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Brunftzeit

Brunftzeit

Titel: Brunftzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Humfrey Hunter
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an ihr interessiert war oder nicht. Er würde in einigen Wochen also möglicherweise mit weit geöffneten Armen auf sie zukommen, andererseits war es aber auch durchaus möglich, dass er überhaupt gar nicht auf sie zukommen würde. Für Alice ging es um alles oder nichts. Am schlimmsten aber war für sie, dass sie nichts tun konnte, um seine Entscheidung zu beeinflussen.
    Obwohl sie natürlich doch etwas tat. Und dieses Etwas war … nichts.
    Nichts?
    Ganz genau. Nichts.
    Indem sie gar nichts tat, setzte sie ihn nämlich auch gar nicht unter Druck. Sie wirkte auf ihn weder klammernd noch verzweifelt, was kein Mann attraktiv findet. Nicht, dass sie dieses »nichts« eigens aus diesem Zweck wirklich tat , nein – sie verhielt sich ruhig, weil sie eine kluge, verlässliche, emotional intelligente Frau war, die sich nicht auf Spielchen einließ und ihre Würde zu wahren wusste.
    Und genau aus diesem Grund konnte Andrew es nach einem Monat kaum erwarten, sie zu sehen.
Die Kunst, erfolgreich nichts zu tun
    Nichts zu tun bedeutete in diesem Fall wirklich, gar nichts zu tun. Ich hoffe, Sie verstehen, was ich damit meine. Nichts zu tun war eine kluge Taktik. Andrew musste aktiv werden und sich überlegen, was er eigentlich wollte. Vielleicht keimten bei ihm auch gewisse Zweifel auf, weil sie die Möglichkeit in Betracht zog, dass er keine Beziehung mit ihr wollte. Sie war auf diese Eventualität vorbereitet, und eine solche Reife beeindruckt uns Männer, die wir so einfach gestrickte Wesen sind. Sie hatte ihre Ansichten deutlich gemacht und würde bei der Entscheidung keinen Druck auf ihn ausüben.
    Der wesentliche Punkt der Angelegenheit ist folgender: Alice behielt so viel Kontrolle wie nur irgend möglich. Und sie blieb sich treu, schließlich hatte sie dafür gesorgt, dass Andrew wusste, was sie für ihn empfand. Dazu bedarf es einer gehörigen Portion Stärke und Klugheit – Züge, die wir Männer bewundern.
    Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie es Alice gelang, ihre Gefühle während dieses Monats zu zügeln und nicht Kontakt mit ihm aufzunehmen. Aber ich bewundere sie dafür zutiefst. Und vielleicht hätte Andrew sich auch für sie entschieden, wenn sie sich weniger überlegt verhalten hätte (ein Gedanke, der mir gefällt), aber das werden wir nie erfahren. Wir wissen lediglich, dass Alice eine kluge Frau ist, die die richtigen Dinge zum richtigen Zeitpunkt tat.
    Und noch etwas: Die Geschichte vermittelt zeitweise den Eindruck, als wäre Alice eine kalte Schneekönigin, eine berechnende Frau ohne Gefühle. Aber ich kenne sie wirklich gut und weiß, dass das absolut nicht stimmt. Sie ist warmherzig, klug und voller Selbstachtung. Andrew behandelt sie freundlich und mit großem Respekt, die beiden sind jetzt sehr glücklich miteinander.
    Und die Moral von der Geschichte?
    Es gibt sie tatsächlich, diese herzensguten Männer (zumindest einen).
    Manchmal muss man einfach nichts tun.
Geschichte B, Teil 1: das schlechte Ergebnis
    Bob ist siebenundzwanzig und hat eine gute, ein Jahr jüngere Freundin namens Beatrice. Sie haben zusammen studiert und sind eng befreundet. An den Wochenenden gehen sie gemeinsam aus, reden miteinander über Gott und die Welt und verstehen sich ganz ausgezeichnet.
    Bob und Beatrice haben nie jemals auch nur einen Kuss ausgetauscht, obwohl Bob ordentlich für Beatrice schwärmt. Er glaubt sogar, in die junge Frau verliebt zu sein. Für ihn ist jedes Treffen mit ihr eine Qual. Sie funktionieren zwar nach wie vor wie gute Freunde, er aber wünscht sich mehr. Sehr viel mehr.
    Hat Beatrice ihm jemals ein Zeichen gegeben, dass sie ähnlich für ihn empfindet? Bob ist sich nicht sicher. Sie freut sich immer, ihn zu sehen, trifft sich gern mit ihm und scheint die Zeit mit ihm zu genießen. Bedeutet das etwas? Bob weiß es nicht.
    Armer Bob.
    Monatelang quält sich Bob mit der Frage, was er tun soll. Alle seine Freunde wissen, wie es ihm geht und glauben, dass Beatrice nicht interessiert ist. Beatrice’ Freunde wissen es vermutlich auch und glauben vermutlich dasselbe. Aber niemand sagt dem armen Kerl klipp und klar, was er machen soll. Alle halten es für unwahrscheinlich, dass Beatrice sich auch in Bob verliebt, und jeder will ihm die Enttäuschung ersparen, aber andererseits ertragen seine Freunde es kaum noch, ihn so unglücklich zu sehen, zumal kein Ende des lieblosen Fegefeuers, durch das er wandelt, in Sicht ist. Auch für sie ist die Situation alles andere als einfach.
    Bob hat

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