Brunftzeit
verbuchen Sie es auf das Konto Erfahrung.
Die Geschichte, die mich erröten ließ
Die Kolumne lieferte mir den perfekten Vorwand für alle möglichen Versprechungen. Ich war der Mann, der niemals Nein sagt. Ich schwor Stein und Bein, alles, immer und sogar jederzeit auszuprobieren, ganz gleich, was es sein mochte. Ich redete zwar eine ganze Menge, ließ aber keine Taten folgen. Am Ende war nicht mehr als eine Hypnose meine insgesamt verrückteste Aktion. Die machte Spaß, war allerdings vollkommen unspektakulär. Aber zunächst will ich die Geschichte des dramatischsten »Nein!« erzählen, das ich dann doch sagte.
Ich unterhielt mich auf einer Medien-Party an der Bar mit der Frau neben mir. Sie war attraktiv – nicht umwerfend, aber attraktiv – und makellos gestylt. Mit ihren dunklen Haarenund ihrer schlanken, in ein enges schwarzes Kleid gehüllten Figur war sie nicht nur ein Hingucker, sondern schien auch Spaß am Flirten zu haben. Und sie trug einen Ehering.
Kein Problem, dachte ich, ein paar witzige Bemerkungen sind schließlich harmlos und machen einfach Spaß. Irgendwann stieß ihr Ehemann zu uns. Er stellte sich vor, und die Flachserei ging munter weiter.
Munterer als zuvor, wie ich feststellte, denn die Frau flirtete noch mehr als vorher, sie strich mir über den Arm und bedachte mich mit koketten Augenaufschlägen. Obwohl ich es merkwürdig fand, schien ihr Mann sich nicht daran zu stören. Also nahm ich an, dass sie einfach so war.
Wir unterhielten uns angeregt. Ich erzählte von meinem Leben als Single-Mann in London, und sie lachten über meine Storys auf diese selbstgefällige, etwas herablassende Art, mit der glücklich verheiratete Paare den Erzählungen von Singles zu lauschen pflegen. Wir sprachen über die Arbeit, und es stellte sich heraus, dass sie ihre eigene Firma leiteten, die in gewisser Weise mit meinem damaligen Job zu tun hatte.
Plötzlich fragte mich der Ehemann: »Möchten Sie nicht bei uns mitmachen?«
Ich war überrascht. »Das kommt ein bisschen plötzlich«, meinte ich. »Wir kennen uns gerade einmal zwanzig Minuten, und Sie wissen doch noch gar nichts über meinen Lebenslauf. Aber wer weiß, vielleicht passt es ja. Soll ich vielleicht in den nächsten Tagen einmal zu einem Gespräch in Ihr Büro kommen?«
Sie blickten sich an und grinsten.
»Nein«, sagte die Frau. Sie schob ihre Brüste gegen meinen Arm und streichelte meinen Nacken. »Das hat er nicht gemeint. Wollen Sie nicht heute Abend bei uns mitmachen? Bei uns zu Hause?«
Sie küsste mich sanft auf die Wange, und erst da fiel bei mir der Groschen. Ich wurde puterrot. Glücklicherweise war es so dunkel, dass sie es nicht sehen konnten.
»So etwas ist ehrlich gesagt nicht mein Ding«, stotterte ich und bemühte mich verzweifelt, cool zu klingen.
»Warum nicht?«, fragte die Frau und drängte sich an mich. »Gefalle ich Ihnen nicht?«
»Aber natürlich gefallen Sie mir«, erklärte ich. Ich wollte sie nicht vor den Kopf stoßen und wünschte mir sehnlichst, ein Loch würde sich im Erdboden auftun. »Es liegt an Ihrem Mann. Er ist mir ein wenig zu … nun ja, zu männlich.«
»Oh, er ist absolut hetero«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Ich bin es, die Sie begehrt. Er schaut nur zu.«
Ich urteile in der Regel nie in irgendeiner Form wertend über das Privatleben anderer Leute. Absolut nicht. Aber bei diesem unsittlichen Angebot fühlte ich mich ausgesprochen unbehaglich. Ich wollte nicht Teil der Sexspielchen dieses Paares sein und fühlte mich der Sache alles andere als gewachsen. Also sagte ich brav Nein danke und huschte zum Klo wie ein verängstigtes Kind.
Als ich schließlich wieder mutig genug war, mich auf die Party zu wagen, sah ich das Paar mit einem anderen Mann sprechen. Er wirkte nicht verängstigt, sondern eher zufrieden. Ich wünschte ihm im Stillen viel Glück und machte mich auf den Heimweg.
----
Rat eines Singles
Wählen Sie Ihren Partner für einen One-Night-Stand umsichtig aus – Sie sollten dabei also nicht zu betrunken sein.
Ihre Erwartungen sollten realistisch sein. Es geht nur um Sex, nicht um eine Beziehung.
Wenn Sie die Sache an irgendeinem Punkt beenden wollen, tun Sie es. Und wenn Sie wollen, dass er geht, sagen Sie es ihm. Aber bleiben Sie dabei höflich – auch Männer haben Gefühle.
Wenn Sie mit zu ihm nach Hause gehen, lassen Sie nichts Wichtiges dort liegen. Auch wenn das wirklich reiner Zufall war – es wird immer so aussehen, als hätten Sie es absichtlich getan.
Wenn er
Weitere Kostenlose Bücher