich überhaupt keine Freundin, weil ich noch nicht lang genug Single bin, um mich wieder auf eine Frau einzulassen, deshalb ist ein Treffen mit ihr vollkommen sinnfrei. Ich will überhaupt keine Verpflichtungen eingehen. Deine Freundin hat sicher etwas Besseres verdient. Ich bin im Augenblick keine Option.«
    »Schon gut«, sagte sie, ohne mir zuzuhören. »Ihr werdet sicher Spaß miteinander haben.«
    »Aber genau da liegt doch das Problem«, protestierte ich. »Ich will wirklich nur Spaß haben. Ich will auf keinen Fall etwas Ernstes. Du solltest eine Frau nicht zu einem Blind Date mit einem Mann in meiner Verfassung schicken.«
    Doch sie bestand darauf.
    »Sie hat sich auch gerade erst getrennt, ihr sitzt also im gleichen Boot. Die beiden waren zehn Jahre zusammen, und sie sucht auf keinen Fall einen neuen Partner.«
    »Wie bitte?«, begehrte ich auf. »Das bedeutet doch, dass sie verletzlich ist. Was bist du eigentlich für eine Freundin?«
    »Halt die Klappe! Du wirst sie treffen.«
    Ich nahm meiner Freundin das Versprechen ab, meinem Blind Date Wort für Wort meine Einwände zu wiederholen, ehe es seine Zustimmung gab. Etwas anderes ließ mein Gewissen nicht zu. Aber offenbar gab es in dieser Hinsicht keine Probleme. Ich bekam die Nummer der Freundin, und wir vereinbarten ein Treffen.
Kurze Randbemerkung vor der Dating-Anekdote
    Ich kam zwanzig Minuten zu früh, betrat den Pub, besorgte mir ein Bier und setzte mich mit dem London Evening Standard an einen Tisch. Sehr schnell fühlte ich mich rundum zufrieden. Wie oft hat man als Mann schon die Chance, in aller Ruhe ein Bier zu trinken und die Zeitung oder ein Buch zu lesen? Eigentlich nie. Und das ist ärgerlich, denn es gibt kaum einen angenehmeren Zeitvertreib.
    Ich ertappte mich bei der Hoffnung, die Frau möge zu spät kommen.
    Leider war sie pünktlich.
Zurück zur Date-Anekdote
    Als sie kam, tat ich das Erstbeste, das mir in den Sinn kam – ich sauste zur Bar und besorgte ihr etwas zu trinken. Unter dem Deckmäntelchen guten Benehmens (nämlich die erste Runde zu spendieren) lief ich davon und versteckte mich.
    Ich überlegte, ob ich von dem, was ich sah, enttäuscht sein sollte oder nicht.
    Nun tun Sie nicht so überrascht. Oder desillusioniert. Natürlich habe ich daran zuerst gedacht. Sobald ein Blind Date sichtbar wird, schaut der Mann selbstverständlich auf das Äußere. Ich wäre übrigens sehr verwundert, wenn das nicht auch auf Frauen zutrifft.
    Und was ging mir durch den Kopf?
Was Frauen meinen, wenn sie »hübsch« sagen
    Im Lauf der Jahre ist mir aufgefallen, dass Frauen die Attraktivität ihrer Freundinnen häufig überschätzen. Frauen bezeichnen andere Frauen bereits als »hübsch«, wenn diese keine schwerwiegenden körperlichen Makel zeigen. Oder gar als »wirklich hübsch«, wenn sich die betreffende Frau am für männliche Begriffe untersten Ende der Attraktivitäts-Skala bewegt. Wenn Frauen andere Frauen einschätzen, ist es ihnen unmöglich, deren Attraktivität zu taxieren. Wobei Attraktivität sich von Schönheit unterscheidet.
    Die Frau, von der hier die Rede ist, war attraktiv, groß und schlank – also nicht unbedingt mein Typ. Nein, das heißt nicht, dass ich auf kleine, fette Frauen stehe, aber gegen ein paar Kurven an den richtigen Stellen habe ich durchaus nichts einzuwenden. Kapiert?
    Wir starteten also eine Unterhaltung, aber irgendwie war das Ganze ein bisschen peinlich. Nach ein paar Drinks wurde es besser. Nicht grandios, aber auf jeden Fall besser. Am Ende des Abends verabschiedeten wir uns mit einem Küsschen in Ehren (Danke, Alkohol!) und gingen getrennte Wege.
    Doch der Abend war damit dann doch noch nicht vorbei. Um ein Uhr morgens bekam ich eine SMS, in der sie mir schrieb: »Ich bin so aufgedreht, dass ich nicht schlafen kann.«
    Meine Freundin hatte recht, dachte ich. Die Blind-Date-Frau wollte sich nur amüsieren, denn anders ist eine solche SMS nicht zu erklären. Wäre sie auf etwas Ernsthaftes aus gewesen, hätte ich eine solche Nachricht nie bekommen, zumal sie über meine Absichten

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